Hier finden Sie Informationen zu den Bildungsplänen im Fach Geschichte, außerdem Unterrichtsmaterialien, Linksammlungen, Werkzeuge zur Eigenrecherche und Hinweise auf außerunterrichtliche Lernorte.

Badische Demokratie- und Diktaturgeschichte 1918 bis 1945 revisited: Die Vermittlungsangebote des Lernort Kislau e. V. – digital und analog

Gefördert vom Land Baden-Württemberg sowie von mehreren nord- und mittelbadischen Kommunen widmet sich der Lernort Kislau e. V. der Erforschung und Vermittlung badischer Demokratie- und Diktaturgeschichte in Weimarer Republik und NS-Zeit. Zentrales Ziel des Vereins ist es, einen Lernort auf dem Areal des ehemaligen Konzentrationslagers Kislau südlich von Heidelberg zu errichten. Neben mehreren mobilen Formaten hält der Verein auch verschiedene digitale Angebote bereit, die ganz auf den Einsatz im Schulunterricht zugeschnitten sind.

Geschichtsportal "Nicht mit UFOs"

Mit dem Geschichtsportal Nicht mit UFOs hat der Lernort Kislau e. V. eine Lern-Plattform entwickelt, die Jugendliche und junge Erwachsene auf abwechslungsreiche Art und Weise an die Geschichte des Landes Baden in den Jahren 1918 bis 1945 heranführt. Sei es im Schulunterricht oder völlig unabhängig davon: mit kurzen, fundierten Texten, einer Vielzahl an historischem Bildmaterial sowie interaktiven Funktionen eröffnet das Portal seinen Nutzerinnen und Nutzer einen spannenden Zugang zur Geschichte des Nationalsozialismus.

Bebilderte Kurztexte rücken symptomatische Aspekte von Verfolgung, Widerstand und Exil unter dem NS-Regime in den Blick und fügen sie zu einem repräsentativen Gesamtbild zusammen. Motion Comics machen Geschichte anschaulich und begreifbar. Eine Quiz-Reihe lädt dazu ein, die in den Filmen aufgeworfenen Themen zu vertiefen. Das Geschichtsportal befindet sich noch im Aufbau, weitere Inhalte werden fortlaufend eingepflegt. Doch schon jetzt lassen sich in den folgenden Rubriken zahlreiche Beiträge entdecken:

Orte: Auf einer Karte sind Orte von Widerstand und Verfolgung markiert. Per Mausklick können nähere Informationen abgerufen werden.

Ereignisse: Entlang einer Zeitleiste werden Ereignisse der Jahre 1918 bis 1945 kurz und knapp beschrieben und zu anderen Informationen, die sich auf dem Portal finden, in Bezug gesetzt.

Personen: In biografischen Skizzen wird das Wirken von Menschen beleuchtet, die in der Weimarer Republik und in der NS-Zeit für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte stritten.

Organisationen: Parteien, Gruppen und Verbände, die im Kampf gegen rechts aktiv waren, werden in Text und Bild vorgestellt.

Begriffe: Im Lexikon werden politische Begriffe wie ‚Demokratie‘ oder ‚Widerstand‘ und Nazi-Begriffe wie ‚Landesverräter‘ oder ‚Rasse‘ gut verständlich erläutert.

Motion Comics

Über historische Informationen hinaus finden sich auf dem Portal mehr als ein Dutzend animierte Bildergeschichten. In einer einfachen und verständlichen Bildsprache möchte der Verein mit diesen sogenannten Motion Comics einen etwas anderen Zugang zur badischen Demokratie- und Diktaturgeschichte der Jahre 1918 bis 1945 eröffnen und Handlungsspielräume im Angesicht von Ausgrenzung und Gewalt aufzeigen.

Motion Comic Szenenbild Streng geheim und sehr gefährlich

Abbildung: Szenenbild des Motion Comics Streng geheim und streng gefährlich

In den rund fünf Minuten langen Kurzfilmen werden wahre Begebenheiten rund um Widerstand und Verfolgung aus der Perspektive jeweils einer beteiligten Person geschildert. Von der Schülerin, die verbotenes Schriftenmaterial über die Grenze ins Deutsche Reich schmuggelte, über den 16-jährigen Fahrradkurier bis hin zum ehemaligen deutschen Reichskanzler, vom Studenten über die Journalistin bis hin zum katholischen Priester: der biografische Ansatz und der regionale Bezug ermöglichen einen niederschwelligen Einstieg in die historische Thematik. Darüber hinaus bieten die Motion Comics zahlreiche Anknüpfungspunkte zum Bildungsplan. So lassen sich von ihnen ausgehend Themen wie Antisemitismus, Pressefreiheit, "Gleichschaltung", früher und später Widerstand, die Rolle der Kirchen in der NS-Zeit und vieles mehr behandeln.

Die Texte und Zeichnungen der Motion Comics werden auf Basis intensiven Quellenstudiums erarbeitet. Da die Filme aus der Ich-Perspektive erzählt werden, beinhalten sie allerdings semifiktionale Elemente. Dieser Aspekt lässt sich gegebenenfalls quellenkritisch im Geschichtsunterricht aufgreifen. 

