Das KZ vor der Haustür - KZ Spaichingen, ein Außenlager von Natzweiler-Struthof

Methodenvorschlag

Didaktische Hinweise


Wäre in der Kleinstadt Spaichingen die Erinnerungskultur und das Gedenken an die Opfer des ehemaligen Konzentrationslagers nicht gepflegt worden, gäbe es heute keinen Hinweis mehr darauf. Heute befindet sich auf dem ehemaligen Gelände des KZ  das Rathaus, der Marktplatz und der Busbahnhof. Nichts außer einer Erinnerungstele, Bronzetafeln sowie einer Gedenktafel am Evangelischen Gemeindehaus verweist auf den Standort des ehemaligen Lagers.
 

B 21 Eine von drei Gedenktafeln am Standort des ehemaligen KZ-Geländes

 
Ausgangspunkt, der auf zwei Doppelstunden angelegten Unterrichtseinheit ist die Erinnerung, das was heute als Hinweis auf die grausame Geschichte in der Stadt zu finden ist. Die Unterrichtseinheit soll die Lernenden sensibilisieren, dass es auch im 21. Jahrhundert notwendig ist, an die historischen Geschehnisse zu erinnern, da man dies einerseits den Opfern schuldig ist und da ein Handlungsauftrag besteht, für freiheitlich-demokratische Rechte einzustehen. Um zu einer solchen Haltung zu gelangen, müssen Schülerinnen und Schüler die historischen Sachverhalte kennen. Deshalb wird ein Schwerpunkt der Einheit auf die Geschichtsrekonstruktion gelegt. Um historische Sachverhalte rekonstruieren zu können, müssen Fragen gestellt werden. Zu Beginn der Einheit steht die Entwicklung von Leitfragen im Zentrum. Die Lernenden sollen motiviert werden, mehr wissen zu wollen. (Förderung der Fragekompetenz)

Bevor zum lokalen Beispiel gearbeitet wird, ist es notwendig Handlungsparameter aus der NS-Ideologie sowie rechtliche Voraussetzungen für die Verfolgung zu kennen. Den Lernenden soll bewusst werden, dass das kleine KZ in den großen Zusammenhang gehört und ein Teil dessen ist. Dabei stehen Geschichtsrekonstruktion und Orientierungskompetenz im Mittelpunkt.

Die auf 90 Minuten angelegte Lerntheke zum KZ Spaichingen bietet Materialien zu sechs Aspekten der Lagergeschichte (Geschichte des Außenlagers, Lageralltag für Häftlinge, Reaktionen der Bevölkerung, Verantwortliche und Täter, Todesmarsch und Ende des Lagers, Geschichte des Erinnerns). In Einzelarbeit werden selbstorganisiert die Materialien bearbeitet. Die vorliegenden Arbeitsblätter sind nach drei Niveaustufen differenziert. Der Themenkomplex KZ Spaichingen soll zunächst ohne Dialog erfasst werden. Im Anschluss an die Erarbeitungsphase wird die Möglichkeit geboten, auf emotionaler Ebene über die Sachverhalte zu sprechen, erst im nächsten Schritt ist die sachlich-fachliche Besprechung der Ergebnisse sinnvoll.

Am Ende wird in einer Problematisierungsphase über Wege des Umgangs mit dem Grauen reflektiert. Reflexions- und Orientierungskompetenz werden an dieser Stelle besonders gefördert. Die Einheit wird mit dem Auftrag an die nachfolgenden Generationen, erinnern, gedenken und für die freiheitlich-demokratische Grundrechte einzustehen, abgeschlossen. Die Lernenden sollen die Kompetenz entwickeln, historische Erkenntnisse auf aktuelle Probleme zu übertragen und Handlungsoptionen für die Zukunft erörtern.

Die angebotenen Materialien für das E-Niveau können auch in der Sekundarstufe II eingesetzt werden. Bei den Arbeitsaufträgen auf E-Niveau wird mehr Selbstständigkeit erwartet, die Fähigkeit eigenständig strukturiert Zusammenhänge herzustellen, Reflexions- und Orientierungskompetenz stehen verstärkt im Mittelpunkt.

Die Schülerinnen und Schüler  arbeiten in verschiedenen Sozialformen (Unterrichtsgespräch, Einzelarbeit, Gruppenarbeit), sowohl kooperative als auch individualisierte Lernformen werden angewandt.
 
 

 


 - Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Freiburg -


Der Text dieser Seite ist verfügbar unter der Lizenz CC BY 4.0 International
Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
Quelle: https://www.schule-bw.de

Bitte beachten Sie eventuell abweichende Lizenzangaben bei den eingebundenen Bildern und anderen Dateien.