Regiert auch bei den Mongolen Geld die Welt? Papiergeld und staatliche Handelsgesellschaften
Papiergeld wurde in China bereits vor den Mongolen eingeführt, Grund dafür war eine Knappheit an Bronze und Silber für Münzen und ein zunehmend großflächigerer Handel, der das Mitführen gewaltiger Münzmengen erschwerte. Die mongolische Herrschaft, die das nördliche und südliche China wieder vereinigte und an die Handelsnetze von Persien und sogar Europa anschloss, brauchte umso mehr ein Zahlungsmittel, das überall gültig war und den Handel beförderte. Ab 1260 legte der Großkhan Kublai fest, dass die von seinen Gold- und Silberreserven garantierte Papierwährung im ganzen Reich, von der Ostsee bis zum Pazifik, Gültigkeit hatte. Zu diesem Zweck mussten alle Kaufleute, die im Mongolenreich Handel treiben wollten, ihre Gold- und Silberreserven gegen Papiergeld eintauschen, der Gebrauch von Metallmünzen wurde gar verboten und auch die Beamten wurden nun in Papiergeld bezahlt. Das Papiergeld umfasste 10 Stufen, von einem 10 wen-Schein bis zu einem 2000 wen-Schein. Der 1000 wen-Schein war etwa so viel wert wie 40 g Silber und war, wie bei uns auch, deutlich größer als die kleineren Scheine. Wenn ein Schein durch widrige Umstände zerstört oder unleserlich war, konnte er gegen eine Umtauschgebühr von 3% des Wertes getauscht werden. Diese Warenämter, etwa 150 im Mongolenreich, befanden sich in den großen Städten und entlang der Handelsstraßen.
Mongolisches Papiergeld der Yuan-Dynastie
(oberste Zeile: Schatzkammer-Austausch-Note; darunter: um auf allen Straßen zu zirkulieren
Foto: Facts and Details - The Silk Road and End of the Mongols
Quelle
M 1 Aus der Währungsreform von Kublai-Khan von 1282 ist folgender Text überliefert:
"Wenn Gold und Silber den staatlichen Warenämtern verkauft werden, sollen diese in Form von Papiergeld
ausgetauscht werden gemäß den Preisen, die durch den Staat festgesetzt sind. Wenn Erwerb und Verkauf von
Gold und Silber privat durchgeführt wird und dies ohne staatliche Erlaubnis, wird das Gold und Silber
beschlagnahmt, die Hälfte wird demjenigen gegeben, der die Anzeige vorbrachte. Der Übeltäter wird mit
57 Peitschenhieben bestraft."
Übers. von M. Hoffmann nach Hans Ulrich Vogel, Marco Polo was in China, New Evidence from Currencies, Salts and Revenues, Leiden 2013, S.161.
Eiserne Platte zum Druck des Papiergeldes
Foto: Facts and Details - The Silk Road and End of the Mongols
Quelle
M 2: Das vom Großkhan vor allem in China eingeführte Papiergeld wurde auch im
persischen Ilkhanat verwendet.
"Der Ilkhan aber sagte zu seinen Hofbeamten: "Eine Maßregel (.) welche mannigfaltigen Nutzen umfasst und
besitzt, ist mir in den Sinn gekommen, dass man, wie in den Ländern des Großkhan auch in denen des
Ilkhan das Scheingeld (=Papiergeld) statt Silbers und Goldes in Umlauf setze, damit dadurch die Tore
des Verkehrs geöffnet würden, damit das Geld ganz in den Staatshaushalt einlaufe.
...Da diese Regel den Reichtum vermehrte, die Magazine der Kaufleute leerte, den Armen und Elenden
Linderung gewährte, so schien dieselbe anfangs denen, die darüber nachdachten, gut.