Quiz-Reihe "Geschichte bewegt"

Um den Einsatz der Motion Comics im Unterricht zu erleichtern, hat das Team des Lernort Kislau e. V. zu jedem seiner Filme ein Quiz entwickelt. Die daraus hervorgegangene Quiz-Reihe "Geschichte bewegt" bietet Schülerinnen und Schüler einen spannenden Zugang zum Thema Nationalsozialismus. Die Quiz bringen Abwechslung in den Schulalltag und eröffnen ihnen die Möglichkeit, sich historische Inhalte selbst zu erschließen. Auf kurzweilige Art und Weise befassen sie sich mit signifikanten Ereignissen in Weimarer Republik und NS-Zeit und setzen sich mit Persönlichkeiten auseinander, die sich den Nationalsozialisten mutig in den Weg gestellt haben.

Symbolbild der Quizreihe Visual Quiz in der Klasse

Abbildung: Symbolbild der Quizreihe Visual Quiz in der Klasse des Lernort Kislau 

Alle Quiz folgen demselben Schema: Erst sehen sich die Schülerinnen und Schüler den Motion Comic an. Anschließend beantworten sie Fragen zur Handlung sowie zu den historischen Hintergründen und stellen Bezüge zur Gegenwart her. Am Anfang jedes Quiz stehen acht Verständnisfragen zum Motion Comic, mit deren Hilfe sich die Schülerinnen und Schüler die Handlung nochmals vergegenwärtigen können. Anhand von zwei kurzen Quellen wird danach das Schwerpunktthema des Quiz vertieft. Zu jeder Quelle sind vier Fragen zu beantworten. Abschließend gilt es sich zu positionieren: Vier Meinungsfragen regen zum Nachdenken an und ermöglichen es den Schülerinnen und Schüler, einen Bezug vom historischen Geschehen zu ihrer eigenen Lebenswelt herzustellen. Insgesamt umfasst jedes Quiz 20 Fragen, die entweder per Multiple Choice oder per Freitext beantwortet werden. Die Bearbeitung dauert etwa 30 Minuten.

Die Quiz sind auf dem Geschichtsportal Nicht mit UFOs in zwei Versionen verfügbar: als Online-Quiz und im PDF-Format zum Download. Falls die Quiz online bearbeitet werden, wird den Schülerinnen und Schüler gleich angezeigt, ob sie Fragen korrekt beantwortet haben oder wie mögliche richtige Antworten aussehen könnten. Anschließend können sie ihre Ergebnisse als PDF-Datei abspeichern und diese gegebenenfalls an ihre Lehrkraft versenden. Das Portal ist für die mobile Ansicht optimiert, dennoch empfiehlt sich die Nutzung von Tablets oder größeren Geräten.

Alternativ zur Online-Lösung können die Quiz auch offline bearbeitet werden. Kopierfähige Versionen zum Herunterladen finden sich ebenfalls auf dem Portal. Alle Arbeitsblätter haben einen Umfang von vier Seiten. Sie lassen sich daher entweder auf zwei DIN-A4-Blättern oder – verkleinert – auf einem DIN-A4-Blatt ausdrucken.

Die folgende Auflistung bietet einen Quiz-Überblick und die thematischen Schwerpunkte

  • Emil Julius Gumbel und der Rechtsextremismus,1919ff., Heidelberg, Verteidigung der Demokratie, alte Eliten, Antisemitismus, rechte Morde in der Weimarer Republik, rechte Justiz, Bücherverbrennungen (Anspruchsniveau +++)
  • Joseph Wirth und die gewaltsamen Angriffe auf die Republik, 1922, Freiburg bzw. Berlin, Rathenau-Mord und andere Politiker-Morde, Freikorps, ‚Organisation Consul‘, wehrhafte Demokratie (Anspruchsniveau ++)
  • Jakob Trumpfheller und die Zerstörung der Demokratie, 1932, Mannheim, NS-Ideologie, Antisemitismus, Missachtung demokratischer Institutionen, rechte Justiz (Anspruchsniveau ++)
  • Käthe Vordtriede und das Ende der Pressefreiheit, März 1933, Freiburg, "Machtergreifung", "Gleichschaltung", Nazi-Terror, Ende der Pressefreiheit, Zerschlagung der Presselandschaft (Anspruchsniveau +)
  • Adam Remmele und die Nazi-Propaganda, Mai 1933, Karlsruhe, NS-Propaganda, frühe Konzentrationslager (Anspruchsniveau +)
  • Kurt Hilbig und der frühe Nazi-Terror, Juni 1933, Freiburg, Südbaden, Willkürherrschaft, Verfolgung der Kommunisten, frühe Konzentrationslager, ‚Schutzhaft‘ (Anspruchsniveau ++)
  • Augustin Kast und die ‚Gleichschaltung‘ des Katholizismus, Juli 1933, Ettlingen, "Gleichschaltung", Verfolgung und Widerstand der Katholiken (Anspruchsniveau ++)
  • Eugen Kern und der frühe Widerstand gegen das NS-Regime, 1933, Karlsruhe, Mannheim, früher sozialdemokratischer Widerstand, ‚Gleichschaltung‘ der Medien, Verfolgung der SPD (Anspruchsniveau +)
  • Heinz Kappes und der demokratische Flügel der evangelischen Kirche, Karlsruhe, Religiöser Sozialismus, Zivilcourage, Verfolgung protestantischer Pfarrer, Exil (Anspruchsniveau +++)
  • Franz Stattelmann und die Rolle der katholischen Kirche im NS-Regime, 1935, Plankstadt, Rhein-Neckar-Region,  Verfolgung und Widerstand katholischer Priester, Reichskonkordat (Anspruchsniveau ++)
  • Anna Denz und der Widerstand der Zeugen Jehovas, 1930er Jahre, Lörrach, Schriftenschmuggel, Flucht (Anspruchsniveau ++)
  • Hermann Maas und die Verfolgung der badischen Juden, 1940, Heidelberg, Rassenantisemitismus, Palästina, Novemberpogrom, Deportationen nach Gurs, Rettungswiderstand, (Anspruchsniveau ++)
  • Heinz Bollinger und der Widerstand der Weißen Rose, 1943, Freiburg, später Widerstand, Weiße Rose (Anspriuchsniveau ++)

