Stoffreduktion in der Kursstufe
Viele Kollegen versuchen sich in der Kursstufe an der Quadratur des Kreises: wissenschaftliche Lauterkeit und Vorbereitung auf die Studierfähigkeit der Schüler einerseits, die Ansprüche des Bildungsplan an Fähigkeiten und Fertigkeiten und die häufig kaum reduzierten Angebote der Schulbücher andererseits stellen den Geschichtslehrer vor fast unlösbare Probleme und führen regelmäßig und vorausschaubar zu Frustrationen - die nachrangige Bedeutung, die ein zweistündiges Fach im G8-Gymnasium auf der Kursstufe für die Schülerinnen und Schüler hat, die allenfalls zur Präsentationsprüfung antreten, sei hier nur zusätzlich erwähnt.
Zwischen "Inseln und Fähren" muss der Lehrer hier Perspektiven definieren, Inhalte gewichten und schließlich Prioritäten setzen - andernfalls hinkt er den Vorgaben des Bildungsplans hoffnungslos hinterher. Die Entscheidung, wo man vertieft, ist in jedem Fall eine individuelle - dennoch versucht dieses Modul einen realistischen Vorschlag zu machen, wie man die Bildungsplaninhalte der Kursstufe gewichten kann. Dabei sei umgehend angemerkt, dass jede Gewichtung und Priorisierung für den einen Unterrichtsstoff natürlich zugleich eine Entscheidung gegen einen anderen Unterrichtsinhalt darstellt. Deshalb ist auch die Planung, die hier vorgeschlagen wird, angreifbar.
Alte und neue Elite - Der Tag von Potsdam
Foto: Bundesarchiv, Bild 183-S38324 / CC-BY-SA
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Der Kenner wird im Plan für die Kursstufe 1 sofort eine Akzentuierung der NS-Diktatur und des Kaiserreichs erkennen, die auf Kosten der Revolutionen geht. Das Thema Industrialisierung ist weitgehend eingebettet in die politische Geschichte des Kaiserreichs. Hier wird, wenn man so will, zusammengeführt, was zusammengehört.
Im Plan für die Kursstufe 2 wird ebenfalls integriert unterrichtet: Kalter Krieg und deutsch-deutsche Geschichte lassen sich inhaltlich nur schwer voneinander trennen. Ein vielleicht ungewöhnlich starker Akzent liegt auf dem Thema "Deutsche Einheit" - dies ist nicht zuletzt der großen zeitlichen Not am Ende der Sekundarstufe I geschuldet, wo erfahrungsgemäß vieles aus der unmittelbaren Zeitgeschichte unbehandelt bleibt.
100.000 Bürger demonstrierten am 23. Oktober 1989 in Leipzig
Foto: Bundesarchiv, Bild 183-1989-1023-022 / Friedrich Gahlbeck / CC-BY-SA 3.0
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Betont werden soll an dieser Stelle, dass großen Wert auf realistische Umsetzung gelegt wurde, d.h.: Es gibt immer wieder Pufferstunden für Klausuren bzw. für unvermeidlichen Unterrichtsausfall auf der Kursstufe. Auch die kaum mehr ernsthaft verplanbare Zeit im 4. Kurshalbjahr wurde nicht mit nicht umsetzbarem Inhalt vollgestopft. Wichtig erschienen den Autoren hingegen Plateaustunden zum 19. Jahrhundert, zur NS-Diktatur, zur deutschen Frage und zu übergeordneten Zäsuren, mithilfe derer die Geschichte eines größeren Zeitraums nochmals wiederholend in den Blick genommen wird.
Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
Quelle: https://www.schule-bw.de
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