Die Schattenseite der ersten Globalisierung: Die Pest verbreitet sich in Asien und Europa
Ausbreitung der Pest von Asien nach Europa
Bild: Peter Palm, Berlin
Hohe Auflösung
Das Pestbakterium (yersinia pestis) ist ursprünglich eine Krankheit von Nagetieren, die vor allem im
Gebiet des Himalaya lebten. Sie wurde auch teilweise über den Menschen übertragen, konnte sich aber
wegen der Abgeschiedenheit der Dörfer im Himalaya nicht ausbreiten. Das änderte sich mit der Unterwerfung
dieses Gebiets durch die Mongolen und die Anbindung dieser Gegenden an die Seidenstraße. Nun konnten sich
sowohl die infizierten Nagetiere wie auch die Überträger auf den Menschen, die Rattenflöhe weiter verbreiten.
Diese „reisten“ teilweise auf den Wagen mit oder auch an den Pferden, Kamelen oder den Menschen selbst. S
o erreichte der Pesterreger auf drei Arten Zentralasien: Über die sich ausbreitende Rattenpopulation,
den Rattenfloh und auch bereits infizierte Menschen, die den Erreger in sich trugen. Wohl um 1331
erreicht die Pest China, wo es 1334 zu einem ersten heftigen Ausbruch kam. Von dort aus verbreitete
sich das Pestbakterium über Land und Meer westwärts, wobei der Landweg sogar „schneller“ war als der
Seeweg: Die Pest erreichte Caffa auf der Krim 1346, während sie Bagdad auf dem Seeweg erst 1347 erreichte.
Von Caffa, einer genuesischen Handelskolonie am Schwarzen Meer, kam die Pest mit Handelsschiffen nach G
enua und erreichte dadurch Europa. Gerade in den großen oberitalienischen Städten, die auch große
Rattenverkommen beherbergten, konnte sich der Erreger leicht vermehren. In den dichtbevölkerten G
ebieten Chinas, Persiens und Europas breitete sich die Pest aber nicht nur entlang der Hauptverkeh
rsstraßen aus, sondern auch in allen Abzweigungen. Kaum ein Dorf wurde verschont.
Die Verluste waren dramatisch: In den großen Handelsstädten wie Venedig, die direkt mit Asien Handel
betrieben, starben 60% der Bevölkerung, in Europa insgesamt wohl 25 Millionen Menschen. In China war
es wohl noch schlimmer: Von den 110 Millionen Menschen dürfte knapp die Hälfte in diesen Jahren an der
Pest gestorben sein.
Der Rattenfloh
Bild: by Necrophorus via wikipedia commons
Quelle
Die Europäer des Mittelalters verstanden jedoch die medizinischen Hintergründe der Pestepidemie nicht.
Sie deuteten den „Schwarzen Tod“ als Strafe Gottes. Das führte dazu, dass man sich fragte, wofür Gott einen
bestrafe, und man fand auch verschiedene Schuldige:
In vielen europäischen Städten kam es zwischen 1347 und 1353 zu gewaltsamen Judenverfolgungen
(sog. Pogromen). Die Juden wurden als Brunnenvergifter und damit als schuldig an den Pestausbrüchen
verleumdet. In Straßburg wurden von der aufbrachten Bevölkerung 2000 von 4000 Juden umgebracht,
in Mainz beging die gesamte jüdische Gemeinde aus Angst Selbstmord, indem sie ihre Häuser anzün
deten und sich selbst verbrannten.
- Entfernung Issyk Kul – Alexandria: (Luftlinie: 4324 km) ca. 5000 km Dauer: 9 Jahre = 3285 Tage; Geschwindigkeit: 1,5 km pro Tag
- Entfernung Issyk Kul – Zürich (Dezember 1348) (Luftlinie: 5245 km) geschätzte Routenlänge 7000 km Dauer: 10 Jahre = 3650 Tage; Geschwindigkeit ca. 2 km pro Tag
Da die Pest sich in den Wintermonaten eher weniger verbreitete dürfte die Durchschnittsgeschwindigkeit etwa 10 km pro Tag betragen haben.
Hinrichtung von Juden als Sühnemaßnahme
Bild: Matthias Puhle, Claus-Peter Hasse (Hrsg.): Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation 962–1806. Ausstellungskatalog. Band 2: Essays. Dresden 2006, S. 298.
via Wikimedia Commons
Quelle
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Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
Quelle: https://www.schule-bw.de
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