Beutelsbacher Konsens

Im Herbst 1976 fand in Beutelsbach eine Tagung der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg statt. Die politische Didaktik hatte sich gespalten. Es waren Gräben entstanden. Nun gab es Versuche, den wissenschaftlichen Diskurs zwischen den zerstrittenen Richtungen wieder in Gang zu bringen.
Hans-Georg Wehling hat nach der Tagung in Beutelsbach Ergebnisse von Referaten, aber auch seine eigenen subjektiven Eindrücke von Diskussionen im "Beutelsbacher Konsens" zusammengefasst. Wehling leitet seine Zusammenfassung mit den Worten "Unwidersprochen scheinen mir ..." ein. Walter Gagel spricht deshalb auch von "Konsenshypothesen" (Gagel 1996). Der von Wehling formulierte Konsens besteht, solange diesem von den Teilnehmern der Beutelsbacher Tagung nicht widersprochen wird.

Inhalt des Beutelsbacher Konsens:

Überwältigungsverbot - Indoktrinationsverbot

Überwältigungsverbot: Es ist nicht erlaubt, den Schüler - mit welchen Mitteln auch immer - im Sinne erwünschter Meinungen zu überrumpeln und damit an der Gewinnung eines "selbständigen Urteils" zu hindern.

Ausgewogenheit bzw. Kontroversität

Was in Wissenschaft und Politik kontrovers ist, muss auch im Unterricht kontrovers erscheinen.

Schülerorientierung

Der Schüler muss in die Lage versetzt werden, eine politische Situation und seine eigene Interessenlage zu analysieren, sowie nach Mitteln und Wegen zu suchen, die vorgefundene politische Situation im Sinne seiner eigenen Interessen zu beeinflussen.

(Beutelsbacher Konsens. In: Schiele/Schneider Hrsg.: Das Konsensproblem in der Politischen Bildung. Stuttgart 1977, 178-180.)

Einige Links zum Thema:


Kurze Zusammenfassung bei Wikipedia

Beutelsbacher Konsens in mehreren Übersetzungen
Der Orginaltext des Beutelsbacher Konsens in deutscher, englischer, französicher und spanischer Sprache. (Auf den Seiten der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg.)

Zusammenfassung des Beutelsbacher Konsens
Der Beutelsbacher Konsens, prägnant zusammengefasst auf den Seiten von politische-bildung-bayern.

Reicht der Beutelsbacher Konsens?
Auf den Seiten der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg findet sich das Inhaltsverzeichnis des Bandes: Didaktische Reihe
Band 16; Reicht der Beutelsbacher Konsens? Hrsg. von Siegfried Schiele und Herbert Schneider. 1996
Der Umgang mit dem Beutelsbacher Konsens erscheint zunächst recht einfach, weil die Formulierungen eindeutig klingen. Bei weiterer Vertiefung unter wissenschaftlichen und didaktischen Gesichtspunkten ergeben sich aber zahlreiche Fragen, denn die Diskussion um den Beutelsbacher Konsens ist differenzierter, als in den oft zitierten Regeln zum Ausdruck kommt. Es stellt sich die Frage, was er unter veränderten globalen und gesellschaftlichen Bedingungen bedeutet. Die in den 70er Jahren konzipierten Regeln werden heute von Autoren, die schon damals den "Beutelsbacher Konsens" mitinitiierten, aber auch von jüngeren Wissenschaftlern und Praktikern auf den Prüfstand gestellt und neu reflektiert.

Siegfried Schiele: Der Beutelsbacher Konsens kommt in die Jahre
Der Beitrag von Siegfried Schiele ist im Volltext auf den Seiten der Baden-Württembergischen Landeszentrale veröffentlicht.