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Neuplatonismus, arianischer Streit und Glaubensbekenntnis von Nicäa

Im nikänischen Glaubensbekenntnis, beschlossen 325 n.Chr. auf dem Konzil von Nicäa bei Konstantinopel unter Kaiser Konstantin I., sind der neuplatonische Ideen enthalten. Es lautet:

Wir glauben an einen Gott, den allmächtigen Vater, den Schöpfer alles Sichtbaren und Unsichtbaren. Und an den einen Herrn Jesus Christus, den Sohn Gottes, der als Einziggeborener aus dem Vater gezeugt ist, d. h. aus dem Wesen des Vaters, Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater; [...] und an den Heiligen Geist.

Dieses komplizierte Bekenntnis ist nur zu verstehen vor dem Hintergrund des sogenannten arianischen Streits, wo zwei christliche Richtungen unter den Anführern Arius (arianisches Christentum, dem die meisten Germanenstämme auf dem Boden des römischen Reiches anhingen) und Athanasius (katholische Richtung des Christentums, "Trinitarier [Begriff Trinität siehe unten]) gegeneinander standen und sich bekämpften.

Im arianischen Streit "ging es darum, begrifflich verständlich zu machen, wie der eine Gott im christlichen Glauben doch auf dreifache Weise erfahren und verehrt werden kann, nämlich in dem Wesen, das Jesus Vater genannt hatte, in Jesus selbst und im Geist. Zur Erklärung dieser Dreifaltigkeit, der Trinität, bot sich der Hypostasengedanke geradezu an. Die Hypostasen sind im Platonismus die Seinsweisen, in denen der verborgene Gott als existierend erscheint. Was lag also näher, als Vater Sohn und Geist als Hypostasen aufzufassen? Nun haben aber die Hypostasen im Neuplatonismus nicht den gleichen Rang. [...] Deshalb war es folgerichtig und wissenschaftlich überzeugend, dass Arius sagte: Wenn der Sohn eine Hypostase ist, dann kann er nicht gleichrangig mit dem Vater sein, er muss unter ihm stehen" (Held, a.a.O., S. 320 f.). Dies hatte schon Kirchenschriftsteller Origines (185 - 253 oder 254 n.Chr.) gelehrt, der wie Plotin bei Ammonius Sakkas studiert hatte und dessen Lehre dann im 6. Jahrhundert als Ketzerei verdammt wurde.

"In der Lehrentwicklung des 4. Jahrhunderts [...] ging es darum, gegen Arius die Gleichrangigkeit der göttlichen Hypostasen herauszuarbeiten" (ebda.). Vater, Sohn und Heiliger Geist sind nach der Lehre des Athanasius demnach ein Gott in drei gleichrangigen Hypostasen. Vater, Sohn und Heiliger Geist sind auch nicht etwa drei getrennte Personen, sonst hätte man Vielgötterei statt eine monotheistische Religion, sondern sie bilden eine Einheit in drei Erscheinungsweisen, oder wie es das Konzil von Nicäa beschloss: Sie sind "eines Wesens mit dem Vater".

Aufgabe

1. Zeige, was das nikänische Glaubensbekenntnis mit dem Neuplatonismus zu tun hat.


Der Text beruht auf folgenden beiden Büchern:

Hans Joachim Störig: Kleine Weltgeschichte der Philosophie, Frankfurt/Main 1984.

Klaus Held: Treffpunkt Platon, Stuttgart 21990.


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