Winnendens Ehrenbürger Ernst Spingler - Industrieller, Wohltäter, Verbrecher?

Hintergrund

Zeittafel


 

1876    Anbindung Winnendens an die "Murrtalbahnlinie".

1878    Geburt Ernst Christian Spinglers in Nellmersbach. Winnenden ist zu diesem Zeitpunkt ein idyllischer Ort mit nur etwa 3500 Einwohnern.

1896    Elektrisches Licht in Winnenden

1898    Gründung der "Ziegelwarenfabrik Winnenden"

1899    Firmenbeitritts Spinglers

1909    Spingler steigt zum alleinigen Geschäftsführer auf

1914-1918 Spingler kämpft im Ersten Weltkrieg, wird allerdings aufgrund seiner wirtschaftlichen Wichtigkeit immer wieder beurlaubt.

1922    Spingler wird in den Gemeinderat gewählt.

1933    Machtergreifung der NSDAP (50,5% in Winnenden). Spingler ist nun nicht mehr Gemeinderatsmitglied, sondern "Ratsherr". Spingler tritt der NSDAP bei. Einführung des Hitlergrußes im Betrieb.

1935-1937   Großer Werksausbau inklusive Ringofen- und Trocknereianlage. Die Produktion kann so verdoppelt werden.

1937    Spinglers patentierte "Z4n"-Ziegel werden in die Großfabrikation gegeben.

1939    Spingler scheidet als "Ratsherr" aus. Er hatte sich mit dem Bürgermeister verworfen, weil sich eine Obstverwertungsanlage ganz in der Nähe seiner Villa ansiedeln durfte. Die vermutete Geruchsbelästigung erschien Spingler inakzeptabel.

1939-1945     Im Zweiten Weltkrieg arbeiten 376 ausländische Arbeitskräfte in der Ziegelei, darunter 157 sowjetische Kriegsgefangene. 

1943     Der sowjetische Kriegsgefangene Leutnant Alexei Krischa wird auf dem Ziegeleigelände erschossen. Offiziell wird "erschossen auf der Flucht" als Todesursache angegeben. Die Zeugen wiedersprechen dieser Darstellung später. Spingler wird laut eigener Aussage erst am Nachmittag telefonisch vom Vorfall informiert.

1946    Beginn der Ermittlungen gegen Spingler als "Betroffener" im Eilverfahren.

1947    Erster Spruchkammerentscheid. Spingler wird als "Mitläufer" eingestuft und muss 2000 Reichsmark Sühne zahlen.

1948    Weitere Ermittlungen nach Einsprüchen aus der Bevölkerung. Spingler bleibt auch im zweiten Spruchkammerentscheid "Mitläufer".

1952    Bau des neuen Schornsteins.

1953    Die Ziegelei wächst weiter und hat bereits knapp 400 Beschäftigte. Spingler stiftet Material zum Bau der neuen Stadthalle. Hinzu kommen unentwegt Spenden an Vereine, Kindergärten, Krankenhäuser sowie Einzelschicksale. 
Ernst Spingler wird zum Ehrenbürger der Stadt Winnenden ernannt.

1959    Spingler erhält das Bundesverdienstkreuz erster Klasse.

1963    Bei einem Spaziergang nahe der Ziegelei stirbt Ernst C. Spingler an einem Herzinfarkt.

2009    Nach mehreren Besitzerwechseln ist die Ziegelei wirtschaftlich am Ende.

2012    Sprengung der alten Ziegeleigebäude. Kärcher übernimmt das Areal.


- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte an der ZSL-Regionalstelle Schwäbisch Gmünd -


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