Briefe 1686/1696
11. August 1686
Der König [Ludwig XIV.] bildt sich ein, er seye devot , weil er bey kein jung weibsmensch mehr schläft, und alle seine gottesforcht besteht in gritlich sein, überall Spionen zu haben, so alle menschen falsch antragen, seines brudern favoriten zu flattieren und in general alle menschen zu plagen. Das alte weib, die Maintenon , hat ihren spaß, alles was vom Königlichen haus ist, dem König gehaßt zu machen und darüber zu regieren, außer Monsieur , den flattiert sie bey dem König und macht, daß er wohl mit ihm lebt und alles tut, was er von ihm begehrt; welches leicht zu accordieren ist, wie E. L. ferner hören werden. Hinterwerts aber ist diesem alten weib bange, daß man meinen mag, daß sie Monsieur estimiere , derowegen, so bald als jemandes von hof mit ihr spricht, sagt sie den teufel von ihm: daß er zu nichts nutze seye, der debauchiertste mensch von der welt, ohne secret, falsch und untreu.
7. März 1696
Meines Sohns gemahlin ist ein widerliches mensch, seufz sich alle woch 3 oder 4 mal sternsvoll, hat gar keine inclination zu mir; wenn ich an einem ort bin, kann man kein wort aus sie bekommen; diesen argwohn hat ihr die Maintenon eingepflanzt. Im übrigen zieht mir der König alle bastard vor; soll man mit ihm irgends hin, muß in der prinzessinnen narren die damens geholt werden, sie seind bei alles particulier , und ich muß alle abend vor meinen augen sehen, daß mad. de Chartre ins Königs cabinet geht, mir aber die tür vor der nasen verschlossen wird…. Alles hier ist pure Interesse und falschheit, das macht das leben sehr unangenehm. Will man nicht mit intriguen und galanterien zu tun haben, so muß man à part leben, welches auch langweylig genung ist. Umb mich die trauerigen reflectionen aus dem kopf zu bringen, jage ich so viel ich kann.
Zum Glossar: Dort sind alle Wörter erläutert.
Briefe 1686/1696 |
Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
Quelle: https://www.schule-bw.de
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