Adolf Scheufele und die "Zigeuner" – Entnazifizierung und Erinnerungskultur
Methodenvorschlag
Didaktische Hinweise
Wie erfolgreich verlief der Entnazifizierungsprozess eines an einer nicht anerkannten Minderheit schuldig gewordenen Täters? Das ist die Frage mit der sich die Schülerinnen und Schüler anhand des Fallbeispiels Adolf Scheufeles beschäftigen sollen. Darstellende Texte und Ausschnitte aus Quellentexten werden von den Schülerinnen und Schülern bearbeitet. Hypothesen zur Schuld Adolf Scheufele werden aufgestellt, überprüft und abschließend mit den Untersuchungsergebnissen von damals verglichen und reflektiert. Dabei führt die Diskrepanz zwischen dem Urteil der Schülerinnen und Schüler und dem historischen Urteil zur Wahrnehmung von Problemen bei der Entnazifizierung sowie der Problematik des Umgangs mit Schuld in der Nachkriegsgesellschaft.
Im Vorfeld sollte das Alltagsleben in der NS-Diktatur zwischen Zustimmung, Unterdrückung und Widerstand und die Auswirkungen auf die Stabilität der NS- Herrschaft beurteilt werden. Im Anschluss an die Unterrichtssequenz kann übergeleitet werden in die Folgen des Zweiten Weltkriegs als Ausgangsbedingung der Nachkriegszeit in Europa. Die Differenzierung erfolgt über Textmenge, Hilfestellungen und Textschwierigkeit.
In der ersten Doppelstunde untersuchen die Schülerinnen und Schüler die Entnazifizierung in der amerikanischen Besatzungszone am Beispiel des Adolf Scheufele. Sie werden mit der Frage, welche Bestrafung Adolf Scheufele nach seinen Taten verdient hätte, konfrontiert und erarbeiten mithilfe eines Verfassertextes über die Entnazifizierung in Stuttgart den Ablauf der Entnazifizierungsprozesse. In einem zweiten Schritt mit dem erstaunlichen Urteil und der späteren erfolgreichen Karriere Scheufeles konfrontiert machen die Schülerinnen und Schüler sich Gedanken über die Gründe für einen solchen Ausgang der Entnazifizierung. Der Transfer stellt die Frage, ob die Entnazifizierung am Beispiel des Adolf Scheufeles erfolgreich war.
Die zweite Doppelstunde stellt mithilfe eines Zitats die Frage, warum gerade Adolf Scheufele in seiner Position als Sachbearbeiter für „Zigeunerfragen“ so gering bestraft wurde. In einer ersten Erarbeitungsphase analysieren die Schülerinnen und Schüler anhand einer mit württembergischen Daten entstandenen Dissertation in den späten 1930ern die Wahrnehmung des Staates von Sinti und Roma vor und in der Zeit des Nationalsozialismus und erkennen die Verfolgung und Wahrnehmung dieser Volksgruppen als „Asoziale“ schon lange vor Beginn von Hitlers Amtszeit. In einem zweiten Schritt nehmen die Schülerinnen und Schüler die Anerkennung der sehr späten Erinnerungskultur der BRD wahr und stellen sich die Frage nach den Gründen.
- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Stuttgart -
Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
Quelle: https://www.schule-bw.de
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