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Mythos Reichsautobahn

Eine der vermeintlich größten Leistungen des Nationalsozialismus sind die Autobahnen – nach der Entzauberung der Wehrmacht, der Relativierung der Vollbeschäftigung im Zeichen von Kriegsrüstung und Ausgrenzung von Minderheiten und der rassenideologischen Verortung der NS-Sozialpolitik bleiben oft noch als letztes Argument deutscher Stammtische zugunsten der NS-Diktatur die scheinbar zweifellos arbeitsmarktpolitisch kluge, verkehrspolitisch weitschauende und durchweg progressive Konzeption des deutschen Autobahnnetzes unter Hitler.

Es ist deshalb so schwer, dagegen zu argumentieren, weil das Projekt der Reichsautobahnen in vielerlei Hinsicht interpretierbar ist: als Job-Maschine, als Landschaftsprojekt, als Verkehrs- und Infrastrukturprojekt (u.U. schon im Zeichen des lange geplanten Krieges) und nicht zuletzt als Propagandaprojekt. Dieses Kapitel möchte verschiedene Mythen, die sich um die Autobahn ranken, entzaubern und aufklären, inwiefern die Autobahn als NS-Projekt zu bewerten ist.

Österreich, Wals: Erster Spatenstich für Autobahnbau, Fritz Todt, Adolf Hitler mit Spaten vor geschmückter Lore (7. April 1938)


In diesem Modul lernen die Schülerinnen und Schüler verschiedene Dimensionen des Autobahnprojekts kennen und sollen dabei differenzieren zwischen Mythen und Fakten. Dazu werden sie zunächst mit allgemeinen Aussagen zur Autobahn konfrontiert, müssen sich dazu positionieren und untersuchen dann auf der Grundlage historischer Informationen, was eine Grundlage hat und was nicht. Insgesamt soll dieses Modul zur historischen Urteilsbildung beitragen, indem die Schülerinnen und Schüler auf der Basis von historischen Kenntnissen zu begründeten Urteilen kommen.

Zwei Volkswagen (KdF-Autos, später VW Käfer) auf der Reichsautobahn, Januar 1943

Interpretation


Alle Arbeitsblätter dieses Moduls im pdf-Format als zip-Datei (mache ich nach der QS rein) zum Download.


Unterrichtsdesign:

1. Einstieg: Was ist ein Mythos, was nicht?

Die Schülerinnen und Schüler kreuzen auf dem Arbeitsblatt an, was sie für eine richtige Aussage halten. Am Ende der Auseinandersetzung mit den historischen fakten kommen sie nochmals auf diese Ersteinschätzung zurück.

 

2. Lehrervortrag: Hitlers Pläne zur Reichsautobahn und Pläne aus der Weimarer Republik

Eine Grundlage für diesen Lehrervortrag findet sich auf diesem Informationsblatt zum Projekt RAB. Dabei wird klar, dass die Wurzeln der Autobahnidee in der Weimarer Republik lagen und dass die Umsetzung durch die Nationalsozialisten wenig koordiniert , zum Teil chaotisch war und weit hinter ihren eignen Planungen zurückblieb.

 

3. Erarbeitung: Die Bedeutung der Reichsautobahn

Die Schülerinnen und Schüler erarbeiten sich verschiedene Dimensionen im Kontext des Reichsautobahnbaus. Dabei kann arbeitsteilig oder arbeitsgleich vorgegangen, je nach Zeitaufwand, der betrieben werden soll. Bei arbeitsteiligem Vorgehen ist allerdings ein anschließender Austausch zwischen den Teilgrippen zwingend.

  1. wirtschaftliche Dimension (auch als pdf zum Download)
  2. propagandistische Dimension (auch als pdf zum Download)
  3. kriegspolitische Dimension (auch als pdf zum Download)

Reichsautobahn am Steilhang der Alb. Reliefpanorama mit Boßler und den Orten Gruibingen und Gosbach an der Fils, etwa 1938


4. Integration: Die Scheinmodernität der Autobahn (auch als pdf zum Download)

In einer integrierenden Schlussdiskussion soll die Gesamtbedeutung des Projekts Reichsautobahn unter der Fragestellung „Modernität oder Scheinmodernität?“ diskutiert werden. Hierzu können die Schülerinnen und Schüler das zuvor Erarbeitete als Argumente nutzen.

 

5. Urteilsbildung/Überprüfung: Welche Annahmen haben sich als richtig erwiesen, welche nicht?

Zum Abschluss sollen die Schülerinnen und Schüler nochmals ihre ursprünglichen Annahmen mit ihren nun durch fundierte Kenntnisse gestützten Einschätzungen vergleichen. Wo haben sie ihre Meinung geändert, wo nicht?

 

6. Puffer: Die Reichsautobahn im Film

Untersuche, was bei diesen Originalaufnahmen  unerwartet ist: "Straßen der Vergangenheit - Die Reichsautobahnen 1933 bis 1945" (Dauer: 2:21).

Anmerkung: Es war wohl üblich, auf dem Mittelstreifen zu fahren, auf dem Seitenstreifen zu parken. Und ganz sauber war die linke Spur auch nicht immer.


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