Jüdische Lebenswelten in Hohenzollern und am Oberen Neckar (1871-1933)

Hintergrund

Zeittafel

Lehrer und Rabbinatsverweser Gustav Spie

B 30 Lehrer und Rabbinatsverweser Gustav Spier , März 1918

Übersicht zur Geschichte der jüdischen Gemeinden

Haigerloch

1095
erste urkundliche Erwähnung von Haigerloch

1346
erste Erwähnung von Juden in Haigerloch

1534
ältester Schutzbrief für die Ansiedlung von Juden

1595
Erwähnung einer „Judenschul“

1780
Zuweisung des „Haags“ als Wohnviertel

1783
Einweihung der Synagoge

1803
Anlegung des jüdischen Friedhofs im „Haag“

1804
Einrichtung des Rabbinats (bestand bis 1894)

1823
Eröffnung der jüdischen Volksschule

1844
Bau des Schul- und Rabbinatsgebäudes

1845
Bau der Mikwe

1849
rechtliche Gleichstellung der Juden

1858
Höchststand der jüdischen Bevölkerung: 397 Personen, das entspricht einem Anteil von rund 32 %

1876
Verlegung der jüdischen Schule in das Schulhaus (bis 1938)

1938
Reichspogromnacht: Zerstörung des Synagogeninnenraums, Inhaftierungen

1939
Aufhebung der jüdischen Volksschule durch die Behörden

1941
Beginn der Deportationen, Enteignung der jüdischen Familien

1942
letzte Deportation

1945
Elf Überlebende der Konzentrationslager kehren kurz nach Haigerloch zurück.

1952
Umbau des Synagogengebäudes zum Kino; Abriss der „Judenmetzig“

1968
Umbau des Synagogengebäudes zum Lebensmittelmarkt

1999
Kauf des Synagogengebäudes (Gesprächskreis Ehemalige Synagoge und Stadt Haigerloch).

2003
Eröffnung des Begegnungszentrums „Ehemalige Synagoge Haigerloch“

2004
Eröffnung der Dauerausstellung „Spurensicherung: Jüdisches Leben in Hohenzollern“ durch
das Haus der Geschichte Baden Württemberg


Hechingen

1435
erste Erwähnung eines Juden in Hechingen

ab ca. 1500
eine erste jüdische Gemeinde bildet sich.

1544
Existenz einer Synagoge ist erstmals schriftlich belegt.

1576
Graf Eitelfriedrich I. ("der Prächtige") von Hohenzollern-Hechingen kommt an die Regierung und
untersagt Kauf- und Handelsgeschäfte mit Juden; de facto: Ausweisung

1634
Fürst Eitelfriedrich II. erlaubt wieder Juden die Ansiedlung; Judenschutzbrief

1643
von christlichen Hechingern ausgehender Pogrom

um 1650
Erlaubnis zum Bau eines jüdischen Friedhofs

1752/54
Fürst Joseph Wilhelm verweist die ärmeren Hechinger Juden in ein Getto in die Friedrich-
straße, einen Vorort von Hechingen. Es gab eigene Gemeindeeinrichtungen wie Synagoge,
Mikwe, Schlachthaus, Bäckerei und eine Herberge für durchreisende Juden.

1767
Synagoge an der Stadtmauer, in der heutigen Goldschmiedstraße, wird neu errichtet.

Alte Synagoge Hechingen

B 36 Alte Synagoge Hechingen

1784
Gemeinde erhält einen eigenen Rabbiner.

1830
Bau eines Gemeinde- und Schulhauses neben der Synagoge

1834
Anstellung des Rabbiners Dr. Samuel Mayer, Vertreter des Reformjudentums

1842
höchste jüdische Einwohnerzahl: 809 Einwohner, d.h. ein Viertel der Hechinger Bevölkerung

1850
Übergang des Fürstentums Hohenzollern an Preußen: Juden staatsbürgerlich de jure gleichgestellt

1850ff.

Jüdische Unternehmer gründen erste Industriebetrieb: Mit der Firma Baruch & Söhne beginnt die Industrialisierung in Hechingen.

1901
Juden erhalten das aktive und das passive Wahlrecht für städtische Gremien.

1938/39
Arisierung der jüdischen Geschäfte und Firmen; 9.11.1938: Reichspogromnacht: Inneneinrichtung der Synagoge wird zerstört, Verhaftungen

1941
Beginn der Deportationen

nach 1945
Nutzung der Synagoge als Lagerraum u.a., Zerfall

1979
Gründung der "Initiative Hechinger Synagoge", 1982: Erwerb des Synagogengebäudes; Renovierung

1986
Wiedereröffnung der „Alten Synagoge“; Ausstellung, Veranstaltungen

2003
Versuch einer dritten jüdischen Gemeinde durch Kontingentflüchtlinge aus Nachfolgestaaten der
Sowjetunion; infolge Wegzugs nur noch sporadische Nutzung als Gotteshaus


Rexingen

1516
erster Nachweis von Juden in Rexingen: Der Johanniterorden (Ortsherrschaft) gestattet die Niederlassung gegen die Bezahlung von Schutzgeldern.

ab 1700

Bau der ersten Synagoge; Gemeinde gehört zum Rabbinat Mühringen

1760
jüdischer Friedhof im Buchert

bis 1800
Jüdische Gemeinde wächst auf 49 Familien an und stellt mit ca. 240 Personen beinahe ein Drittel der Rexinger Einwohnerschaft.

1844
Jüdische Schule zieht als »Konfessionsschule« ins Schulhaus ein. Bis 1938 existieren die jüdische und die katholische Volksschule unter einem Dach.

um 1850
Höchststand der jüdischen Gemeinde: 427 Mitglieder – das sind über 36 % aller Einwohner.

Jüdische Feuerwehr in Rexingen

B 7 Jüdische Feuerwehr in Rexingen

1914/18
Erster Weltkrieg: 78 jüdische Frontsoldaten, 15 davon fallen.

1933
noch 262 Juden in Rexingen

1938
Februar: erste Auswanderergruppe nach Palästina verabschiedet; April: Gründung der Siedlung Shavei Zion; 9. November: Reichspogromnacht: Synagoge wird im Innern zerstört. Eine beschädigte Thorarolle wird nach Palästina gebracht.

1938/39
Die letzten jüdischen Geschäftsbetriebe werden zwangsweise geschlossen.

1941/42
Deportationen nach Riga, Izbica/Lublin, Theresienstadt

1952
Synagogengebäude wird der neu entstandenen evangelischen Gemeinde überlassen; Umbau

1997
Gründung des Träger- und Fördervereins Ehemalige Synagoge Rexingen für Erhalt und Restaurierung des Gebäudes sowie Erforschung und Dokumentation der jüdischen Geschichte des Dorfes

Yad Vashem, Tal der Gemeinden

B 33 Yad Vashem, Tal der Gemeinden

 


 - Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Tübingen


Der Text dieser Seite ist verfügbar unter der Lizenz CC BY 4.0 International
Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
Quelle: https://www.schule-bw.de

Bitte beachten Sie eventuell abweichende Lizenzangaben bei den eingebundenen Bildern und anderen Dateien.