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Ausländische Arbeitskräfte im Zweiten Weltkrieg bei den Dornier-Werken

Nach Kriegsbeginn wurden Ausländer ab 1940 zur Arbeit für den Feind gezwungen. Sie mussten die zur Wehrmacht eingezogenen deutschen Arbeitskräfte ersetzen.

Im Dornier-Werk Friedrichshafen arbeiteten rund 1.700 Ausländer (25 % der Belegschaft) aus 13 Nationen. Im Vergleich zu den rund 14.000 Ausländern in der Friedrichshafener Kriegswirtschaft war die Anzahl gering, weil deren Beschäftigung in der Entwicklung und Konstruktion, dem Bau von Prototypen und Vorserienmustern verboten war.

Im Werk München, mit der Serienfertigung, dem Großserienbau und der Endmontage der Flugzeuge, betrug 1944 der Anteil der Ausländerbelegschaft 44,5 % (rund 1.900). Hinzu kamen ab Mai 1944 rd. 300 Häftlinge des Konzentrationslagers Dachau zur Trümmerbeseitigung und dem Bau von Splittergräben.

Entsprechend der NS-Rassenideologie waren Sowjetrussen – Ostarbeiter genannt – als Untermenschen einer Mangelversorgung in allen Lebensbereichen ausgesetzt sowie einer totalen Fremdbestimmung unterworfen.

Durch eine nicht zu enge Auslegung der sozial- und arbeitsrechtlichen Normen versuchten die Dornier-Werke das Los der zumeist jugendlichen Ostarbeiter zu erleichtern. Den Zwangscharakter des Arbeitseinsatzes konnten sie nicht beseitigen. Und so berichten die Menschen zwar noch heute von ihrer „Zeit der Gefangenschaft“, von Demütigung, Hunger, von Verzweiflung und traumatischen Erlebnissen, aber auch von der Hilfsbereitschaft einiger deutscher Vorgesetzter.

(Text oben sowie Texte zu den Schicksalen der Zwangsarbeiter rechts mit freundlicher Genehmigung von Frau Christa Tholander, Friedrichshafen)


Leben hinter StacheIdraht

Christa Tholander sprach im Zeppelin-Museum über Zwangsarbeit in Friedrichshafen


Ohne die Aufarbeitung der Zwangsarbeit wäre die Geschichte der Industrie in Friedrichshafen nur unzureichend erfasst. „Das Leid der Zwangsarbeiter lässt sich kaum darstellen", sagt Christa Tholander im Zeppelin-Museum. „Aber ich versuche es zu vermitteln." Am Samstag trug sie die Ergebnisse ihrer Studien zur Zwangsarbeit in Friedrichshafen in der Ausstellung „Zeppelins Flieger" vor.

Zwangsarbeiter wurden aus den besetzten Gebieten West- und Osteuropas nach Deutschland deportiert, um hier die fehlende Arbeitskraft der Männer zu kompensieren, die sich an der Front befanden. Nicht nur die Industrie beschäftigte Fremdarbeiter, sondern unter anderem auch Bauern, kleinere Betriebe,Krankenhäuser, Altenheime oder städtische Verwaltungen. Bereits die Verhaftung der späteren Zwangsarbeiter war ein enormer Schock: „Oft wurden die Menschen von den Feldern geholt, aus den Schulen oder aus einer Tanzveranstaltung. Sie wurden mitgenommen, wie sie waren."

Nicht nur Männer also, sondern auch schulpflichtige Kinder und schwangere Frauen (in Friedrichshafen reichte die Altersspanne vom einjährigen Kind bis zur 77-jährigen Frau). In Sammellagern wurden sie zunächst untergebracht und dann mit der Eisenbahn unter üblen Bedingungen nach Deutschland gebracht.

Zwischen 14.000 und 15.000 Zwangsarbeiter waren in der Friedrichshafener Kriegswirtschaft beschäftigt, namentlich nachweisen lassen sich heute aber lediglich 5125 von ihnen. Luftschiffbau Zeppelin, Zahnradfabrik, Maybach Motorenbau und die Dornier Werke - in allen großen Industriebetrieben Friedrichshafens wurden Zwangsarbeiter eingesetzt. Ihre Lage war jedoch durchaus verschieden. Christa Tholander gibt zu verstehen, dass bei Maybach sehr schlechte Lebensbedingungen für Zwangsarbeiter herrschten, während man bei Dornier vieles unternahm, um die drückenden Verhältnisse erträglicher zu machen. Acht Personen mussten in den Dornier-Lagern Wolga II und Wolga III auf jeweils 37 Quadratmetern leben - andere Betriebe pferchten jedoch zwölf Menschen in Barackenräume gleicher Größe. Dornier erlaubte den Zwangsarbeitern Postkartenkontakt mit ihren Familien, wegen verhältnismäßig guter Unterbringung und Verpflegung war der Stand an Tuberkulosekranken unter den Zwangsarbeitern niedriger als in den übrigen Betrieben.

Der ganze Zynismus im Umgang mit Zwangsarbeitern wird mit Blick auf die Bezahlung ihrer Arbeit deutlich: Die gesamten Kosten ihres faktischen Gefängnisaufenthalts wurden von ihrem Lohn abgezogen - vom Stacheldraht, der die Lager umgab, über das Wachpersonal bis hin zu den Verwaltungskosten. Der Mindestlohn lag bei 40 Reichspfennig pro Tag, doch bereits ein Vollkornbrot - das die Arbeiter wegen fehlender Ausgangserlaubnis ohnehin nicht kaufen konnten, kostete 38 Pfennig.

Als besonders demütigende Erfahrung, so Christa Tholander, schildern viele ehemalige Zwangsarbeiter noch heute den Marsch in der Kolonne zur Arbeit - streng bewacht wie Verbrecher. 80 Prozent der Fremdarbeiter, so die Forschungsergebnisse, befanden sich zwangsweise in Friedrichshafen. Doch auch den übrigen erging es nicht anders: Fremdarbeiter, die freiwillig befristete Arbeitsverträge eingegangen waren (zu wesentlich besseren Bedingungen als sie dann vorfanden), wurden schließlich ebenfalls zu Zwangsarbeitern. Nach Ablauf der Vertragsfrist wurden sie an der Abreise gehindert und lebten weiterhin, wie die übrigen, bis Kriegsende hinter Stacheldraht.

(Mit freundlicher Genehmigung von Herrn Harald Ruppert, Südkurier )