Knapp – anschaulich – einprägsam: Der NS-Wochenspruch als Propagandamittel

Hintergrund

Bedeutung


Bislang ist die Quellengattung der „NS-Wochensprüche“ wenig erforscht. Daher wurde an der FU Berlin ein Forschungsvorhaben ins Leben gerufen, das sich eine wissenschaftlich-kritische Edition der Wochensprüche vorgenommen hat, um diese Form der NS-Bildpublizistik für historische und andere Forschungszweige zu erschließen.

Formal lehnt sich der NS-Wochenspruch an die aus der Berneuchener Bewegung für den evangelischen Sonntagsgottesdienst übernommene Praxis an, diesem ein zum Thema der Lesung passendes Bibelzitat voranzustellen. Vergleichbar der ursprüngliche Funktion des Wochenspruchs im Sinne der Berneuchener Bewegung, die Woche vom jeweiligen Sonntag und seinem Evangelium und Leitbild her zu prägen, wollte auch die NSDAP die Gedanken der Wochenspruch-Leser in ihrem Sinne beeinflussen. Ziel war, auch jene „Volksgenossen“ mit den Zielen und dem Gedankengut des Nationalsozialismus vertraut zu machen, die sich entweder nicht die Mühe machen wollten, die anderen Angebote der Partei zur Schulung und Ausrichtung wahrzunehmen, oder sich diesen bewusst entzogen.

 

B 3 , Plakat 2

Die Verbreitung des Führerkults mittels Wochenspruch
 © Stadtarchiv Herrenberg

 

Ob bzw. inwiefern dies gelungen ist, darüber kann aufgrund mangelnder Erkenntnisse in der historischen Forschung bislang keine Aussage getroffen werden. Allein aber die große Verbreitung (was auch die zahlreich erhaltenen Plakate verdeutlichen) legt nahe, dass die Zeitgenossen den Wochensprüchen allenthalben begegneten.

Über die historische Bedeutung hinaus kommt dieser Quellengattung eine aktuelle Bedeutung zu. Laut der Bundeszentrale für politische Bildung sind „derartige Druckerzeugnisse aus den Zwischenkriegs- und Kriegsjahren (…) begehrte Devotionalien in der rechtsextremen Szene“. Die Wochensprüche brechen den sperrigen und schlecht lesbaren Text von „Mein Kampf“ auf ideologische Parolen herunter und sind daher weit eingänglicher – auch noch für heutige Neonazis.


- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Stuttgart -


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