Gefallenengedenken und Erinnerungskultur nach dem Ersten Weltkrieg: Das Kriegerdenkmal in Stuttgart-Münster

Bedeutung

Die Kriegerdenkmäler der Weimarer Republik wurden in der historischen Forschung vor allem als Ausdruck, ja gar als Vermittlungsinstanzen eines revanchistischen Nationalismus gedeutet, der die enormen Verluste eines verlorenen Krieges durch sinnstiftende Heroisierung zu kompensieren versprach.

Als Kernelement dieser heroisierenden Umdeutung des Kriegstodes hat George L. Mosse den Gefallenenkult ausgemacht, der seine Blütezeit nach dem Ende des Ersten Weltkriegs erlebte. Die toten Soldaten seien zu Märtyrern stilisiert worden, die sich auf dem "Altar des Vaterlands" geopfert hätten; Soldatenfriedhöfe, Heldenhaine, Kriegerdenkmäler hätten sich zu Stätten nationaler Andacht entwickelt.

Die neuere Forschung zeigt hingegen, dass die durch die Denkmalsymbolik enthüllte "Nationalisierung der Massen" (George L. Mosse) keinesfalls als die alleinige Form der Kriegserinnerung nach 1918 gelten kann. Vielmehr beweisen Lokalstudien, dass man eher von einer nach Milieugrenzen fragmentierten Denkmalkultur, oder "Mikrokosmen der Trauer" (Michaela Stoffels) ausgehen muss.

Ein derartiger spezieller Fall liegt sicherlich auch bei dem Kriegerdenkmal in Stuttgart Münster vor. Seine Gestaltung als vierwandiger Raum auf einem starken Sockel, bei dem drei Seiten mit den Namen der Gefallenen des Ortes beschrieben sind, ist einerseits typisch für die "Demokratisierung" deutscher Kriegsmonumente (Reinhart Koselleck), indem alle Namen ohne Angabe des Dienstgrades aufgeführt werden.

Kriegerdenkmal von Stuttgart-Münster

B 2 Kriegerdenkmal von Stuttgart-Münster, Seitenwand © Michael Hoffmann

Andererseits verweist die Aufschrift "Nie wieder Krieg" auf eine deutlich pazifistische Grundhaltung bzw. Absicht der Erbauer aus Stuttgart-Münster. Sie steht im Kontrast zu der dominierenden, eher national bis nationalistisch ausgerichteten Denkmalsymbolik der Weimarer Zeit, die vor allem versuchte, den Totenkult politisch im Sinne einer Wiedergeburt einer nationalen Volksgemeinschaft zu instrumentalisieren.

Ein Beispiel für dieses sinnstiftende Gedenken in Stuttgart stellt das große Kriegerdenkmal in Stuttgart-Feuerbach dar. Es wurde 1929 als dreiflügliger Ehrenhof errichtet, in dessen Mitte sich eine Skulptur mit dem Titel "Ohnmacht und Wille" befindet. (Weiterführende Hinweise auf D 3 )

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