6. Station: Zar Nikolaus II. 1894 - 1917
Zar Nikolaus II.
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Innenpolitisch setzte Nikolaus II. die autokratische Innenpolitik zunächst fort.
Russisch-Japanischer Krieg 1905
Außenpolitisch führte er 1904/05 den Russisch-Japanischen Krieg. Es ging dabei um den Einfluss beider Mächte in Korea und der Mandschurei. Die Russen hatten sich seit 1897 den Hafen Port Arthur und den südlichen Teil der Liaodong-Halbinsel gesichert. Beides verlangte auch Japan, das sich nach dem Ersten Japanisch-Chinesischen Krieg 1894 in Korea festgesetzt hatte (Vertrag von Shimonoseki).
Der Krieg endete mit einer russischen Niederlage in der Seeschlacht von Tsushima, wo die in den Fernen Osten zu Hilfe gesandte russische Ostsee-Flotte fast völlig vernichtet wurde. Im Vertrag von Portsmouth musste Russland Liaodong und Port Arthur sowie die südliche Hälfte von Sachalin an Japan abgeben und sein Engagement in der Mandschurei beenden. Korea blieb im Einflussbereich von Japan, Reparationen wurden nicht bezahlt. Eine aufstrebende asiatische Nation hatte eine europäische Großmacht klar besiegt.
Die Erste Russische Revolution 1905/06
Eine innenpolitische Folge für Russland war die Russische Revolution von 1905/06. Am Petersburger Blutsonntag im Januar 1905 wurde eine Massendemonstration von der Armee zusammengeschossen, was zweihundert Menschenleben forderte. Die etwa 150.000 Demonstranten hatten für Menschenrechte, Verfassung, wirtschaftliche Erleichterungen und den Achtstundentag demonstriert.
Nun enteigneten Bauern spontan Ackerland und es kam zu Streiks von Arbeitern in den Städten, die noch unter frühkapitalistischen Bedingungen lebten. Höhepunkt der Streikbewegung war der Eisenbahnerstreik im Oktober 1905. Berühmt wurde auch die Meuterei auf dem Panzerkreuzer Potemkin.
Mit dem Oktobermanifest von 1905 erlaubte der Zar bürgerliche Freiheitsrechte und die Einberufung einer Duma als Parlament. Im Ergebnis wurde Russland 1906 eine konstitutionelle Monarchie mit einem starken Zaren, der Duma als Parlament und zunächst allgemeinem, später Zensuswahlrecht. Der Zar besaß ein Vetorecht gegenüber der Duma. Es gab keine Presse-, Versammlungs- und Koalitionsfreiheit.
Triple-Entente 1907
1907 bereinigte Russland seine außenpolitischen Differenzen in Asien mit Großbritannien im Vertrag von Sankt Petersburg. Dabei wurde Persien in eine nördliche russische, eine mittlere neutrale und eine südliche britische Zone geteilt. Afghanistan wurde wie ein britisches Protektorat behandelt, die Ansprüche Chinas auf Tibet wurden anerkannt, Tibet wurde also als neutral betrachtet. Der Vertrag führte zur Erweiterung der Entente Cordiale von 1904 zwischen Großbritannien und Frankreich zur sog. Triple-Entente von 1907 und führte zur weiteren die Isolierung Deutschlands.
Vor dem Ersten Weltkrieg. Februar- und Oktoberrevolution 1917
Im Ersten Weltkrieg kämpfte Russland auf Seiten der Entente. In der Februarrevolution von 1917 wurde der Zar gestürzt, im Oktober 1917 (nach altem russischem Kalender) erfolgte der bolschewistische (= kommunistische) Umsturz unter Wladimir Iljitsch Lenin und Leo Trotzki. Am 17. Juli 1918 wurde die Zarenfamilie von russischen Kommunisten in Jekaterinburg erschossen.
Aufgaben
1. Zeige die Verflechtung von Außen- und Innenpolitik am Beispiel des Russisch-Japanischen Krieges.
2. Erläutere, inwiefern Russlands imperiale Dimension die Außenpolitk des Zarenreiches bestimmte.
Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
Quelle: https://www.schule-bw.de
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