Analoge Angebote

Über die genannten digitalen Formate hinaus hat der Lernort Kislau e. V. zahlreiche weitere Angebote im Programm:

Auf Anfrage und abhängig von seinen zeitlichen Kapazitäten bietet das Lernort-Team 45- bis 90-minütige Führungen rund um die Kislauer Schlossanlage an. In diesem Rahmen erfahren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht nur viel über die Geschichte des Orts in der NS Zeit, sondern auch über die Funktionen, die den einzelnen Gebäudekomplexen damals zukamen. Zudem hat das Lernort-Team verschiedene Workshop-Formate entwickelt, in denen ein Bogen von der badischen Demokratie- und Diktaturgeschichte der Jahre 1918 bis 1945 in die Gegenwart gespannt wird.

Darüber hinaus hat das Lernort-Team ein mobiles Geschichtslabor für junge Menschen konzipiert, mit dem es seit 2021 durch den badischen Landesteil tourt. An den acht interaktiven Doppelstationen des Mitmachformats können sich die Nutzerinnen und Nutzer nicht nur mit Rolle und Funktion des Konzentrationslagers Kislau in der NS-Zeit, sondern auch mit zentralen Gegenwartsfragen rund um Demokratie und Rechtsstaatlichkeit befassen.

Das Geschichtslabor lässt sich eigenständig erkunden. Je nach Zeit und Interesse bietet das an der Eingangsstation bereitgehaltene "Labor-Heft" Unterstützung. Lehrerinnen und Lehrer, die das Labor mit Schulklassen nutzen möchten, finden auf der Webseite des Vereins einen Leitfaden für Lehrkräfte mit Tipps und Kopiervorlagen für das Arbeiten in Kleingruppen.
Alle vier bis sechs Wochen wechselt das Geschichtslabor seinen Standort. So erreicht es viele Menschen – ob in Schulen, Bibliotheken, Museen oder anderen Bildungseinrichtungen. Informationen zum Tour-Plan sowie zum Verleih sind auf der Webseite des Vereins zu finden.

Kontakt:

Lernort Kislau e. V.
Ettlinger Straße 3a
76137 Karlsruhe

Linkliste und weiterführende Literatur

Webseite des Lernort Kislau e. V.

Geschichtsportal Nicht mit UFOs

Motion Comics auf dem Geschichtsportal des Lernort Kislau e. V. 

Motion Comics auf dem YouTube-Kanal des Lernort Kislau e. V. 

Quiz-Reihe Geschichte bewegt

Anmeldung zum Newsletter des Lernort Kislau e. V. 

Weitere Info-Materialien und didaktische Handreichungen finden sich stets aktuell unter dem Reiter Service auf der Webseite des Vereins

Borgstedt, Angela: Das nordbadische Kislau: Konzentrationslager, Arbeitshaus und Durchgangslager für Fremdenlegionäre. In: Wolfgang Benz und Barbara Distel (Hg.): Herrschaft und Gewalt. Frühe Konzentrationslager 1933–1939. Berlin 2002, S. 217-229.

Hankeln, Laura: Interniert in Kislau. Ausgrenzung und Verfolgung von Bettlern und Landstreichern im nordbadischen Arbeitshaus (1930–1938). In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 167 (2019), S. 337-390.

Hoffend, Andrea und Andreas Schulz: Geschichtsarbeit im Dienste des Demokratie-Erhalts? Das Projekt Lernort Kislau. In: GedenkstättenRundbrief Nr. 186 (Juni 2017), S. 12-22.

Lehnen, Luisa: Das Konzentrations- und Bewahrungslager Kislau (1933–1939). Ein Werkstattbericht. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 167 (2019), S. 299-336.


Ausdrücklicher und großer Dank gilt Fabienne Bitz und Luisa Lehnen (Lernort Kislau e. V.) für die Zusammenarbeit bei der Erstellung dieses Moduls.

 


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Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
Quelle: https://www.schule-bw.de

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