Der Weg der US-amerikanischen Frau zu mehr Gleichberechtigung
Im 19. Jahrhundert waren Frauen in den USA und Europa noch massiv benachteiligt. Ein Studium wurde ihnen zumeist verwehrt, das Wahlrecht wurde ihnen vorenthalten, eine ganze Reihe von Berufen war ihnen nicht zugänglich, ihre Rolle wurde in bürgerlichen Verhältnissen auf Familie, Kindererziehung, Hausarbeit, Vermittlung religiöser Kenntnisse an die Kinder und auf ihre Rolle als treue Ehegattin beschränkt. Ihren Ehemännern waren sie zu Gehorsam verpflichtet, er konnte sie sogar züchtigen.
Als 1840 in London der Weltkongress für die Abschaffung der Sklaverei stattfand, wurde Lucretia Mott und ihren Mitstreiterinnen die Teilnahme verweigert. "Gemeinsam mit Elizabeth Cady Stanton mobilisierte sie andere Abolitionistinnen, was 1848 zu einem Frauenrechtskongress in Seneca Falls und der dort verabschiedeten Seneca Falls Declaration führte. Der Kongress und die Deklaration gelten als Beginn der US-amerikanischen Frauenbewegung" ( Quelle: wikipedia ). Die Seneca Falls Declaration oder Declaration of Sentiment wurde von Elizabeth Cady Stanton entworfen ( Declaration of Sentiment: Übersetzung).
Im Mai 1890 gründeten Elizabeth Cady Stanton und Susan B. Anthony die National American Woman Suffrage Association ( NAWSA), eine Frauenrechtsorganisation, die sich für das Frauenwahlrecht einsetzte und durch den Zusammenschluss zweier schon 1869 gegründeten Vorgängerorganisationen entstand.
"Als Suffragetten (von engl./franz. suffrage, „Wahl“) bezeichnete man Anfang des 20. Jahrhunderts mehr oder weniger organisierte radikale Frauenrechtlerinnen in Großbritannien und den USA (hier war die selbstgewählte Bezeichnung eigentlich suffragist), die mit passivem Widerstand, Störungen offizieller Veranstaltungen bis hin zu Hungerstreiks für ein allgemeines Frauenwahlrecht eintraten. Die Suffragettenbewegung wurde überwiegend von Frauen aus dem Bürgertum getragen" ( Quelle: wikipedia).
Eine von ihnen war Victoria Woodhull. Die feministische Brokerin und Verlegerin war Führungsfigur der Ersten Internationalen in den USA.
Im April 1870 erklärte sich Victoria Woodhall in einem offenen Brief selbst zur Präsidentschaftskandidatin. Ob dies legal war oder nicht, war umstritten. Sie war zu jung, und sie war eine Frau; sie hätte nicht einmal wählen dürfen. Dennoch schrieb die damals 32-Jährige im New York Herald: "Während andere die Gleichheit von Frauen und Männern behaupteten, stellte ich sie durch erfolgreiches geschäftliches Engagement unter Beweis; während andere zu zeigen versuchten, dass es keine gültigen Gründe gäbe, Frauen Männern gegenüber als sozial und politisch minderwertiger zu behandeln, betrat ich verwegen die Arena (…) der Geschäftswelt und übte die Rechte aus, die ich bereits besaß. Deshalb beanspruche ich das Recht, für die stimmlosen Frauen in diesem Land zu sprechen. Im Glauben daran, dass die noch bestehenden Vorurteile gegenüber Frauen in der Öffentlichkeit bald verschwinden werden, erkläre ich mich hiermit zur Kandidatin für das Präsidentschaftsamt" ( Quelle: taz).
Eine weitere Aktion startete Susan Brownell Anthony. "Am 1. November 1872 erschien sie in einem Wahlbüro in Rochester (New York) und drohte die Angestellten des Büros wegen Behinderung bei der Ausübung ihres Wahlrechtes zu verklagen, falls sie nicht registriert würde. Sie wurde daraufhin für die Präsidentschaftswahl registriert und gab am 5. November ihre Stimme ab. Über diese Wahl wurde in zahlreichen Zeitungen berichtet und es kam schließlich zur Anklage. In dem zweitägigen Verfahren berief sich Susan B. Anthony auf den 14. Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten. Das Gericht vertrat die Auffassung, das Wahlrecht würde nicht hiervon erfasst, die so durch den Richter belehrte Jury verurteilte daraufhin Susan B. Anthony zu einer Geldstrafe in Höhe von 100 $" ( Quelle: wikipedia).
1920 führten die Bemühungen der Frauenrechtlerinnen in den USA endlich zum Erfolg. Der ( 19. Zusatzartikel) zur Verfassung der Vereinigten Staaten trat in Kraft. Er lautet: „Das Wahlrecht der Bürger der Vereinigten Staaten darf von den Vereinigten Staaten oder einem Einzelstaat nicht auf Grund des Geschlechts versagt oder beschränkt werden. Der Kongress ist befugt, diesen Zusatzartikel durch entsprechende Gesetze zur Durchführung zu bringen.“ Der Hintergrund ist der Erste Weltkrieg, in dem die Frauen in den USA (und in Europa) eine kriegswichtige Rolle gespielt hatten. Daher konnte ihnen das Wahlrecht nicht länger vorenthalten werden.
Damit waren faktische Benachteiligungen der Frauen in der Gesellschaft aber noch nicht überwunden. Erst nach weiteren Anläufen v.a. nach dem Zweiten Weltkrieg konnten weitere Fortschritte in der Frauenemanzipation erreicht werden.
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Aufgaben:
- Arbeite die wichtigsten Stationen auf dem Weg zum Frauenwahlrecht heraus.
- Zeige, inwiefern die Frauenrechtsbewegung eine internationale Bewegung war.
- Die
Declaration of Sentiment:
- Untersuche, woran sich die Formulierungen der Deklaration anlehnen, und begründe.
- Greife einige der Forderungen der "Declaration of Sentiment“, die dir besonders wichtig erscheinen, heraus und erläutere sie.
- Nimm Stellung: Inwieweit teilst du die Schuldzuweisung an den Mann, die in der Deklaration vorgenommen wird?
Vertiefung/Binnendifferenzierung:
Persönlichkeiten der amerikanischen Frauenbewegung des 19. Jahrhunderts
Finde heraus, welche Voraussetzungen die Frauen mitbrachten, dass sie zu Vorkämpferinnen der Emanzipation werden konnten.
Untersuche die drei Frauen auf Gemeinsamkeiten.
Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
Quelle: https://www.schule-bw.de
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