Eugen Bolz (1881-1945) – württembergischer Staatspräsident und Widerstandskämpfer
Hintergrund
Zeittafel
1881
Geburt von Eugen Bolz als 12. Kind des Kolonialwarenhändlers Josef Bolz in Rottenburg am Neckar
1900-1905
Studium der Rechtswissenschaften in Tübingen, Bonn und Berlin
1909-1914
Tätigkeit bei der Staatsanwaltschaft Stuttgart.
1912 – 1933
Reichstagsabgeordneter und Landtagsabgeordneter der Zentrumspartei für den Wahlkreis Aalen/Ellwangen
B 2 Eugen Bolz im Jahre 1912 |
1919
Justizminister
1923
Als Innenminister geht er 1923 hart gegen den Putsch der NSDAP vor, er lässt ihre Anführer im Vorfeld verhaften und die Parteizentrale besetzen.
Bis 1933 setzt er sich immer wieder auf Reichsebene für ein Verbot aller bewaffneten Parteimilizen von NSDAP (SA, SS) und KPD (Rotfrontkämpferbund) ein.
1928-1933
Staatspräsident von Württemberg
Seine rigide Sparpolitik verschafft dem Volksstaat Württemberg finanzielle Spielräume in der Weltwirtschaftskrise.
Soziale Unterstützungspolitik, z.B. durch den Ausbau des Neckarkanals als staatliche Arbeitsbeschaffungsmaßnahme während der Weltwirtschaftskrise, lindern deren Auswirkungen. Württemberg bleiben anders als den anderen Ländern des Reiches harte Konsequenzen der Weltwirtschaftskrise erspart.
Ebenfalls im Unterschied zur Reichsebene, gerade zum Präsidialkabinett von Papen, geht Bolz konsequent gegen NSDAP und KPD vor. Noch im Februar 1933 verbietet er eine öffentliche Rundfunkansprache von NSDAP-Vizechef Strasser in Stuttgart. Die Wahlerfolge der NSDAP bleiben in Württemberg sowohl in evangelischen wie katholischen Gebieten deutlich unter Reichsdurchschnitt: Im September 1930 erzielte die NSDAP nur 9,4% (im Reich 18,3 %), im November 1932 26,2% ( im Reich 33,1%).
B 3 Die württembergische Zentrumsfraktion 1928, Bolz 3. von rechts sitzend |
März 1933
Zustimmung zum Ermächtigungsgesetz
Juni 1933
Besuch eines Parteitages der christsozialen Partei in Österreich (damit Unterstützung der dortigen demokratischen Bemühungen gegen den Austrofaschismus/Nationalsozialismus in Österreich)
19.Juni 1933
Verhaftung und Arrest auf der Festung Hohenasperg ohne Anklage oder Prozess
B 4 Verhaftung von Eugen Bolz vor dem Polizeipräsidium in der Dorotheenstraße am 19.06.1933 |
1934
In der Schrift „katholische Aktion und Politik“ kritisiert Bolz totalitäre Staatsauffassungen und spricht in diesem Fall von einem „Notwehrrecht des Volkes“ bei dauerhaften und offensichtlichen Missbrauch der Staatsgewalt (unveröffentlicht).
1935
Kontaktpflege zu Gegnern den NS-Staates unter dem Deckmantel von Geschäftsreisen – Suche nach eigenen Möglichkeiten des Widerstandes
Anfang 1942 - 1944
Kontakt mit Goerdeler (sogenannter „Boschkreis“) – Einweihung in Attentatspläne – Bereitschaft zur Mitwirkung in einer kommenden Reichsregierung: Bolz ist vorgesehen als "Reichs-Kultusminister" und damit als für Schulen, Kirchen und Universitäten verantwortlich. Der Historiker Peter Steinbach folgert daraus, dass Bolz damit die Hauptverantwortung für die geistig-moralische Neuordnung Deutschlands gehabt hätte. Bolz äußert in seinem Umfeld Zweifel an positiven Ausgang des Weltkrieges für Nazideutschland
20.Juli 1944
Scheitern des Attentats des militärischen Widerstands um Oberst Stauffenberg
B 5 Eugen Bolz als Angeklagter vor dem Volksgerichtshof |
12.August 1944
Festnahme von Eugen Bolz, unklar bleibt, ob direkt ein Verdacht auf Teilhabe am Attentat bestand, wohl wurde ein Spitzel auf ihn angesetzt.
Dezember 1944
Anklage: Hochverrat und Feindbegünstigung
23.Januar 1945
Hinrichtung von Bolz in Plötzensee
„Auf persönlichen Befehl Hitlers wurde allen Inhaftierten aus dem Umfeld des 20.Juli geistlich-religiöser Beistand untersagt; der Leichnam wurde verbrannt, die Asche verstreut.“
-Kompetenzzentrum für Geschichtliche Landeskunde im Unterricht -