Codex Carolinus

Codex Carolinus, Nr. 61: Brief Hadrians an Karl vom Mai 778

"Die von Gott eingesetzte königliche Macht hat uns durch eure Briefe mitgeteilt, dass, gegen den göttlichen Willen, das Volk der Sarazenen begehrt in euer Gebiet einzudringen, um euch zu bekriegen. Nachdem wir dies aber erfahren haben, sind wir in großen Kummer und Niedergeschlagenheit versetzt worden. Doch keineswegs möge der Herr unser Gott erlauben, dass so etwas geschehe, und auch nicht der selige Fürst der Aposteln Petrus. Wir aber, teuerster Sohn und großer König, flehen unablässig für euch mit allen unseren Priestern und Mönchen und dem ganzen Klerus und all unserem Volk um die Sanftmut Gottes unseres Herren, dass er euch das gänzlich unsägliche sarazenische Volk unterwirft und es euch zu Füßen wirft und dass sie sehr wenig gegen euch zu verrichten in der Lage sind. Wie das Volk des Pharaos im Roten Meer untergegangen ist, weil sie nicht an Gott geglaubt haben, so möge Gott, unser Herr, sie auch an dieser Stelle in eure Hände übergeben durch das Eingreifen des seligen Apostels Petrus. Ihr möget aber stark und sicher sein, weil der allmächtige Gott den Sieg über eure und unsere Feinde gewähren wird, weil ihr und euer Reich an ihn glaubt. Und wie wir unaufhörlich Tag und Nacht vor dem Grab des Petrus die Hoheit desselben Gottes, des apostolischen Herrn, anflehen, dass sich euer Königreich ausbreitet, so möge er uns von eurer Wohlbehaltenheit und der Erhöhung eures Königreichs immer zu Ehren des Herrn frohlocken lassen."

zitiert nach MGH, Epp.3, Berlin 1892, S. 588f; Übersetzung: D. Grupp; (im Original: Codex Carolinus, Nr. 61)

Zur Quelle:
Codex Carolinus: eine Briefsammlung von insgesamt 99 Briefen der Päpste an die Karolinger, vermutlich 791 in Regensburg zusammengestellt. Die Briefe zeichnen sich dadurch aus, dass meist zu Beginn des päpstlichen Briefes der letzte Brief des Kaisers kurz rekapituliert wird. So lassen sich verlorene Brief der Karolinger an den Papst zumindest grob erschließen.

Karl der Große und Papst Hadrian I.
Handkolorierter Druck von Antoine Vérard (1493). Archivo Iconografico, S.A./CORBIS-BETTMANN, gemeinfrei Quelle

Zur Hauptseite