Im Großen Krieg: Hardheimer Bürger im Ersten Weltkrieg

Hintergrund

Bedeutung


Ein großer Krieg in Europa ist für uns heutzutage nur noch schwer vorstellbar. Stattdessen tragen Nachrichten und Medien Krisenherde und Konflikte aus aller Welt jeden Tag an uns heran und wir erleben am Bildschirm und somit aus der räumlichen Distanz, welche Folgen derartige Ereignisse für die Bevölkerung in den betroffenen Regionen haben.
Mit der Behandlung des Ersten Weltkrieges im Geschichtsunterricht kann deutlich gemacht werden, welch großes Leid im Kriegsalltag damals in unserem heutigen Lebensumfeld geherrscht hat.

Zu Beginn des Weltkriegs herrschte im Deutschen Reich die weitverbreitete Überzeugung vor, im Krieg unbesiegbar zu sein, wenn die Nation zusammenhält. Eine regelrechte Propagandamaschine arbeitete deshalb mit Hochdruck daran, diese Begeisterung nicht abreißen zu lassen. Wichtige Instrumente hierfür waren Plakate, Fotografien und Postkarten. Neben Zeitungen waren gerade Feldpostkarten und ihre Motive ein wichtiges Medium der Informationsübermittlung in dieser Zeit. Dank der noch erhaltenen Feldpostkarten, die der Soldat Konstantin Häfner von der Front an seine Frau Babette geschickt hat, erhalten die Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit, sich mit diesem wichtigen (Propaganda-)Medium auseinanderzusetzen.

 

„Hurra es pufft und kracht!“ – ein Kleinkind mit einer Soldatenmütze auf dem Kopf. Diese Postkarte schickte Konstantin Häfner 1915 seiner Frau von der Front.   ©  Sigrid Maier

B 21 „Hurra es pufft und kracht!“ – ein Kleinkind mit einer Soldatenmütze auf dem Kopf. Diese Postkarte schickte Konstantin Häfner 1915 seiner Frau von der Front.

 

Die Gemeinde Hardheim im Neckar-Odenwald-Kreis hat heute mit den eingemeindeten Ortsteilen ca. 6.600 Einwohner und ist nach wie vor ländlich geprägt. Hardheim bietet daher einen exemplarischen Zugang dazu, wie sich der Erste Weltkrieg auf die „Heimatfront“ des ländlichen Raumes auswirkte. Für die Bewohner der kleinen Landgemeinde rief dieser Krieg außerordentlich hohe Belastungen hervor. Dazu zählte gleich von Beginn an die ständige Angst, dass den Angehörigen etwas zustoßen könne. Demnach waren für die Bewohner des Örtchens mit Sicherheit die Leiderfahrungen, welche durch den Tod oder die Verwundung nahe stehender Menschen hervorgerufen wurden, am schlimmsten zu verkraften. Doch von der Trauer um den gefallenen oder verwundeten Ehemann, Geliebten, Vater, Sohn, Bruder oder Freund einmal abgesehen, war das zentrale Problem im ländlichen Leben während des Krieges neben Lebensmittelverknappung und Mangelwirtschaft die fehlende Arbeitskraft. Wie sollte die Arbeit auf den Höfen oder in den Handwerksbetrieben organisiert werden, wenn der Großteil der Männer eingezogen war? Einen beträchtlichen Teil der Arbeitslasten, wenn nicht gar die Hauptarbeitslast der fehlenden Männer, mussten nun die Frauen übernehmen, die dazu oft noch parallel mehrere kleine Kinder zu versorgen hatten. Am Beispiel von Anna und Karl Käflein und ihrer Familie können die Schülerinnen und Schüler diese Situation beispielhaft nachvollziehen.

Anhand der Kriegserfahrungen von Karl Käflein und Alois Kemmerer erhalten die Lernenden einen Einblick in den Alltag von Frontsoldaten und in die veränderte, moderne Kriegsführung des Ersten Weltkriegs. Karl Käflein spricht vor allem durch die noch erhaltenen Briefe und Feldpostkarten zu den Schülerinnen und Schülern. Die anhand seines Soldbuches und Militärpasses rekonstruierte Nachzeichnung seines Kriegseinsatzes ermöglicht es, die komplette Kriegszeit aus seiner Sicht nachzuvollziehen. Das Schicksal des schwer kriegsversehrten Alois Kemmerer macht gleichzeitig die furchtbaren Folgen für viele am Krieg beteiligten Menschen begreifbar. Am Beispiel von Alois Kemmerers späterer Frau Lidwina, die als ausgebildete Rot-Kreuz-Schwester in Lazaretten und Krankenhäusern arbeitete, wird die Grausamkeit des Krieges verdeutlicht und begreifbar gemacht, dass Krieg vor allem Leid und Tod bedeutet.

  

Alois Kemmerer Ende der 1920er-Jahre mit „Selbstfahrer“ (Krankenfahrstuhl) und seinen Zwillingssöhnen Helmut und Xaver.  ©  Elisabeth Künzig

B 41 Alois Kemmerer Ende der 1920er-Jahre mit „Selbstfahrer“ (Krankenfahrstuhl) und seinen Zwillingssöhnen Helmut und Xaver.


- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte an der ZSL-Regionalstelle Mannheim -


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