Winnendens Ehrenbürger Ernst Spingler - Industrieller, Wohltäter, Verbrecher?

Hintergrund

Bedeutung


Ende des 19. Jahrhundert leben ca. 3500 Menschen in Winnenden. Die sich andernorts langsam ausbreitende Industrialisierung scheint einen Bogen um diese idyllische Stadt im Oberamt Waiblingen zu machen. Die Eisenbahn und das elektrische Licht eroffnen jedoch Möglichkeiten. 1897 gründet sich die "Ziegelwarenfabrik Winnenden". 12 Jahre später übernimmt Ernst C. Spingler die Fabrik. Die Erfolgsgeschichte nimmt ihren Anfang.

Die Krisen des Ersten Welkriegs und der Weimarer Republik können dem Betrieb wenig anhaben. Der als strenger Patriarch bekannte Spingler ist der wichtigste Arbeitgeber und Steuerzahler der Stadt. Er ist im Gemeinderat und engagiert sich in mehreren Vereinen. 

Nach dem Ende der Zweiten Weltkriegs ist Spingler nicht weniger wichtig für die Stadt. Er stiftet Neubauten, versorgt Bürger mit Wildfleisch oder mit im Allgäu gegen Ziegel eingetauschten Käse. Er wird Ehrenbürger und erhält das Bundesverdienstkreuz erster Klasse.

Sein Leben steht exemplarisch für gleich mehrere Phänomene der jüngeren Geschichte. Ein kapitalistischer Industrieller, der in seiner Heimatstadt unantastbar wird. Ein frühes NSDAP-Mitglied, das Zwangsarbeiter einsetzt, deren Misshandlungen nicht mitbekommen haben will und dennoch von der Spruchkammer als "Mitläufer" eingestuft wird.

Die Schüler lernen eine Biographie kennen, mit Hilfe derer sie Rückschlüsse auf die Auswirkungen der Industrialisierung auf kleine Städte wie Winnenden ziehen können.
Sie können zudem verstehen, vor welchen praktischen Probleme die Alliierten bei der sogennanten "Entnazifierung" standen.

 


- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte an der ZSL-Regionalstelle Schwäbisch Gmünd -


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Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
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