Franz von Sickingen und das Aufbegehren des Ritteradels im Zeitalter von Reichsreform und Reformation
Methodenvorschlag
Didaktische Hinweise
Das Modul stellt ein landeskundliches Vertiefungsangebot dar, mit dem sich zahlreiche Elemente des vielschichtigen Epochenwandels um 1500 in personalisierender und damit für SuS in Klasse 7 altersgemäßer Weise vermitteln lassen.
Im Zentrum des Moduls steht mit Franz von Sickingen ein Idol des Ritteradels, der im Zuge technischer Neuerungen (Feuerwaffen) und wirtschaftlicher Wandlungen (Frühkapitalismus) sowie rechtlicher und machtpolitischer Entwicklungen (Reichsreform, Territorialisierung) zunehmend ins Hintertreffen geriet und sich insbesondere unter dem Einfluss des ideellen Umbruchs der Reformation zum Widerstand veranlasst sah.
Auch wenn Franz von Sickingen aufgrund seiner Herkunft und finanziellen Ressourcen über besondere Voraussetzungen verfügte, lässt sich an seinem Beispiel exemplarisch zeigen, wie die Ritterschaft auf die Herausforderungen ihrer Zeit reagierte und welcher (Miss-)erfolg ihr am Ende beschieden war.
In seinen Zielen wie in der Wahl seiner Mittel teils ein Reaktionär (Unterlaufung der Reichsjustiz, Fehdeführung), teils ein Revolutionär (Aufgeschlossenheit gegenüber den Ideen der Reformation, Nutzung modernster Wehrtechnik), von seinen Zeitgenossen als Streiter für ritterschaftliche Privilegien und den wahren Glauben verklärt, dabei als skrupelloser Kriegsunternehmer in Wirklichkeit doch mehr auf den Erhalt seiner persönlichen Machtposition bedacht, bietet Franz von Sickingen aber nicht nur in historischer, sondern auch in gegenwärtiger Perspektive viel Stoff für Reflexion und Diskussion:
Kann Selbstjustiz gerechtfertigt sein?
Welche Relevanz hat ein modernes, staatliches Gewaltmonopol und was braucht es zu seiner Durchsetzung (Orientierungskompetenz)?
Wie sind Glaube und Macht bzw. Gemein- und Eigennutz als Motivationsfaktoren politischen Handelns zu gewichten und zu beurteilen (Reflexions- und Urteilskompetenz)?
Darf man dem medial vermittelten Bild einer (historischen) Persönlichkeit ohne weiteres Glauben schenken, oder woran kann es ggf. gemessen werden (Dekonstruktions- und Methodenkompetenz)?
Das Modul beinhaltet eine auf eine Doppelstunde ausgelegte Einführung, die für alle Niveaustufen identisch ist. Die Materialien für die zweite Doppelstunde sind dagegen nach Inhalt, Umfang und Anforderungsniveau differenziert. Die Materialien für das M-Niveau bzw. das E-Niveau können dabei sowohl einzeln und unabhängig voneinander als auch arbeitsteilig eingesetzt werden.
- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Karlsruhe -