Nummi docent: Was Münzen über die Vergangenheit verraten
Die Antike Numismatik ist ein Teilgebiet der historischen Grundwissenschaft der Numismatik. Im Vergleich zur Münzkunde, deren primäres Ziel in der Beschreibung, Bestimmung und Ordnung der numismatischen Zeugnisse liegt, betrachtet die Grundwissenschaft der Numismatik Münzen als historische Quelle für politische, wirtschaftliche, gesellschaftliche und kulturelle Fragestellungen. Die ersten Münzen, das heißt handliche Metallstücke, die als Zahlungs- oder Umlaufmittel dienen und für deren Gewicht und Feingehalt der Staat durch Bild oder Aufschrift bürgt, lassen sich seit dem ausgehenden 7. Jahrhundert v. Chr. im Reich der Lyder (heutige Türkei) nachweisen. Von Kleinasien aus vergrößerte sich stetig das Verbreitungsgebiet von Münzen nach Westen: Über die ersten Prägungen in Griechenland (Ägina) gelangte die Münzprägung über die Peloponnes (Athen) bis nach Süditalien. Eine römische Münzprägung allerdings setzte sehr viel später ein. Erst seit dem 3. Jahrhundert v. Chr. lässt sich in Rom die Verwendung von Münzen belegen. Neben griechischen und römischen Münzen befassen sich antike Numismatiker aber auch mit jüdischen oder keltischen Prägungen in einem Zeitraum vom 7. Jahrhundert v. Chr. bis zum Beginn des Frühmittelalters (ca. 500 n. Chr.).
Denarius mit dem Kopf des Brutus und einem Pileus (Filzkappe), flankiert von zwei Dolchen
wikipedia commons
Quelle
Das Seminar für Alte Geschichte der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg besitzt mit seiner mehr als 14.000 Objekte umfassenden
Münzsammlung eine der größten Sammlungen ihrer Art. Den Schwerpunkt bilden hierbei die über 12.000 Exponate der römischen Kaiserzeit.
Daneben finden sich 360 Exemplare aus der Römischen Republik sowie mehr als 1.000 Münzen Alexandrias und des byzantinischen Reichs.
Durch ihren Charakter als Lehrsammlung findet sie gegenwärtig sowohl in der universitären Lehre und in Sonderausstellungen regen
Einsatz.
Seit nunmehr 15 Jahren ist das Seminar für Alte Geschichte darum bemüht, detaillierte Beschreibungen der einzelnen Münzen einer
breiten Öffentlichkeit digitale zur Verfügung zu stellen. Gegenwärtig sind der
vollständige Bestand der republikanischen sowie der
kaiserzeitlichen Prägungen bis einschließlich Caracalla (211-217 n. Chr.)
sowie die
Provinzialprägungen aus Alexandria und den anderen östlichen Prägestätten frei zugänglich.
Die Möglichkeiten der antiken Numismatik für den Unterricht in der Sekundarstufe I sind enorm: Münzen waren ein Alltagsgegenstand, jeder Bewohner des römischen Reiches hatte mit ihnen zu tun - dementsprechend viele Menschen konnten durch die Abbildungen auf Münzen erreicht werden. Deshalb wurden Münzen auch seit jeher zur Vermittlung politischer Programme und Propaganda genutzt. Lernende können so schon früh für die Macht sensibilisiert werden, die bestimmte Bilder evozieren, und sollen schließlich analysieren, welche politische Aussage in einer antiken Münze steckt. Geschichte wird so anschaulich und haptisch.
Aenaeas trägt das Palladion und seinen Vater Anchises.
Quelle: G. Hirsch Nachfolger
Quelle
Methodenvorschlag
Alle folgenden Arbeitsblätter als zip-Datei (2 MB)
1. Einstieg: Münzen heute
Um das Thema Münzen für Lernende greifbar zu machen, bietet sich ein gegenwartsbezogener Einstieg an, der die verschiedenen
Rückseiten der Euromünzen aufgreift. Hierzu können als vorbereitende Hausaufgabe beispielsweise die Rückseiten der 1- und 2-Euromünzen
abschraffiert werden.
Alternativ können aktuelle Euro-Münzen, auf Folie 1
gedruckt, verwendet werden,
um unterschiedliche Themen und Zielsetzungen bei der Motivwahl der einzelnen Länder zu thematisieren.
Aktuelle Euro-Münzen
pixabay.com
Quelle
2. Römische Münzen: Vergleich und Hypothesenbildung
- Vergleich von antiken und heutigen Münzmotiven mithilfe von Folie 2
- Vermutungen zu römischen Münzmotiven
3. Erarbeitung und Auswertung: Grundlagen der Numismatik
- AB 1: Definition einer Münze und Prägevorgang (Erarbeitung)
- AB 2: Fragenkatalog an eine Münze (Auswertung)
- Folie zur Sicherung
4. Vertiefung: Der Wert einer Münze - Das Höchstpreisedikt des Diokletian
Neben den physischen und ikonographischen Fragen interessieren die Lernenden besonders, was eine einzelne Münze wert war bzw.
was man sich damit in der Antike kaufen konnte: AB 3 Das Höchstpreisedikt von Diokletian
.
5. Differenzierung/Hausaufgabe: Motivvarianz bei antiken Münzen
Als Hausaufgabe kann AB 4
Motivvarianz
eingesetzt werden. Die Lernenden erhalten hiermit einen Einblick
in die Vielfalt antiker Münzen und werden aufgrund des Rätsels zum Fabeltier spielerisch motiviert.
Schwimmender Delfin aus Zankle
Quelle: Roma Numismatics Ltd., London
Quelle
6. Gruppen- bzw. Stationenarbeit: Münzen aus der Zeit des Übergangs von Republik zum Prinzipat
Voraussetzung hierfür wäre, dass sich die Lernenden schon mit Augustus und Caesar als historischen Persönlichkeiten auseinandergesetzt
haben.
- Station 1: Die Abstammung der Julier
- Station 2: Die Iden des März
- Station 3: Der vergöttlichte Cäsar
Sofern nicht mit Originalmünzen gearbeitet wird, ist es sinnvoll, den Schülern beispielsweise mithilfe von Gewichten einen Eindruck von Größe und Gewicht dieser Münzen zu verschaffen.
7. Integration: Münzen als Medium der Antike
Abgleich der Ergebnisse und Unterrichtsgespräch über die Bedeutung von Münzen unter folgenden Fragestellungen:
- Welcher Zusammenhang besteht zwischen Münze und Politik?
- Wie werden politische Programme auf Münzen verbildlicht?
- Welche Bedeutung hat diese Form der politischen Propaganda für den einzelnen Bewohner des römischen Reiches?
- ...
Krokodil mit dem Zusatz "Aegypto capta" = Nach der Eroberung Ägyptens
Quelle:
Fritz Rudolf Künker GmbH & Co. KG, Osnabrück
/
Lübke & Wiedemann, Stuttgart
Quelle
8. Produktionsorientierung: Eigene Münzmotive
Als produktionsorientierte Hausaufgabe lässt sich AB 6:
Gestaltung einer eigenen Münze mit Avers und Revers
anschließen.
Fliegender Pegasus aus Korinth
Quelle:
Gitbud & Naumann
Münzhandlung, München
Quelle
9.Leistungsüberprüfung: Kurztest
Für Interessierte: Weiterführende Literatur
Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
Quelle: https://www.schule-bw.de
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