Neuplatonismus und byzantinische Bilder
Kuppel der Zenokapelle der Kirche Santa Prassede in Rom, 9. Jh.
Kuppelmosaik mit Christus als Pantokrator im Siegeskranz, der von 4 Engeln gehalten wird. Vergrößern auf 1200 Pixel
Der Heiligenschein (Nimbus) mit Kreuz bleibt Christus vorbehalten. Der Nimbus tritt schon in der römischen Herrscherdarstellung auf. Der Siegeskranz kommt als Motiv ebenfalls aus dem Kaiserkult, die Engel leiten sich von der griechischen Siegesgöttin Nike (lat.: Victoria) und ebenfalls aus dem Kaiserkult ab. Die Art der bildlichen Darstellung geht auf den Neuplatonismus zurück.
Körperlichkeit im Sinne einer Abbildung nach der Natur, wie sie in der Renaissance aufkam, wurde in der byzantinischen Kunst vermieden, weil es (neu)platonisch darauf ankam, das Verhältnis von ursprünglicher Idee zu ihrem Abbild, also einer Kernidee des Platonismus, zu verdeutlichen sowie die platonische Lichtmetaphorik künstlerisch umzusetzen.
"Das überirdische Licht Gottes [...] strahlt abbildlich wider in dem Glanz des Goldgrunds der Mosaiken. [...] Die Figuren müssen in sich tiefenlos sein, um gerade so völlig durchsichtig zu werden für die wahre Tiefendimension unseres Lebens, den Glanz der Ewigkeit. [...] Die figürliche Darstellung auf den Mosaiken und Symbolen [ist] eingebettet in eine Welt von Symbolen. Symbole sind Zeichen, die (...) auf den ewigen Hintersinn unseres Lebens in einer nichtsinnlichen Weise verweisen; denn Symbole richten sich im Unterschied zur figürlichen Darstellung nicht primär an unsere Sinne, sondern an unser denkendes Verstehen, d.h. an den nichtsinnlichen Bereich unseres Erkenntnisvermögens. So ergänzen sich Flächigkeit und Symbolik auf den Mosaiken und Ikonen" (Klaus Held: Treffpunkt Platon, Stuttgart 1990, S. 329).
Um den überirdischen Glanz der Mosaiken zu erhöhen, verwendete man statt Mosaiksteinen aus Stein farbige Glasbausteinchen, die man bewusst ungleichmäßig in den Untergrund setzte, um eine größere Lichtreflexion zu erreichen. Dieser Effekt lässt das Mosaikbild leuchten.
Aufgabe:
Erläutere die bildliche und stilistische Darstellung der Mosaikkuppel der Zenokapelle.
Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
Quelle: https://www.schule-bw.de
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