Hier finden Sie Informationen zu den Bildungsplänen im Fach Geschichte, außerdem Unterrichtsmaterialien, Linksammlungen, Werkzeuge zur Eigenrecherche und Hinweise auf außerunterrichtliche Lernorte.

Eine erste richtige Ost-West-Verbindung: Poststationen und staatlicher Schutz auf der Seidenstraße

Das mongolische Großreich umspannte fast den ganzen asiatischen Kontinent und berührte im Westen das östliche Europa und das östliche Afrika. Damit befand sich auch die alte Handelsroute von Ost nach West, die Seidenstraße, fast vollständig unter mongolischer Kontrolle. Diesen Vorteil nutzten die Großkhane der Mongolen seit Dschingis Khan alle aus: Mit ihrer Militärmacht schützten sie die Kaufleute auf den Karawanenrouten und profitierten im Gegenzug von den Abgaben und "Geschenken", die sie dafür erhielten. Außerdem gelang es den Mongolen, ganz ähnlich wie den Römern, einen Boten- und Kurierdienst einzurichten, der das gesamte Reich umfasste. Ende des 13. Jahrhunderts gab es 1000 Poststationen, an denen 50 000 Pferde, 8400 Ochsen, 6700 Maultiere, 4000 Karren, 6000 Boote und 200 Hunde zum Austausch zur Verfügung standen. Die höchste Geschwindigkeit, die ein Bote mit den schnellsten Pferden erreichen konnte, betrug 400 km am Tag. Dann musste er aber seine erschöpften Pferde austauschen! Die Poststationen dienten, wie bei uns die Autobahnraststätten, als Gasthof und Unterkunft für durchreisende Händler.
Dass die Route nach China sicher vor Überfällen war, sprach sich auch in Europa schnell herum. Ein "Reiseführer" für europäische Kaufleute, geschrieben von Francesco Pegolotti um 1330, stellte fest:

M 1: Der Florentiner Francesco Balducci Pegolotti (gest. 1347) verfasste zwischen 1330 und 1345 eine Art Reiseführer für Kaufleute, die von Europa nach Asien reisen wollten.
"Der Weg vom Don (Fluss in Russland) bis nach China wird von Händlern als absolut sicher bezeichnet." Selbst auf dem schlimmsten Abschnitt zwischen Don und Wolga sei man so sicher "wie in seinem eigenen Heim. (...) Das ganze Silber, das Kaufleute bis nach China mit sich führen, lässt der Großkhan als Pfand nehmen und in sein Schatzhaus bringen, im Gegenzug erhalten die Kaufleute Papiergeld, aus gelbem Material mit einem Siegel des Khans versehen. Dieses Geld heißt balishi. Mit diesem Geld kannst du alles käuflich erwerben, Seide und jede andere Handelsware, die du willst. Alle Einwohner müssen dieses Geld entgegennehmen und sie dürfen auch nicht einen höheren Preis verlangen, weil es nur Papiergeld ist."
Übersetzung von M. Hoffmann nach Allan Evans, Francesco Balducci Pegolotti: La pratica della Mercatura , Cambridge 1936, S. 23.

Caravane sur la Route de la soie
Caravane sur la Route de la soie
Bild: Cresques Abraham - Atlas catalan via Wikimedia Commons
Quelle

M 2: Aus der einzigen erhaltenen mongolischen Quelle erfahren wir, wie und mit welcher Absicht der Großkhan Ögödei das Poststationensystem organisiert hat:
"Wenn die Boten schnell reiten, lassen wir sie bei ihrem Ritt unter der Bevölkerung herumstreifen. Dadurch ist der Verkehr der reitenden Boten langsam und die Bevölkerung wird belästigt. Wir legen jetzt ein für alle Mal fest, dass von den verschiedenen Tausendschaften aller Richtungen Verwalter der Poststationen und der Postpferde eingesetzt und in den einzelnen Etappen Poststationen eingerichtet werden, dass man die Boten nicht ohne dringenden Anlass unter der Bevölkerung herumstreifen, sondern über die Poststationen reiten lässt." (…) Der ältere Bruder Tschagatai (in Zentralasien) stimmte all diesen Maßnahmen zu, nach denen Ögödei in seiner Botschaft gefragt hatte und erwiderte über einen Boten, dass man so verfahren solle: "Ich will von hier aus mit den Poststationen die Verbindung zu Euch herstellen! Außerdem will ich von hier aus Boten an Batu (Khan der Goldenen Horde in Russland) senden. Batu soll mit seinen Poststationen, den meinen entgegenkommend, die Verbindung herstellen. Die beste aller Maßnahmen, die du vorgeschlagen hast, ist die Errichtung von Poststellen." (…) Ögödei ließ Stuten auswählen und setzte Stutenhirten ein. Er ließ Stutenhirten, Speicher- und Getreideverwalter auswählen. Als er Verwalter der Poststationen und der Postpferde auswählen und Poststationen einrichten ließ, nachdem er die einzelnen Stationen hatte messen lassen, (…) beorderte er an jeden einzelnen Sitz je zwanzig Postpferdeverwalter. (…) Wenn diese zulassen, dass nur ein Strick oder eine Radspeiche für die Karren fehlt, mögen sie der Strafe Scheitelspaltung verfallen sein."
Übersetzt und angepasst nach: Cleaves, Francis Woodman (1982). The Secret History of the Mongols. Cambridge, Mass. Published for the Harvard-Yenching Institute by Harvard University Press, S.226-227 .


