„Frage der Etikette“ oder „Kampf um die Republik“?

Der Konflikt zwischen den Sigmaringer Regierungspräsidenten und dem Haus Hohenzollern in der Weimarer Republik

Methodenvorschlag

Didaktische Hinweise

Anhand der Diskrepanz zwischen republikanischer Namensgesetzgebung und der Praxis der Verwendung von Adelstiteln und Adelsprädikaten werden die Lernenden für die Frage nach dem richtigen Umgang mit dem Gleichheitsgrundsatz des Grundgesetzes sensibilisiert. Ein Überblick über Kontrahenten und Streitpunkte des Sigmaringer Konflikts zwischen Regierungspräsident und Haus Hohenzollern in der Weimarer Republik führt zu der Frage, ob die Auseinandersetzung lediglich „eine Frage der Etikette“ oder eine grundsätzliche Auseinandersetzung um die Durchsetzung republikanische Grundwerte war. In Tageszeitungen analysieren die Lernenden die Rezeption des Konfliktes durch disparate politische Lager (Kommunisten, Sozialdemokraten, Liberale, Zentrumsanhänger, Deutschnationale, Nationalsozialisten). Sie schreiben einen Leserbrief, in dem sie sich einem dieser politischen Lager zuordnen und so die Verwerfungen der politischen Kultur der Weimarer Republik nachvollziehen. Anhand der erarbeiteten Ergebnisse können die Lernenden die Tragweite des Konflikts im Hinblick auf die Durchsetzung der republikanischen Staatsautorität beurteilen. Sie stellen sich dabei auch die Frage, inwieweit die Versetzung Alfons Scherers in den vorzeitigen Ruhestand bereits als Anzeichen der Selbstaufgabe der Republik in ihrer Endphase interpretiert werden kann.
Abschließend wird anhand eines Antrags der Berliner Jusos aus dem Jahre 2017 die Frage erörtert, ob die Abschaffung adliger Namenszusätze auch heute ein berechtigtes Anliegen sein muss.
In einem optionalen Exkurs kann am Ende der Unterrichtsequenz ein zweites wichtiges Problem diskutiert werden: Die Frage nach einem angemessenen Umgang mit adligem Vermögen in einer Republik, die Standesprivilegien abgeschafft hat, aber Privateigentum garantiert.

Lizenz B 9: Gibt es in Sigmaringen noch heute eine "Fürstliches" Forstamt?

- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte an der ZSL-Regionalstelle Tübingen -