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Die gesellschaftliche Ausgrenzung der Sinti und Roma im Nationalsozialismus

Nach der Machtübernahme grenzen die Nationalsozialisten Sinti und Roma schrittweise aus allen Bereichen des öffentlichen Lebens aus und berauben sie ihrer Bürgerrechte. Die nationalsozialistische "Rassenpolitik" bestimmt den Alltag der Minderheit. In vielen Städten dürfen Sinti und Roma nur zu festgesetzten Zeiten und in wenigen ausgewählten Geschäften einkaufen. Die Benutzung bestimmter Verkehrsmittel ist ihnen verboten. Vermieter werden unter Druck gesetzt, keine Mietverträge mit Sinti und Roma abzuschließen und bereits bestehende zu lösen. Oft werden Angehörige der Minderheit zu Opfern gezielter Denunziationen. Auch von der medizinischen Versorgung werden Sinti und Roma ausgeschlossen, indem viele Krankenhäuser und Ärzte ihnen die Behandlung verweigern.

Bürgerhospital Köln
Nach einer Beschwerde des Bürgerhospitals Köln (oben) ordnet die Stadt Köln im Dezember 1939 an, dass "krankenhauspflegebedürftige Zigeuner in allen Fällen dem Israelitischen Asyl in Köln-Ehrenfeld überwiesen werden".
Quelle: Best. 7354 – Fo 4/969 J. Wierzchowski, Historisches Archiv der Stadt Köln

Selbst der Besuch von Lokalen, Kinos oder Theatern und sogar die Benutzung von Spielplätzen ist Sinti und Roma vielerorts untersagt. Während des Kriegs dürfen sie nicht einmal in Luftschutzbunkern Zuflucht suchen. Beispielhaft sind die Verlautbarungen der Mindener Stadtgartenverwaltung vom 21. April 1943:
"In den letzten Jahren ist wiederholt von der Bevölkerung darüber geklagt worden, dass sich die Zigeunerkinder auf dem Spielplatz sehr breit machen und den deutschen Kindern den Aufenthalt auf diesem Platz verleiden ... Es wird daher vorgeschlagen, den Zigeunern und ihren Mischlingen als nichtarische Elemente das Betreten des Kinderspielplatzes zu verbieten. Zu diesem Zweck müssten 1 bis 2 Schilder angebracht werden mit der Aufschrift 'Zigeunern und Zigeunermischlingen ist das Betreten des Spielplatzes verboten'. Der Bürgermeister.
Nach Rücksprache mit Herrn Stadtoberinspektor Kuhlen bestehen rechtlich keine Bedenken. Herr Kriminalkommissar Kemena erklärt auf Anfragen, dass s. E. auch seitens der Geheimen Staatspolizei keine Bedenken bestehen."
Und vom 22. Oktober 1943:
"Die Aufstellung der Schilder auf dem Kinderspielplatz am Königsglacis hat den entsprechenden Erfolg gehabt. Zigeunerkinder und Zigeunermischlinge sind nach Anbringung der Schilder auf dem Spielplatz nicht mehr gesehen worden."

Eine wichtige Rolle bei diesem Prozess kommt den Kommunen zu. Entscheidungsprozesse und Initiativen auf lokaler und kommunaler Ebene tragen wesentlich dazu bei, die gegen Sinti und Roma gerichtete "Rassenpolitik" auch auf Reichsebene voranzutreiben. Auch die Umsetzung der zentralen Deportationsbefehle ist nur möglich durch die Beteiligung der Behörden vor Ort, die sich bereitwillig in den Dienst der Nationalsozialisten stellen und an der Durchführung des Völkermords unmittelbar beteiligt sind.

Beschwerde des Kreisamtsleiters von Solingen
Beschwerde des Kreisamtsleiters von Solingen über die Einweisung von "Zigeunern" und die drohende "Vermischung mit Deutschen".
Quelle: Stadtarchiv Solingen Akte SG 7651
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In diesem Modul sollen vor allem drei Bereiche untersucht werden:
die Ausgrenzung aus dem Arbeitsleben, aus dem Schulwesen und aus der Wehrmacht.

Vorgehen:

  1. Einstieg: Information der Schüler über die Situation der Sinti und Roma nach der Machtübernahme (vgl. oberer Text und als Impuls die beiden Textsplitter aus Minden)
  2. Entwicklung einer Leitfrage: Wie geht die Ausgrenzung der Sinti und Roma aus dem gesellschaftlichen Leben konkret vor sich?
  3. Arbeitsteilige Gruppenarbeit: Fertige zur Veranschaulichung ein Plakat an, das du mit Bildern und Texten strukturiert gestaltest.

    Diese html-Seiten als pdf-Datei Ausgrenzung der Sinti und Roma aus dem Arbeitsleben, dem Schulwesen und der Wehrmacht zum Download.

  4. Auswertung der Gruppenergebnisse und Präsentation
  5. Vertiefung: Ideologisch-rassistische Begründungen für die Ausgrenzung der Sinti und Roma und als pdf-Datei zum Download.
  6. Reflexion: "Volksgemeinschaft" via Ausgrenzung? und als pdf-Datei zum Download.
  7. Ausblick: Romani Rose - Der nationalsozialistische Völkermord an den Sinti und Roma und als pdf-Datei zum Download.

Differenzierung/Individualisierung

Das Schicksal der Christine Lehmann


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Quelle: https://www.schule-bw.de

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