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Grenzbilder: die innerdeutsche Grenze nach 25 Jahren

Normalität ist eingekehrt: vielerorts ist nicht mehr mit bloßem Auge zu erkennen, dass es eine innerdeutsche Grenze gab. Die Erinnerung an dieses mehr als 1500 Kilometer lange Monument des Kalten Krieges benötigt Schilder; die Erklärung, was historisch hinter dem heute sichtbaren „Grünen Band“ steckt, benötigt gar oft eine museale Auseinandersetzung, um die 40 Jahre lang bestehende Grenze zwischen den beiden deutschen Staaten in Erinnerung zu behalten. Wo man heute einfach über eine Brücke spazieren kann, musste man bis 1989 nicht selten Hunderte von Kilometern zurücklegen, um von eine Strecke von wenigen Kilometern Luftlinie zu überwinden.

Stapelburg 2013: Ohne das Schild wäre die innerdeutsche Grenze kaum noch erkennbar. 

Nach Jahren von sehr offenen Grenzen in Europa im Zuge der Integration erfährt das Thema Grenze eine ganz neue Aktualität durch die Flüchtlingskrise seit 2015. Plötzlich sind nicht nur die EU-Außengrenzen, sondern auch die bundesdeutschen Grenzen wieder im Fokus der Politik und der Öffentlichkeit. Rechtskonservative Kreise sprechen erneut von hermetischer Abriegelung, einzelne sogar vom Schusswaffengebrauch – eine Äußerung, die fatal an den „Schießbefehl“ der DDR-Grenzsoldaten an der ehemals innerdeutschen Grenze erinnert. Menschen, die anderen zur Flucht verholfen haben, wurden innerdeutsch als Helden gefeiert – heute werden sie als „Schlepper und Schleuser“ diffamiert.

Grenztruppen der DDR auf Patrouille an der deutsch-deutschen Grenze. 

Dieses Modul will einen Blick werfen auf die Relikte der innerdeutschen Grenze seit der Öffnung 1989. Langfristige Veränderungen und das buchstäbliche Zusammenwachsen in der Mitte Deutschlands wie um Berlin herum sollen im Mittelpunkt des Moduls stehen. Hierzu werden zunächst Bildpaare gegenübergestellt, die die Grenze in den 80er-Jahren und mehr als 20 Jahre später miteinander kontrastieren. Dafür hat der „Grenzfotograf“ Jürgen Ritter Bilder zur Verfügung gestellt, die jeweils denselben Ort zu unterschiedlichen Zeitpunkten darstellen. Von hier aus sollen die Schüler zu einer allgemeineren Charakterisierung und Kategorisierung voranschreiten, um die ca. 1500 km lange innerdeutsche Grenze sowohl in ihrer Künstlichkeit als auch in ihrer Unmenschlichkeit zu erklären und dies mit zusätzlichen Informationen abzustützen. Weil das Modul sich stark an Bildern orientiert, wird methodisch eine Plakatausstellung vorgeschlagen. Vertiefend setzen sich die Schülerinnen und Schüler im Anschluss an die Plakatpräsentation mit bis heute bestehenden Problemen der innerdeutschen Grenze auseinander und fragen sich abschließend, wie man angemessen an die deutsche Teilung erinnern kann.

Am Ortsausgang von Wildeck/Obersuhl (Hessen) endete bis 1990 die Straße in Richtung Gerstungen (Thüringen) 

1982 und 2013; Vergrößerungen: 1982 und 2013 

Als Differenzierungsmaterial wird einerseits ein Rundgang durch Museen an der innerdeutschen Grenze vorgeschlagen, andererseits auf weitere „Grenzbilder“ hingewiesen.

Alle folgenden Arbeitsblätter können Sie auch als zip-Datei (21 MB) herunterladen.


Unterrichtsdesign:

1. Einstieg: Zwei Bilder von der Grenze

  • Trefft Aussagen über die Grenze zwischen der Bundesrepublik und der DDR
  • Überlegt: Welche Fragen stellen sich angesichts der Veränderungen seit der Deutschen Einheit?

2. Erarbeitung 1: Bilder-Memory

  • Ordnet die Bilder auf den beiden Arbeitsblättern einander zu: Es sind jeweils zwei Bilder vom gleichen Standort aufgenommen - einmal vor, einmal nach der Deutschen Einheit.
  • Markiert die Unterschiede zwischen den Bildern.
  • Haltet fest, woran ihr euch orientiert habt, als ihr die Bilder zugeordnet habt.

Alternativ/Zusätzlich: Alle Bilder in DIN A 4-Größe für einen Gallery Walk

3. Auswertung/UG: Veränderungen im Grenzbereich

4. Erarbeitung 2: Die Grenze und ihre Veränderung
Erstellt ein Plakat, auf dem ihr die Veränderungen der Grenze genau erfasst.

  • Grenze am Meer
  • Grenze im Flussbereich
  • Grenze an Straßen
  • Grenze durch Wald, Feld und Wiese
  • Grenze in Orten

Nutzt für das Plakat die Bildpaare sowie die zusätzlichen Informationen und erklärt die Bedeutung der Grenze.
Alternative Ordnungskategorien für die Erarbeitung 2 mit unterschiedlicher Akzentuierung sind selbstverständlich möglich: z.B. der Grad der Veränderung seit der Deutschen Einheit oder die Frage nach Verbindung/Trennung, die die einzelnen Bildpaare widerspiegeln.

4. Vertiefung: Das Leben an der Grenze
Mögliche Vertiefungsaspekte:

  • Wohnen an der Grenze (West und Ost) – vor und nach 1990
  • Die Rolle der sog. Grenzaufklärung „freundwärts“ wie "feindwärts"
  • Gab es eine Lockerung der hermetischen Abriegelung seit den 70er-Jahren?
  • Wie entstehen unterschiedlich hohe Opferzahlen an der Grenze?
  • Rückzugsbiotop, Museum oder Bundesstraße - wie soll man die ehemaligen Grenze nutzen?

5. Reflexion: Wie sollen wir uns an die innerdeutsche Grenze erinnern?
Möglicher Impuls: unterschiedliche Gedenkorte und Museen zur innerdeutschen Grenze (vgl. rechts)
Wie müsste ein Museum/eine Gedenkstätte aussehen, das/die der innerdeutschen Grenze und ihrer Bedeutung gerecht wird?


Differenzierungsangebote

  • Unternehmt einen virteullen Rundgang durch eines der Museen an der ehemaligen Grenze (vgl. rechts).
  • Betrachtet weitere Grenzbilder. Könnt ihr eure Beobachtungen zu den Veränderungen noch ausbauen?

Dieses Modul kam auf in Zusammenarbeit mit dem Fotografen und Buchautor Jürgen Ritter aus Barum bei Uelzen zustande.


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Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
Quelle: https://www.schule-bw.de

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