3. Station: Nikolaus I. (1825 - 1855)
Zar Nikolaus I. |
Zar Alexander I. starb am 1. Dezember 1825. Nikolaus I. trat am 24. Dezember seine Nachfolge an, am 26. Dezember wurde von liberal gesinnten adligen Offizieren in der russischen Armee ein schlecht organisierter Putschversuch unternommen, der vom neuen Zaren aber schnell niedergeschlagen wurde, nicht nur weil er schlecht geplant war, sondern weil die liberalen Kräfte in der russischen Gesellschaft keinen Rückhalt besaßen. Die Dekabristen (vom russischen Wort dekabr = Dezember, so wurden die Aufständischen später genannt) wandten sich gegen Leibeigenschaft, Zensur und Polizeistaat und traten für eine konstitutionelle Monarchie oder sogar eine Republik ein. Für die Reformkräfte in Russland waren sie aber trotz ihres Misserfolgs lange Zeit Vorbilder.
Nikolaus I. betrieb fortan eine extrem konservative Innen- und Außenpolitik auf der alten Linie der Autokratie. Während sich Mittel- und Westeuropa in dieser Zeit in der Epoche von Restauration und Vormärz befanden, unterstützte Nikolaus I. als "Gendarm Europas" die monarchisch-konservativen Kräfte, indem er 1831 den polnischen Aufstand und 1849 auf Bitten Österreichs den ungarischen Aufstand niederschlug.
Auf Kosten Persiens und der Türkei erreichte Nikolaus I. einige Gebietsgewinne. Sein Bestreben, die Meerengen zwischen Mittelmeer und Schwarzem Meer zu kontrollieren, stieß allerdings nicht nur auf den Widerstand des Osmanischen Reiches, sondern auch der europäischen Großmächte.
Hinter dem russischen Druck auf die Türkei stand nicht nur das Bestreben, ungehindert das Schwarze Meer verlassen und in das Mittelmeer einfahren zu können, sondern auch die Idee, die nationalen Bestrebungen der orthodoxen slawischen Völker des Balkans, sich von der islamischen Herrschaft der Osmanen zu befreien, zu unterstützen und diese unter russischen Einfluss zu bringen (Panslawismus).
Österreich hingegen wollte eine russische Vorherrschaft auf dem Balkan verhindern, während England seine Verbindung nach seiner Kolonie Indien sichern wollte und wichtigster Handelspartner der Osmanen war. Auch England hatte kein Interesse an einer Ausweitung der russischen Macht, weder am Bosporus noch in Asien.
Der Krimkrieg 1853 - 1856 zwischen Russland einerseits und England, Frankreich (Ziel: Prestige), Sardinien-Piemont (Ziel: Unterstützung Frankreichs für die italienische Einigung) und der Türkei (Ziel: Verteidigung ihres Territoriums und ihres Status) andererseits endete schließlich mit einer großen militärischen Niederlage für Russland. Weder Flotte noch Heer Russlands waren auf der Höhe der Zeit, und so wurde überdeutlich, dass das Land - ebenso wie Preußen nach der Niederlage von 1806 bei Jena und Auerstedt - innere Reformen benötigte. Österreich griff in den Krieg nicht ein, sympathisierte aber mit den Gegnern Russlands.
Noch vor Kriegsende starb Nikolaus I. am 2. März 1855.
Aufgaben:
- Erkläre die Bezeichnung "Dekabristen", stelle ihre Ziele dar und begründe, warum sie gescheitert sind.
- Stelle dar, welche Aufstände Nikolaus I. in Europa niederschlug, und erkläre, warum er dies tat.
- Zeichne ein Schema der Bündnisse im Krimkrieg und trage die Motive der Kriegsparteien für die Teilnahme am Krieg ein.
Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
Quelle: https://www.schule-bw.de
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