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Die rot-grüne Regierung: Der Beginn der Historisierung

Alles, was vergangen ist, ist Geschichte. Bis eine Zeitspanne aber von Historikern bearbeitet, untersucht und interpretiert wird, vergeht gewöhnlich eine gewisse Zeit. Bis dahin überlässt der Historiker gerne den Politikwissenschaftlern das Feld. Das liegt selbstverständlich daran, dass man nur erschwert Zugang zu den für den Historiker unentbehrlichen Archiven hat, aber auch daran, dass vieles noch im Fluss ist und man mit seinen Einschätzungen auch grandios danebenliegen kann. Dass sich mit Edgar Wolfrum 2013 schon ein Historiker an die 7-jährige Regierung Schröder (1998-2005) gewagt hat, ist außergewöhnlich und mutig zugleich. Dass ihm viele Politiker und die maßgeblichen Parteien für dieses Unterfangen die Archive geöffnet haben, ist erfreulich. Das Ergebnis ist eine erste geschichtswissenschaftliche Arbeit über die jüngste deutsche Vergangenheit, den Schritt ins 21. Jahrhundert unter einer Regierung, die es in dieser Konstellation auf Bundesebene vorher nicht gab: der sogenannten rot-grünen Regierung aus Sozialdemokarten und Grünen.

Entlassung der Regierung Schröder am 18. Oktober 2005
Entlassung der Regierung Schröder am 18. Oktober 2005
Foto: Jürgen Gebhardt/Bundespresseamt B 145 Bild-00086660
Bundeskanzler Gerhard Schröder (M.l.) mit den Mitgliedern des Bundeskabinetts nach der Überreichung der Entlassungsurkunden durch Bundespräsident Horst Köhler (M.r.).
Bundesminister: 1.R.v.l.: Otto Schily (des Innern); Joschka Fischer (des Auswärtigen); v.r.: Peter Struck (der Verteidigung); Brigritte Zypries (der Justiz). 2.R.v.l.: Heidemarie Wieczorek-Zeul (für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung); Ulla Schmidt, (für Gesundheit und Soziale Sicherung); Renate Schmidt (für Familie, Senioren, Frauen und Jugend); Wolfgang Clement (für Wirtschaft und Arbeit); Hans Eichel (der Finanzen); Jürgen Trittin (für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit; geschäftsführend für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft); Manfred Stolpe (für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen; Edelgard Bulmahn (für Bildung und Forschung).
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In diesem Modul geht es darum, diese frühe Historisierung nachzuvollziehen und an ausgewählten Beispielen die zentralen Themen und Politikfelder aus den Jahren von Rot-Grün in den Blick zu nehmen. Dazu dient als Einstieg ein Text von Edgar Wolfrum, von dem aus in verschiedene Richtungen anhand von im Internet zugänglichen Zeitungsarchiven weitergeforscht werden soll. Ziel ist es, aufgrund eigener Recherchen zu einer Einschätzung zu kommen, die sich an historischen Standards orientiert.

Plakat der SPD mit Gerhard Schröder im Wahlkampf 1998
Plakat der SPD mit Gerhard Schröder im Wahlkampf 1998
Foto: KNSK/BBDO Bundesarchiv Plak 104-PM0944-001


Vorgehensweise

1. Einstieg:
Recherchieren Sie zur "rot-grünen Regierung" oder zur "Regierung Schröder/Fischer" 10-15 Minuten im Internet und sammeln Sie Urteile, die man dort zur politischen Arbeit der Regierung zwischen 1998-2005 finden kann (auch als vorentlastende Hausaufgabe denkbar). Tauschen Sie Ihre Ergebnisse danach in der Klasse aus.

2. Erarbeitung
Untersuchen Sie, zu welchen Ergebnissen der Historiker Edgar Wolfrum in seiner geschichtswissenschaftlichen Einschätzung der rot-grünen Regierung kommt (der Text als pdf-Datei zum Download).

3. Vertiefung:
Wählen Sie einen der vier von Wolfrum genannten Bereiche aus und recherchieren Sie zu Hintergründen und Entwicklungen zwischen 1998-2005 (vgl. auch rechte Randspalte als Einstieg)

  • Fragen von Krieg und Frieden
  • europäische Entwicklungen
  • Modernisierung des Sozialstaats
  • innenpolitische Reformen

Plakat der Grünen im Wahlkampf 1998
Plakat der Grünen im Wahlkampf 1998
Foto: o.Ang. Bundesarchiv Plak 104-PM0935-001

4. Integration:
Vergleichen Sie Ihre Ergebnisse.

  • Inwiefern war die rot-grüne Regierung Akteur und in welchen Bereichen hat sie vor allem reagiert?
  • Welche langfristigen Entwicklungen, die bis heute zentral sind, wurden um die Jahrtausendwende angestoßen, über welche politischen Fragen wird heute kaum mehr gestritten?

5. Urteilsbildung

  • Wie ist Ihre persönliche Einschätzung der Leistungen der rot-grünen Regierung?
  • Inwiefern hängt diese Einschätzung von politischen Standpunkten ab?
  • Wie groß sollte der zeitliche Abstand zu den Ereignissen sein, um zu einem Urteil zu kommen?

Das Bundeskanzleramt in Berlin
Das Bundeskanzleramt in Berlin
Foto: By Tischbeinahe (Own work) [CC BY 3.0], via Wikimedia Commons
Quelle


Differenzierung:

Wahlplakate aus den Jahren 1998-2005
a. Untersuche je ein Plakat von SPD, CDU und Grünen – wo liegen die Unterscheide in der Adressierung, Gestaltung, politischen Aussage?
b. Untersuche mehrere Plakate einer Partei: In welchen politischen Feldern positioniert sie sich?


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