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Arminius gegen Flavus

Einführung

Arminius war der Führer des allgemeinen Germanenaufstands zwischen Rhein und Weser gegen die römische Herrschaft im Jahre 9 n.Chr. Er vernichtete in diesem Jahr in der Schlacht im Teutoburger Wald drei römische Legionen unter dem Oberbefehl des römischen Statthalters Quinctilius Varus. In der Folge räumte Kaiser Augustus das von den Römern besetzte Gebiet zwischen Rhein und Elbe. Unter seinen Nachfolgern wurden Strafexpeditionen gegen die Germanen durchgeführt, wobei Streit zwischen den germanischen Adelsfamilien den Römern half. Zur Eroberung der Gebiete zwischen Rhein und Elbe durch die Römer kam es aber nicht mehr.

Flavus war der Bruder des Arminius. Das Zusammentreffen der Brüder ist von dem römischen Historiker Tacitus bezeugt.


Der Bericht des Historikers Tacitus

Annalen, Band II, 9-10

9. Der Weserstrom floss zwischen den Römern und [den germanischen] Cheruskern hindurch. Am Ufer desselben stand mit den übrigen Volkshäuptern Arminius und erkundigte sich, ob Germanicus angelangt sei. Als dieses bejaht wurde, bat er um eine Unterredung mit seinem Bruder. Dieser diente bei dem [römischen] Heer unter dem Beinamen Flavus mit ausgezeichneter Treue und hatte wenige Jahre zuvor unter des Tiberius Heerführung durch Verwundung ein Auge verloren. Es wurde bewilligt und beim Zusammentreffen begrüßt ihn Arminius. Dann entfernt er seine Leibwache und verlangt, dass auch die an unserm Ufer aufgestellten Bogenschützen abzögen. Als sie fort waren, fragt er den Bruder, woher die Verunstaltung seines Antlitzes käme. Wie dieser den Ort und das Treffen angibt, fragt er, welche Belohnung er empfangen hätte? Flavus führte erhöhten Sold, die Halskette, den Ehrenkranz und andere kriegerische Gaben an, wobei Arminius den elenden Sklavensold belacht.

10. Nun begannen sie einander gegenüber stehend. Der eine [Flavus] erhebt die römische Größe, die Macht des Cäsars, die schwere Bestrafung der Besiegten; wenn jener [Arminius] sich ergäbe, fände er alsobald Gnade; seine Gattin und sein Sohn würden durchaus nicht feindselig behandelt. Der andere [Arminius] erwähnt des Vaterlands heilige Ansprüche, die angestammte Freiheit, die heimischen Götter Germaniens, die Mutter, die mit ihm ihre Bitten vereinige, dass er [Flavus] doch nicht an Verwandten und Angehörigen, ja an seiner Nation, ein Ausreißer und Verräter, statt ihr Oberfeldherr sein wolle. Allmählich gerieten sie in Zank, so dass nicht einmal der dazwischen rinnende Fluss sie abhielt, handgemein zu werden, hätte nicht der herzueilende Stertinius den zornerfüllten Flavus, der Ross und Rüstung forderte, zurückgehalten. Gegenüber sah man den Arminius, wie er drohte und die Schlacht ankündigte; denn er warf vieles in lateinischer Sprache dazwischen, da er im römischen Lager als Anführer seiner Landsleute gedient hatte.

(nach: C. Cornelius Tacitus: Werke. Zweite Abtheilung, Jahrbücher (Annalen), übersetzt von H. Gutmann, Stuttgart, 1840; Text sprachlich leicht modernisiert und Rechtschreibung heutigen Vorschriften angepasst - Zur originalen Übersetzung; books.google.de)


Aufgaben

  1. Erläutere kurz, wer die beiden Brüder sind und in welchem Zusammenhang das Treffen zwischen den beiden steht.
  2. Arbeite die Argumente des Arminius und des Flavus heraus und stelle sie in einer Tabelle einander gegenüber.
  3. Erkläre die unterschiedliche Einstellung der Brüder.

Vertiefung/Binnendifferenzierung

Hermannsdenkmal im Teutoburger Wald
Hermannsdenkmal
Wieso das Hermannsdenkmal nicht Arminiusdenkmal heißt, liegt an der Übersetzung des Namens "Arminius" mit "Hermann". Die Inschrift auf dem Schwert des Arminius lautet: "Deutsche Einigkeit, meine Stärke / Meine Stärke, Deutschlands Macht." Der Bau des Denkmals wurde 1875 beendet, 4 Jahre nach der Ausrufung des Deutschen Kaiserreichs nach drei Einigungskriegen, die Fürst Bismarck geführt hatte. Der Gegensatz zu Frankreich, gegen welches der letzte Einigungskrieg geführt worden war und das unter Napoleon weite Teile Deutschlands besetzt oder abhängig gemacht hatte, war allgegenwärtig.

  • Erkläre, was das Denkmal mit dem Deutsch-Französischen Krieg zu tun hat.
  • Interpretiere die Inschrift auf dem Schwert.

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