Die Revolution im November 1918 in Württemberg - Interview mit der Geschichte

Hintergrund

Zeittafel

Stuttgarter Hauptbahnhof um 1920

B3 Stuttgarter Hauptbahnhof um 1920 © LMZ 030701
Während des Putsches der Spartakisten Anfang Januar 1919 zog sich die Provisorische Regierung in den Turm des noch nicht ganz fertiggestellten Stuttgarter Hauptbahnhofs zurück.


Zeitleiste Revolution 1918/19 in Württemberg (Schwerpunkt Stuttgart)

Das Unterrichtsmodul befasst sich schwerpunktmäßig mit den Vorgängen am 9. und 10. November in Stuttgart, als sich einerseits der Übergang von der Monarchie zu einer Republik vollzog, andererseits die unterschiedlichen Vorstellungen von Kommunisten und Anhängern einer parlamentarischen Demokratie aufeinanderprallten. Bereits während der Sitzung des Arbeiter- und Soldatenrats am 10. November in Stuttgart wurde klar, dass die überwiegende Mehrheit der Arbeiterräte, der Soldatenräte und der Bevölkerung Württembergs gegen ein Rätesystem und für die Unterstützung der von Wilhelm Blos (SPD) geführten Provisorischen Regierung war.
Zur besseren Einordnung der Vorgänge am 9. und 10. November 1918 werden in der Zeitleiste zentrale Geschehnisse von Anfang November 1918 bis zum Sommer 1919 aufgeführt.

4.11.1918
Vertrauensleute des Spartakus (Kommunisten) bilden in den großen Betrieben Arbeiterräte. Großdemonstration in der Stuttgarter Innenstadt für sofortigen Waffenstillstand und eine sozialistische Republik.

5./6.11.
Generalstreik der Arbeiter in den Rüstungsbetrieben in Friedrichshafen

6.11.1918
Die Forderung der SPD, auch in Württemberg ein parlamentarisches System einzuführen, setzt sich durch. Das Kabinett Weizsäcker tritt zurück, eine neue Regierung aus bürgerlichen Parteien und Sozialdemokraten wird gebildet, die jedoch nie ihr Amt antreten kann.

6.11./7.11. 1918
In Ulm werden – noch von der alten Regierung veranlasst – zwei Spartakusführer auf ihrer Reise nach Friedrichshafen verhaftet, ebenso weitere 16 Mitglieder des Stuttgarter Arbeiterrates. Protestwelle in der Arbeiterschaft. Die SPD setzt deren Freilassung durch.

8.11. 1918
SPD und Gewerkschaften rufen für den 9. November zu einer Kundgebung zur Ausrufung der Republik in Württemberg auf.

Am 9.11.1918 bildete sich die Provisorische Regierung des freien Volksstaats Württemberg

B2 Am 9.11.1918 bildete sich die Provisorische Regierung des freien Volksstaats Württemberg
Von links: Julius Baumann Ernährung (DP), Dr. Hugo Lindemann (SPD), Arbeit, Wilhelm Blos (SPD), Ministerpräsident, Außen, Johann Baptist von Kiene (Zentrum) Justinz, Berthold Heymann(SPD), Kultus, Theodor Liesching (Fortschrittliche Volkspartei )Finanz, Arthur Crispien (USPD) Innen, Albert Schreiner (USPD) Krieg © LMZ 038070

9.11. 1918
Großdemonstrationen in vielen Städten des Landes. In Stuttgart schließt sich ein ganzes Regiment dem Demonstrationszug an. SPD, Gewerkschaften und USPD einigen sich auf eine Provisorische Regierung unter Wilhelm Blos (SPD).
Eine Gruppe Spartakisten stürmt das Wilhelmspalais, den Wohnsitz des Königs, und hisst dort die rote Fahne. Am Abend reist der König und seine Familie, begleitet von revolutionären Soldaten und einem Schutzbrief des neuen Ministerpräsidenten Blos. auf eigenen Wunsch nach Schloss Bebenhausen.

10.11.1918
Der Arbeiter- und Soldatenrat lehnt das Programm der Spartakisten ab, ein Rätesystem einzuführen und entscheidet sich dafür, die Provisorische Regierung mit Vertretern von SPD, USPD und drei bürgerlichen Fachministern von Zentrum, DP und Fortschrittlicher Volkspartei zu unterstützen.

4.1. – 10.1.1918
Spartakisten-Unruhen in Stuttgart. Die Anhänger eines Rätesystems versuchen im letzten Moment die Wahlen zu der Verfassunggebenden Landesversammlung zu verhindern. Von der Regierung und vom Soldatenrat berufene Sicherheitstruppen entwaffnen die Aufständischen. Russische Agenten werden verhaftet. Die Regierung zieht sich in den Bahnhofsturm zurück.

10.1.1919
Ministerpräsident Blos entlässt die Minister der USPD, da die USPD zusammen mit den Spartakisten auf Flugblättern zum Sturz der Provisorischen Regierung aufgerufen hatte.

12.1.1919
Wahlen zur Verfassunggebenden Landesversammlung. SPD stärkste Partei (34%, USPD 3%), aber keine sozialistische Mehrheit zur Umgestaltung von Wirtschaft und Gesellschaft. Der Einfluss der bürgerlichen Parteien in der Regierung nimmt zu. Anträge der SPD nach Sozialisierung der Besitzverhältnisse setzen sich nicht durch.

23.1.1919
Erster Zusammentritt der Verfassunggebenden Landesversammlung

31.3. – 10.4. 1919
Generalstreik in Stuttgart, Spartakusunruhen. Die Regierung verhängt den Belagerungszustand und zieht sich wieder in den Bahnhofsturm zurück.

7.April 1919:
In München proklamieren USPD, Anarchisten und Teile der SPD eine bayerische Räterepublik.

April 1919
Die württembergische Regierung schickt auf Bitten der bayrischen Exilregierung in Bamberg Truppen nach Bayern zur Bekämpfung der Münchner Räterepublik.

26.4.1919
Verabschiedung der württembergischen Landesverfassung. Die überarbeitete Fassung (Koordinierung mit Reichsverfassung) tritt am 25.9.1919 in Kraft, genau 100 Jahre nach Inkrafttreten der ersten württembergischen Verfassung von 1819.

Juni 1919
Der Landtag beschließt die Auflösung der Räte bis Juli 1919.


 Scheidegruß König Wilhelms II. vom 30.11.1918

B8 Scheidegruß König Wilhelms II. vom 30.11.1918
© LMZ 025562

 

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