M 3 Odorich von Portenau (um 1260-1331), der selbst von Italien nach China reste, berichtet über die Vorzüge des Reisens nach China 1330:
"Dieser Großkhan ließ überall entlang der Straßen Gasthäuser (lat.: hospitia) bauen, damit die Durchreisenden alles Notwendige in seinem Reich zur Verfügung hätten; dort ist alles, was der Nahrungsmittelversorgung dient, vorbereitet. Wenn aber irgendeine Neuigkeit in seinem Reiche aufkommt, auch noch so entfernt, eilen Botschafter auf Pferden oder Dromedaren, und wenn diese erschöpft sind durch den Ritt, stoßen sie ins Horn, damit die nächste Station ein ähnliches Pferd und einen Reiter bereitstellt (...) und so kommt jede Botschaft zum Großkhan innerhalb von 24 Stunden, wozu sie normalerweise 30 Tage benötigt hätte."
Übersetzung M. Hoffmann nach Relatio Fratri Odorico, hg. von A. van den Wyngaert, Sinica Franciscana I, Firenze 1929, 413ff.


M 4 Auch Johannes von Plano Carpini hat dieses Poststationensystem kennengelernt und berichtet:
"Alle Boten, welche und wie viele auch immer er irgendwohin sendet, müssen ohne Verzug mit Ersatzpferden und Unterhalt versorgt werden. Auch Boten aus Ländern, die ihm Tribute leisten, werden in gleicher Weise mit Pferden, Wagen und Unterhalt versorgt (...)."
Johannes von Plano Carpini, Kunde von den Mongolen 1245-47, hrsg. von Felicitas Schmieder, (edition erdmann) Wiesbaden: Verlagshaus Römerweg 2015, S.65.


M 5 Marco Polo berichtet über den Handel mit Gold und Silber durchwirkten Seidenstoffen und Textilien im Ilkhanat nach dessen Eroberung durch die Mongolen:
"In Persien gibt es viele Mörder und grausame Menschen, und wenn sie nicht ihre obersten Herrscher, die Osttataren, fürchteten, würden sie auch die Handelsreisenden überfallen. Die Tartaren sorgen dafür, dass den Kaufleuten nichts geschieht, ohne bewaffnete Begleitung würden sie nämlich ermordet. Ich sage euch, und das ist die Wahrheit, es leben dort alle nach dem Gesetz des Propheten Mohammed. In den Städten wohnen Geschäftsleute und Handwerker. Gold- und Seidenstoffe der verschiedensten Art weden hergestellt. In der Umgebung wächst Baumwolle. An Weizen, Gerste, Hirse, an jeder Sorte von Getreide, an Wein und Früchten herrscht Überfluss."
Marco Polo, Il Milione. Die Wunder der Welt. Übersetzung von Elise Guignard, Zürich 1989, S. 47.

M 6 Karte: See- und Landhandel
M 6 Karte: See- und Landhandel
Man kann sagen, dass mit der pax Mongolica, der mongolischen Ordnung, eine wirtschaftliche Blüte in Asien und Europa erfolgte: Güter wurden in alle Richtungen gehandelt, daneben aber auch Kenntnisse, wie z.B. in der Medizin oder der Religion, und natürlich auch: Viren und Bakterien. Auf den Handelsrouten verbreitete sich ab 1347 auch die Pest rasend schnell.
Bild: By Whole_world_-_land_and_oceans_12000.jpg: NASA/Goddard Space Flight Center derivative work:Splette derivative work:Bongan NASA - Visible Earth, images combined and scaled down by HighInBC (20 megabyte upload limit) NASA VIsible Earth [Public domain], via Wikimedia Commons
Quelle 2868x1866 Pixel


Zur Hauptseite


Der Text dieser Seite ist verfügbar unter der Lizenz CC BY 4.0 International
Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
Quelle: https://www.schule-bw.de

Bitte beachten Sie eventuell abweichende Lizenzangaben bei den eingebundenen Bildern und anderen Dateien.