Der Ilkhan erließ ein Diplom, befehlend, absolut und entscheidend, kurz und gut, dass man auch in den
übrigen Ländern nicht mehr mit barem Gelde Handel treibe, sondern (.) dass überall eine Fabrik solchen
Scheingeldes errichtet, dass Verwalter, Schreiber, Schatzmeister und andere Beamte dabei verwendet und
überall große Summen zur Verfertigung des Scheingeldes gespendet werden. Die Gestalt und Form des
Scheingeldes war diese: Ein längliches, viereckiges Blatt Papier mit einigen chinesischen Wörtern
beschrieben, über diesen chinesischen Wörtern stand auf beiden Seiten:
"Es ist kein Gott außer Gott, und
Mohammed ist sein Prophet."
In Schrift stand das Folgende geschrieben: "Der Padishah der Welt
(=Ilkhan) hat dieses gesegnete Papiergeld eingesetzt; es soll kursieren in allen Ländern; wer
es verfälscht oder verändert, sei mit Weib und Kind der Todesstrafe und sein Gut dem
staatlichen Schatzamt verfallen."
Aus der Chronik Tarikh-i Wassaf (ca. 1250-1328), zit. nach Joseph Freiherr von Hammer-Purgstall, Geschichte der Ilchane, das ist der Mongolen in Persien, Darmstadt 1842, S. 423-434.
Händler bringen Silber zu den Beamten des Großkhans und erhalten im Gegenzug Papiergeld.
Foto: Gallica bnf, gemeinfrei
Quelle
M 3: Handelsgesellschaften und ein ganz besonderer Duft: Moschus vom Moschustier und Marco Polo
Auch von Marco Polo kann angenommen werden, dass er mit Billigung des Khans und zur Verfolgung eigener
Interessen als Mitglied der staatlich geförderten Kaufmannsgilden Orthog unterwegs war, vor allem im
Handel von Moschus. Für alle Orthog-Organisationen gab es seit 1268 eine Zentralverwaltung mit regionalen
Büros, dort wurden diesen teilweise Kredite gegeben, um längere Seidentransporte vorzufinanzieren,
teilweise verliehen die Orthog-Händler auch Geld an andere. Die Kaufleute der Orthogs genossen den
speziellen Schutz des Hofes und konnten auch in dessen Namen wertvolle Waren kaufen oder gar diplomatische
Missionen erfüllen. Sie wurden
an den Poststationen bevorzugt behandelt und übernahmen teilweise auch die Rolle von Banken, indem sie
einfachen Bauern oder Arbeitern Geld liehen. Als Ausweis der Mitgliedschaft dienten goldene Täfelchen,
sogenannten Paizas, von den die Polos 7 Stück auf ihren Reisen erhielten. Die Täfelchen waren aus Gold,
Silber oder Bronze gefertigt, 30 cm lang und 9 cm breit. Sie waren von besonderer Wichtigkeit, wenn man den
engeren Wirkungskreis des Großkhans verließ und z.B. durch das Ilkhanat in Persien reiste. Es garantierte
auch dort den Schutz der mongolischen Herrscher und galt als Reisepass mit kostenloser Unterkunft in den
Poststationen.
Auf diese Weise erwirtschaftete Marco Polo im Laufe seiner Reisen in China einen erheblichen Wohlstand vor
allem durch den überall beliebten Moschus-Duft. Dieser wurde aus dem Sekret des Moschustieres gewonnen und
erfreute sich in einer Zeit, in der es noch kein Parfum gab und Menschen auch nicht regelmäßig Seife
benutzten, großer Beliebtheit. Nach seiner Rückkehr aus China verkaufte er an die feinen Damen
Oberitaliens den mitgebrachten Moschus, und noch in seinem Testament ist vermerkt, dass er noch über
83 Pfund Moschus im Wert von 217 Dukaten - eine enorme Summe - verfügte.
Paiza mit mongolischer Inschrift
Foto: Wikimedia commons
Quelle
Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
Quelle: https://www.schule-bw.de
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