Mongolische Kriegsführung
Johannes von Plano Carpini berichtet über die Kriegsführung der Mongolen
Der Franziskanermönch Johannes von Plano Carpini (ca. 1185-1252) wurde von Papst Innozenz IV.
im Jahre 1245 als Kundschafter zum Großkhan der Mongolen geschickt. Er sollte nicht nur deren
militärische Schlagkraft erkunden, sondern auch das Christentum verbreiten und die Mongolen zu
einem Angriff auf die Muslime im Nahen Osten bewegen, die die europäischen Kreuzfahrer im Heiligen
Land bedrängten. Nach eineinhalb Jahren Reise erreichte er das Jurtenlager des Großkhans. Seine Mission
war aber kaum erfolgreich: Der Großkhan verlangte eine Unterwerfung des Papstes und wollte auch keinen
Kriegszug gegen die Muslime unternehmen.
M 1: "Aber Menschen töten, fremde Länder überfallen, fremdes Eigentum rauben auf jedwede unrechte
Weise, vergewaltigen, fremden Menschen Gewalt antun: Das alles gilt ihnen nicht als Sünde."
Johannes von Plano Carpini, Kunde von den Mongolen 1245-47, hrsg. von Felicitas Schmieder,
(edition erdmann) Wiesbaden: Verlagshaus Römerweg 2015, S. 47.
Mongolische Reiter
persische Malerei um 1430
Bild: By Sayf al-V�hid�. Hér�t. Afghanistan via Wikimedia Commons
Quelle
M 2: "Der Kaiser der Tartaren hat geradezu wunderbare Macht über alle. Niemand wagt es, sich
irgendwo aufzuhalten, außer dort, wohin er ihn weist. Er weist den Anführern ihren Aufenthaltsort an,
die Anführer aber befehlen ihn den Tausendschaftsführern, die Tausend- den Hundertschaftsführern,
die Hundert- den Zehnerschaftsführern. Was ihnen außerdem wann und wo auch immer befohlen wird, führe es
nun zum Krieg, in den Tod oder zum Leben, befolgen sie ohne jeden Widerspruch. (...) Für die
Schlachtordnung setzte Dschingis Khan fest, dass immer 10 Mann einen Vorgesetzten haben sollen, der in
unserer Sprache Dekan genannt wird; über zehn Dekane aber soll einer gesetzt werden, der Zentenarius genannt
wird; über zehn Zentenarien ein Millenarius, und schließlich über zehn Millenarien wieder einer. An der Spitze
des gesamten Heeres sollen zwei oder drei Anführer stehen, aber so, dass sie einem gehorchen.
Wenn die Truppen im Kampf liegen und einer, zwei oder drei oder auch mehrere von der Zehnerschaft fliehen,
dann werden alle Zehn im Kampf getötet; und wenn alle Zehn fliehen, dann wird, auch wenn von den anderen
keiner flieht, die ganze Hundertschaft getötet - mit einem Wort, wenn sie nicht zusammenhalten, werden im
Falle der Flucht alle getötet. Genauso töten sie, wenn einer oder zwei mutig in die Schlacht ziehen und die
anderen der Zehn nicht folgen, diese auch."
Johannes von Plano Carpini, Kunde von den Mongolen 1245-47, hrsg. von Felicitas Schmieder, (edition erdmann)
Wiesbaden: Verlagshaus Römerweg 2015, S. 63f. u. 71.
Mongolisches Belagerungskatapult (sog. Trebuchet),
persische Malerei um 1300
Wikimedia Commons
Quelle
M 3: Die russische Hauptstadt Kiew hatte sich zunächst geweigert, sich den Mongolen zu unterwerfen
"Nach dem Sieg über die Türken zogen die Mongolen gegen Russland und richteten dort große Verwüstungen an,
zerstörten Städte und Burgen und töteten die Menschen. Sie belagerten Kiew, die Hauptstadt Russlands, nahmen
es nach langer Belagerung ein und töteten die Einwohner. Als wir durch jenes Land reisten, fanden wir deshalb
unzählige Schädel und Knochen toter Menschen über die Felder verstreut. Denn es war eine sehr große und
ungeheuer dicht bevölkerte Stadt gewesen, die nun fast völlig vernichtet ist. Kaum 200 Häuser stehen dort
noch."
Johannes von Plano Carpini, Kunde von den Mongolen 1245-47, hrsg. von Felicitas Schmieder, (edition erdmann)
Wiesbaden: Verlagshaus Römerweg 2015, S. 67.
Mongolischer Kavallerieangriff
aus der Sicht des Persers Rashid al-Din in seiner Weltchronik von 1305
Bild: Rashid al-Din via Wikimedia Commons
Quelle
1022x987 Pixel
M 4: Wie waren die Mongolen bewaffnet?
Carpini berichtet
- zwei oder drei Bogen pro Mann mit 3 großen Köchern
- Pfeile, ca. 60 cm lang und 2 Finger breit; an der Spitze aus Eisen, an zwei Seiten sehr geschärft
- Axt und Seile für die Belagerungsmaschinen
- Schutz von Pferd und Mensch durch Lederhelme und Lederpanzer, bei den Offizieren auch Panzer aus Eisenplatten
- ein Teil des Heeres bestand aus schwer gepanzerten Lanzenreitern
Mongolischer Reiter auf dem Marsch
chinesische
Zeichnung 15. Jhd.
via Wikimedia Commons
Quelle
Zusatzinformation:
Die mongolische Kriegsführung bestand vor allem darin, den Gegner zu umzingeln, einzukreisen und von
mehreren Seiten mit Reiterangriffen zu vernichten. Aus diesem Grund marschierten die
Heere immer mit mindestens zwei Flügeln und einer schnellen Vorhut, die sehr genau die Bewegungen der
Gegner kannte. Dazu lockten sie gegnerische Heere manchmal auch durch vorgetäuschte Rückzüge in eine Falle.
Die schnellen und sicheren Bogenschützen griffen dann in mehreren Wellen den eingekreisten Gegner an,
vermieden dabei aber den Nahkampf. Jeder Mongole musste deshalb auch drei bis vier Pferde dabei haben, damit er bei
Erschöpfung der Tiere diese austauschen konnte. Der zermürbte oder zersprengte Rest der Gegner wurde
dann von den schweren Lanzenreitern niedergemacht. So konnten z.B. 20 000 mongolische Reiter ein 30 000
Mann starkes Ritterheer in Schlesien bei der Schlacht von Liegnitz besiegen. In der Regel konnten weder die
europäischen Ritterheere noch die chinesischen Infanterieheere diesem Ansturm aus Mobilität und Feuerkraft
standhalten. So besiegten die Mongolen in allen Erdteilen ihre Gegner. In offener Feldschlacht erlitten
sie nur eine große Niederlage, im Jahre 1260 gegen die ägyptischen Mamelucken am Goliathsquell in
Palästina. Diese ebenfalls schwer gepanzerte Reitertruppe hatte die mongolischen Reiter in
einen Hinterhalt gelockt und umzingelt.
Aber wie konnten die Mongolen so große Entfernungen in so geringer Zeit zurücklegen? Das Geheimnis der
mongolischen Kriegsführung waren die sehr belastbaren Pferde: Sie konnten mehr als 100 km am Tag zurücklegen,
ernährten sich vom Grasland und gaben zudem nahrhafte Stutenmilch, von der sich wiederum die
mongolischen Soldaten ernährten.
Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
Quelle: https://www.schule-bw.de
Bitte beachten Sie eventuell abweichende Lizenzangaben bei den eingebundenen Bildern und anderen Dateien.