Die Große Ravensburger Handelsgesellschaft als Teil des eurasischen Handelssystems im Schatten der pax mongolica
Hintergrund
Zeittafel
a) Lokale und europäische Ebene:
1380 – 1530
Die Ravensburger Handelsgesellschaft ist eine der erfolgreichsten europäischen Großhandelsunternehmen mit zeitweise 13 Niederlassungen in Europa. Die Verwaltungszentrale befindet sich in Ravensburg.
B 13 Halle und Hof eines Großkaufmannes aus dem 16. Jahrhundert. Holzschnitt aus: Petrarcas Trostspiegel. Augsburg, Steyner, 1539 |
Das Beispiel: Barcelona (als ein Handelsplatz der ersten Stunde)
um 1380
Erste Spuren deutscher Kaufleute aus Oberschwaben und dem Bodenseegebiet in Barcelona nachweisbar. Damit gehört Barcelona für die Ravensburger Gesellschaft zu den ersten Handelsplätzen.
1394
Henggi Humpis ist in Barcelona aktiv.
1400
Onofrius Muntprat exportiert im Namen zweier Kaufleute aus Barcelona Korallen.
B 20 Messer und Gabel mit Griffen aus Korallenästen, 16. Jh. |
Die Ravensburger Handelsgesellschaft erweitert ihre Palette um weitere Luxusgüter, wie Gewürze und Seide. So kommt es zu weiteren Verbindungen und Niederlassungen in Genua und Venedig.
1443
erfolgreichstes Jahr für die Ravensburger Gesellschaft in Barcelona.
ab 1467
Krise und Unruhen: Schlechte Jahre für die Ravensburger Handelsgesellschaft.
1490er
Auflösung des Geliegers in Barcelona.
b) Globale-Ebene:
13. und 14. Jahrhundert: Das mongolische Großreich bildet das größte zusammenhängende Weltreich der Weltgeschichte.
B 12 Das Mongolische Großreich bei seiner größten Ausdehnung 1279 |
Die pax mongolica (Friedensordnung) sichert Kaufleuten sicheres Geleit auf Handelsrouten zu. Der Handel blüht daraufhin im ganzen Mongolischen Reich auf. Die Seidenstraße wird zum Symbol für wirtschaftliche und kulturelle Verbindung Asiens mit Europa.
Aus der italienischen Hafenstadt Genua kommen die wichtigsten europäischen Händler. Sie reisen bis nach China, um von dort Luxusgüter, wie z.B. Seide oder Gewürze einzukaufen und nach Europa zu transportieren.
B 21 Eine Karawane aus Händlern kehrt mit ihren Lastkamelen aus China zurück Richtung Europa |
Parallele Entwicklung:
Schon im 13. Jahrhundert zogen vor allem Kaufleute der Bodenseeregion in großer Zahl nach Genua, um dort zunächst oberschwäbische Leinwand zu verkaufen, die dann in den gesamten Mittelmeerraum verschifft wurde.
Anfang des 15. Jahrhunderts ist die Ravensburger Handelsgesellschaft in Genua (ab ca. 1435) nachweisbar, und damit an das eurasische Handelssystem im Schatten der pax mongolica angeknüpft. Der Handel mit orientalischen Luxusgütern ist nun das Hauptgeschäft der Fernhändler.
B 6 Wagen mit Pelzen, Fellen, Leder, Gewürzen, Zucker und Safran |
- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Tübingen