Herculaneum

Geschichte, Untergang beim Ausbruch des Vesuvs, Wiederentdeckung
Noch etwas besser erhalten aber deutlich kleiner als Pompeji ist das beim gleichen Vulkanausbruch verschüttete Herculaneum.
Historisches Herculaneum
Insgesamt ist nicht viel über das antike Herculaneum bekannt. Der rechteckige Grundriss deutete jedoch auf eine griechische Gründung hin, wobei die Stadt allerdings seit 307 v. Chr. dem römischen Bereich zugeordnet werden kann. Die kleine Hafenstadt, deren Einwohner wohl hauptsächlich von Ackerbau und Fischfang lebten, beherbergte zum Zeitpunkt der Zerstörung rund 4000 Menschen, die sich auf etwa 20 Hektar verteilten. Neben der normalen Wohnbebauung fanden sich in der Stadt aber auch viele Villen mit Meerblick, die wohl reichen Römern gehörten und von diesen zur Sommerfrische genutzt wurden. Die bekannteste ist die außerhalb des Stadtkerns gelegene Villa dei Papiri des Lucius Calpurnio Pisonis (Schwiegervater von Cäsar).
Herculaneums Untergang
Wie auch Pompeji ist Herculaneum im August 79 untergegangen. Was dabei genau geschehen ist, ist nach wie vor noch nicht vollständig geklärt. Auf jeden Fall fand hier aber kein tagelanger Todeskampf statt, da die Stadt (nach Berichten von Plinius dem Älteren) bereits am zweiten Abend nach dem Ausbruch vollständig verschüttet war.
Zunächst schien es, dass Herculaneum vom Vulkanausbruch verschont geblieben ist, da der für Pompeji bereits zerstörerisch wirkende Bimsstein- und Lapilliregen auf Grund des Nordwestwinds die Stadt nicht erreicht hat.
Während man lange Zeit davon ausging, dass die Stadt relativ trivial unter einem einzelnen Schlammstrom begraben wurde, weisen neuere Überlegungen auf einen anderen Hergang hin: Bis zum Abend des 24. August 79 hatte sich eine riesige Eruptionssäule über dem Vesuv gebildet, die bis in die Stratosphäre reichte. Diese stürzte nun in sich zusammen und verursachte nacheinander mehrere verschiedene pyroklastische Ströme, die die Stadt erreichten.
  • Ein mehr als 400 °C heißer und bis zu 300 km/h schneller Strom überrollte die Stadt gegen 1 Uhr in der Nacht. Durch die enorme Hitze wurde bereits zu diesem Zeitpunkt alles Leben in und um Herculaneum ausgelöscht.
  • Nur rund eine Stunde später traf die Stadt ein weiterer pyroklastischer Strom, der viel Lockermaterial mit sich führte und die z. T. beschädigten Gebäude nach und nach damit verfüllte.
  • Am nächsten Morgen und am Vormittag erreichten zwei weitere pyroklatsiche Ströme die Stadt und füllen die Gebäude bis in die letzten Ecken mit dichtem und zähflüssigem Material.
Letztendlich war die Stadt unter einer bis zu 20 m mächtigen verfestigten Tuffsteinschicht eingeschlossen, die einerseits das Leben in der Stadt zerstört, andererseits aber auch die Gebäude und Strukturen nahezu perfekt konserviert hat. Auch knapp 2000 Jahre nach der Katastrophe ist der Erhaltungszustand teilweise noch hervorragend.
Herculaneums Wiederentdeckung
Über mehr als 1600 Jahre lag Herculaeneum unter seiner Tuffsteinschicht begraben. Erst im Jahr 1709 entdeckte ein Bauer durch Zufall beim Ausschachten eines Brunnens Teile des alten Theaters. Seither wurden mehr oder weniger systematisch die antiken Gebäude wieder freigelegt und viele Fundstücke in Museen verbracht.
Erst im Zeitraum von 1982 bis 1988 ist man auf das Gebiet des antiken Hafens gestoßen. Durch die damals gefundenen rund 250 Skelette musste man die Vorstellung über die letzten Stunden der Stadt anpassen. Während man vorher davon ausging, dass nahezu alle Bewohner die Stadt rechtzeitig verlassen konnten, wurde nun klar, dass einige Bewohner Schutz in den Gewölben der Bootshäuser gesucht haben und dort ums Leben gekommen sind.
Bis heute sind längst noch nicht alle Teile der antiken Stadt ausgegraben. Dies liegt sicherlich einerseits an den begrenzten finanziellen Mitteln, andererseits ist das antike Herculaneum aber mit der neuen Stadt Ercolano überbaut. So kommt es zu der eindrucksvollen Situation, dass die aktuellen Wohngebäude direkt oberhalb der antiken Bauwerke stehen und sie somit nahezu eine Einheit bilden.