Aufgeklärter Absolutismus
Zum kontrovers verwendeten Begriff des "aufgeklärten Absolutismus"
Friedrich II. begründete seine Herrschaft nach Vernunftprinzipien der Aufklärung. Er regiere nicht durch "Gottes Gnade", sondern durch den "Zufall der Geburt". In der Tradition seiner Vorgänger gewährte er religiöse Toleranz, statt wie Frankreich seit Ludwig XIV. auf ein Staatskirchentum zu setzen. Die Religion betrachtete er durch die Vernunftbrille des Aufklärers und verkündete, jeder könne in Preußen nach seiner (eigenen) Façon selig werden. Statt sich selbst nach französischem Motto als Person gewordenen Staat zu betrachten (L´Etat, c`est moi), sah er sich als "Ersten Diener seines Staates" an. Er schuf die Grundlagen des Rechtsstaates, indem er die Gleichbehandlung seiner Untertanen vor dem Gesetz förderte und Ständegerichte mit unterschiedlichem Recht eindämmte. Die Ständeordnung als solche hob er aber nicht auf. Die Schulbildung förderte er. Schon sein Vater, der Soldatenkönig, hatte die allgemeine Schulpflicht eingeführt. Es ging darum, Grundkenntnisse im Lesen und Schreiben zu vermitteln, Religion, Gehorsam und Moral zu lehren. Unter den Lehrern waren nicht selten Kriegsversehrte, die auf diese Weise eine Arbeit erhielten.
Neuere Forschung
Der Begriff des "aufgeklärten Absolutismus" hat in den letzten Jahren immer wieder zu Debatten geführt. Der Figur Friedrich wurde vorgeworfen, dass er zwar von Aufklärung sprach und schrieb, seine praktische Politik aber vor allem an den Interessen des Staates Preußen ausrichtete. So wirft man ihm vor, dass viele seiner Reformen nicht von ihm selbst begonnen wurden, sondern von seinen Vorgängern stammten und er diese nur weitergeführt habe (z.B. stammt das Edikt von Potsdam, erlassen 1685, schon vom Großen Kurfürsten). Peuplierungspolitik etwa haben einige nordwesteuropäische Staaten betrieben - und zwar in einem regelrechten Wettstreit um die Ansiedlung von Glaubensflüchtlingen aus dem katholischen Süden Europas. Vor allem aber hat Friedrich die Privilegien des Adels kaum angetastet.
Einem aufklärerischen Ideal entsprachen vor allem die Reformen im Justizwesen: Der Strafvollzug wurde unter Friedrich II. humaner gestaltet, die Folter schließlich abgeschafft. Tatsächlich hat er versucht, aufklärerische Ideen in die Tat zu verwirklichen, und hat vor allem im Kontakt mit vielen Denkern der Aufklärung an der allgemeinen philosophischen Diskussion teilgenommen.
Aufgaben
1. Stelle den "Aufgeklärten Absolutismus" Friedrichs dem "Absolutismus" Ludwigs XIV. gegenüber.
2. Erkläre, warum der Begriff "Aufgeklärter Absolutismus" in die Kritik geraten ist.
3. Sammle Informationen zum Verhältnis zwischen Friedrich und seinen Untertanen - nutze dazu die Links (rechte Seite).
4. Gestalte in Partnerarbeit einen Dialog zwischen einem aufgeklärten absolutistischen Herrscher und einem Untertanen - markiere darin, was den aufgeklärten Absolutismus ausmacht.
Zur Vertiefung dieser Forschungsdebatte vgl. Dagmar Freist: Absolutismus. Darmstadt 2008.
Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
Quelle: https://www.schule-bw.de
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