Die Illenau - "Ein wahres Schloss für Irre"?

Hintergrund

Bedeutung


Reformpsychiatrie des 19. Jahrhunderts

Die 1842 eröffnete Illenau in Achern gilt als Prototyp einer „modernen Irrenanstalt“ des 19. Jahrhunderts, wo fortan psychisch kranke Menschen in der ländlichen Idylle der Ortenau isoliert werden sollten, um im sogenannten Landasyl eine Heilung zu ermöglichen. Dies gilt auch für den vielfach als „närrisch“ bezeichneten prominenten Maler und Zeichner Carl Sandhaas, der in den Jahren 1843-1845 stationär in der Illenau aufgenommen war.

 

B 8 Carl Friedrich Sandhaas

 

Entgegen der landläufigen Praxis einer Isolation von heilbaren „Irren“ in „Stadtasylen“ sprach sich der erste Direktor der Illenau, der Psychiater und Mediziner Christian Friedrich Wilhelm Roller, für eine „möglichst sorgfältige menschenfreundliche Behandlung der Kranken […] mit der […] Heilighaltung der Menschenwürde“ (Statut der Heil- und Pflegeanstalt 14.10.1843) aus.

Dies galt für Roller ebenso auch gegenüber den als unheilbar geltenden psychisch erkranken Menschen, die er nicht selten aus ihrer Isolation in „Zuchthäusern“ befreite und zur weiteren Behandlung in die Illenau überstellen ließ. In der alltäglichen Praxis partizipierten dort viele Patientinnen und Patienten am sozialen Leben ebenso wie an gemeinschaftlichen Arbeiten (z.B. in der Landwirtschaft) innerhalb des Anstaltsgeländes. Inklusion und Partizipation von erkrankten Menschen am gesellschaftlichen Leben sind bis heute Grundsätze einer auf den unveräußerlichen Menschenrechten und der Menschenwürde basierenden wissenschaftlichen Psychiatrie und Psychotherapie.  

Illenau in Achern

Im Gebäudekomplex der ehemaligen badischen Heil- und Pflegeanstalt Illenau in Achern befinden sich heutzutage mehr als 50 Privatwohnungen, das Technische Rathaus der Stadt Achern, die Illenau-Werkstätten für Kunst, Handwerk und Technik, das Illenau Arkaden Museum nebst eines Bistro Cafés sowie zahlreiche Gedenk- und Erinnerungsorte. Die Illenau ist nach mehr als 175 Jahren seit ihrer Eröffnung ein Ort des Nebeneinanders von Wohnen, Arbeiten und Erinnern und verdankt sein gegenwärtiges Erscheinungsbild insbesondere bürgerschaftlichem und kommunalem Engagement (wie beispielsweise dem Förderkreis Forum Illenau e.V.).

 

B 4 Gärten der Patientinnen und Patienten


 - Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Freiburg -


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