Reagans Rhetorik
[...Die] Sichtweise eines nicht überlebensfähigen, repressiven politischen Systems in der UdSSR zieht sich seit den sechziger Jahren durch Reagans Reden und Schriften. In einer Rede aus dem Jahr 1962 nannte er die UdSSR eine weltweit agierende Macht, die das amerikanische System der freien Wirtschaft zerstören und einen sozialistischen Staat erringen wolle. Im Mai 1975 erklärte er, dass der Kommunismus eine "Form von Geisteskrankheit" ("form of insanity") sei, die eines Tages vom Antlitz der Welt verschwinden werde, weil sie der "menschlichen Natur widerspreche". Im Mai 1981 erklärte er anlässlich einer Rede vor der Notre Dame Universität, dass die nächsten Jahre eine große Zeit für Amerika, für die Sache der Freiheit und der Zivilisation sein werden. Der Westen werde den Kommunismus nicht nur eindämmen, sondern überwinden und als "bizarres Kapitel in der Geschichte des Menschen" entlarven, "dessen letzten Seiten gerade geschrieben werden". Im März 1982 notierte Reagan in sein Tagebuch: "Informationen über den Zustand der sowjetischen Wirtschaft. Sie stecken in einer ausgesprochen schlechten Situation, und falls wir ihnen die Kredite kürzen, müßten sie klein beigeben oder hungern." Im Juni nannte er die UdSSR eine Macht; die sich gegen die "Gezeiten der Geschichte" stemme. Im März 1983 bezeichnete er die Sowjetunion als das "Reich des Bösen" und setzte sie durch ein beispielloses US-Aufrüstungsprogramm militärisch und technologisch unter Druck.
Ronald Reagan - der Cowboy als Präsident (1975) |
Der ehemalige Direktor des amerikanischen Geheimdienstes CIA, Robert Gates, notierte in seinem Buch "From the Shadows", dass Reagan davon ausging, dass er die Sowjetunion noch während seiner Amtszeit besiegen könne. Reagans Kritik an der Kremlführung, sein Insistieren auf einer amerikanischen militärischen Überlegenheit und die moralische Verurteilung der zweiten Großmacht trugen jedoch auch Risiken in sich. Wie würde die UdSSR, die zu Beginn der achtziger Jahre durch eine überalterte Führungsschicht politisch geschwächt war, auf die neue amerikanische Herausforderung reagieren? Würde sie beweisen wollen, dass sie keine bloß zweitrangige Macht war und die Konfrontation mit den USA offensiv annehmen? Dass im Verlauf der achtziger Jahre ein Generationenwechsel an der Spitze der Partei- und Staatsführung der Sowjetunion anstand, war offensichtlich. In welche Richtung sich Politbüro und Zentralkomitee in einer Phase der außenpolitischen Krise entwickeln würden, war hingegen schwer vorherzusagen. Diese Unsicherheit über die mögliche Reaktion der Gegenseite auf die permanente Bedrohungsrhetorik der USA war ein Aspekt, der die Amtszeit Reagans so gefährlich machte.
Zwei politische Hardliner: Margret Thatcher und Ronald Reagan (1981) |
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Reagan während eines Wahlkampfauftritts 1984 in Austin, TX |
Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
Quelle: https://www.schule-bw.de
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