Der „Mössinger Generalstreik“ – Warum ein schwäbisches Dorf gegen Hitler streikt
Hintergrund
Zeittafel
B 15: Hermann Ayen mit einem Fuhrwerk: führender Kommunist in Mössingen, zugleich Nebenerwerbslandwirt |
Die Vorgeschichte
1869
Anschluss Mössingens ans Eisenbahnnetz
ab 1871
Ansiedlung von Textilfabriken
1898
Gründung des Konsumvereins
1901
Gründung einer Ortsgruppe der SPD
1904
Turnverein Mössingen
1905
Beitritt des Turnvereins zum Arbeiterturnerbund
1906
erster Streik in einer Fabrik am Ort
1912
Arbeiter-Radverein
1920
Arbeiter-Sportkartell
1922
Arbeitergesangsverein Freiheit
1924
KPD größte Partei am Ort (26,5 %)
1925
Fertigstellung der Turnhalle
1930/31
Kampfbund gegen den Faschismus
1932
Antifaschistische Aktion
B 16: Der Arbeiterturnverein im Jahre 1907 |
Der 30./31. Januar 1933
30. Januar, Abend
Versammlung an der Turnhalle und Umzug der antifaschistischen Aktion
30. Januar, Nacht
Eintreffen des Flugblatts der KPD aus Stuttgart (vgl. M 1)
31.Januar, Morgen
Verteilen des Flugblatts vor den Fabrikhallen
ab 12.00 Uhr
Versammlung von ca. 100 Personen vor der Turnhalle
12.30 Uhr
Demonstrationszug setzt sich in Bewegung
vor 12.45 Uhr
erste getrennte Abstimmung über die Durchführung eines Streiks in den Pausa-Werken (Reutlinger Straße und Falltorstraße): Die Mehrheit ist gegen einen Streik.
12.45 Uhr
Eintreffen bei den Pausa-Werken: Ansprache von Fritz Wandel
13.00 Uhr
Betriebsversammlung der Pausa-Werke und erneute Abstimmung aller Pausa-Arbeiter
13.45 Uhr
Der Demonstrationszug setzt sich auf der Falltorstraße wieder in Bewegung.
kurz vor 14.00 Uhr
Der Zug kommt vor der Fa. Merz an (ca. 600 Teilnehmer).
14.00 Uhr
Auseinandersetzungen in verschiedenen Fabriksälen der Fa. Merz, im Nähsaal kam es zum Tumult.
15.15 Uhr
Der Demonstrationszug formiert sich wieder (ca. 800 Personen; Mössingen hat ca. 2000 Einwohner).
15.30 Uhr
Eintreffen des Demonstrationszuges vor dem verschlossenen Hoftor der Fa. Burkhardt
16.00 Uhr
Zusammentreffen mit der Polizei in der Bahnhofsstraße
16.30 Uhr
Auflösung des Demonstrationszugs und Ende des Generalstreiks
B 2: Beweisfoto vom Versuche, die Türe aufzubrechen in der Burkhardtschen Fabrik (der Aufbruchsversuch wurde auf Anweisung der Streikleitung abgebrochen) |
Nach dem Generalstreik
Anfang Februar
58 Festnahmen, 98 Anklagen, davon 92 wegen Landfriedensbruchs und 6 wegen Hochverrats, 80 Verurteilungen (Haftstrafen zwischen 3 Monaten und 2 1/2 Jahren); Fritz Wandel erhält 4 1/2 Jahre
bis April 1933
Auflösung sämtlicher Arbeitervereine
12.11.1933
Reichstagswahl: Von 1839 Mössinger machen 178 ihren Stimmzettel ungültig.
1934
Bei der Volksabstimmung zur Zusammenlegung von Reichskanzler und Reichspräsident stimmen 141 von 1912 Mössingern mit Nein, 52 Stimmen waren zudem ungültig.
Kreistagswahlen 1946
Kommunisten 33,6%, Sozialdemokraten 16,6%
1954/55
Rehabilitierung der Generalstreikenden durch zwei Gerichtsurteile des Landgerichts Tübingen und des Oberlandesgerichts Stuttgart
ab 1974
historische Aufarbeitung des Generalstreiks durch das Tübinger Ludwig-Uhland-Institut
29.1.1983
Kundgebung mit 10.000 Teilnehmern am Viehgarten vor der Langgass-Turnhalle: Gedenken an den 50. Jahrestag des Generalstreiks
ab 1985
Aufbau eines Mössinger Museums
2003
erste Ausstellung zum Generalstreik mit Einführungsvortrag von Prof. Jürgen Wertheimer; anlässlich des 70-jährigen Jubiläums Erwähnung auf der Homepage der Stadt Mössingen
2011
Antrag der FWV auf Unterstützung einer neuen wissenschaftlichen Aufarbeitung
2013
umfassendes Gedenken zu Ehren des 80. Jubiläums des Streiks
B 17: Inschrift zu Ehren der Generalstreikenden an der Langgass-Turnhalle |
- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Tübingen -