NS-Terror in Freiburg und Südbaden
Methodenvorschlag
Verlaufsplanung mit Materialien
Zeit/ Phase |
Inhalte/ methodische Hinweise |
Material | ||
G | M | E (G8/G9) | ||
1. Doppelstunde | ||||
Einstieg |
Der Einstieg in das Modul erfolgt im Plenum über eine Auseinandersetzung mit dem Begriff 'Terror' mittels eines per Beamer präsentierten Zitats aus Goebbels' Rede zum 'totalen Krieg'. Nach der historischen Einordnung der Rede und der Klärung von Verständnisfragen (S. 1) diskutieren die Schülerinnen und Schüler die Zuordnung der vorgeschlagenen Synonyme (S. 2) und machen gegebenenfalls selbst weitere Vorschläge. Die SuS erkennen bei der Auseinandersetzung mit dem Begriff, dass 'Terror' sowohl aktiv als auch passiv verstanden werden kann, d.h. aus der Perspektive der Täter einerseits und ihrer Opfer andererseits. Im Anschluss an die Auseinandersetzung mit dem Begriff 'Terror' nennen die SuS abschließend die ihnen bekannten Gruppen, die 1933/45 unter Terror litten. |
AB 1 | ||
Erarbeitung I |
Die Lehrkraft leitet aus dem Einstieg zm NS-Terror gegen politische Gegner über. Aus verschiedenen Artikeln des oberbadischen 'Kampfblatts' der Nationalsozialisten (Der Alemanne) aus dem Frühjahr 1933 arbeiten die SuS in Einzel- oder Partnerarbeit heraus, wie die Nationalsozialisten ihre 'Bewegung' mit der Nation insgesamt gleichsetzten und wie politische Gegner in der Phase der 'Machtergreifung' durch die unverhohlene Androhung von Gewalt eingeschüchtert und teilweise in den - offen in der NS-Presse erwähnten - ersten Konzentrationslagern inhaftiert wurden. |
AB 2a | AB 2b | |
Auswertung I |
Je nach der gewählten Arbeitsform wird die Lösung gemeinsam ausformuliert und festgehalten. Die unverhohlene Drohung mit "barbarischer Rücksichtslosigkeit" im Vorgehen gegen Oppositionelle illustriert den gewalttätigen und grundsätzlich undemokratischen Charakter des Nationalsozialismus. |
AB 2a Lösungen | AB 2b Lösungen | |
Erarbeitung II |
Der Einstieg in diese Erarbeitungsphase kann über Auszüge aus dem amtlichen Freiburger Einwohnerbuch für die Jahre 1939 und 1941 erfolgen (B 10), die die Frage aufwerfen, weshalb "Heilbrun[n]er Eduard" aus diesem verschwindet beziehungsweise was aus ihm wird. Dass er von den Nationalsozialisten als 'Jude' definiert wurde, wird von der Lehrkraft an dieser Stelle nicht thematisiert, entsprechende Vermutungen der SuS fließen ggf. in die Leitfrage ein. Die Arbeitsmaterialien in Form von Auszügen aus Briefen von Eduard Heilbrunners Frau Lina einerseits und diversen Materialien zur nationalsozialistischen 'Judenpolitik' andererseits ermöglichen es den Schülerinnen und Schüler, in Einzel- oder Partnerarbeit das Schicksal von Lina und Eduard Heilbrunner zu erarbeiten. Ihre Deportation nach Auschwitz wird von den Schülerinnen und Schülern über zwei (per QR-Code) verlinkte Webseiten recherchiert, hier ist die Verwendung von Handys vorgesehen. Alternativ können die verlinkten Materialien als Ausdruck zur Verfügung gestellt werden. Aus Zeitgründen wird es notwendig sein, einen Teil der Materialien als Hausaufgabe bearbeiten zu lassen. Es bietet sich an, mit SuS des G/M-Niveaus gegebenenfalls nur Brief 1 mit den zugehörigen Materialien in der Stunde zu behandeln (und ggf. ein Zwischenergebnis zu formulieren), mit Schülerinnen und Schülern des E-Niveaus nur die Briefe zu besprechen und eventuelle Verständnisfragen zu klären. Die übrigen Briefe und Materialien werden daheim bearbeitet. |
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2. Doppelstunde | ||||
Einstieg |
Der Einstieg in die abschließende Besprechung des Schicksals der Familie Heilbrunner kann über die Stolpersteine für die Familie Heilbrunner (Freiburg, Moltkestraße 40: B 11) erfolgen, über die sich sowohl das in der Vorstunde Erarbeitete reaktivieren als auch die Besprechung der Hausaufgabe einleiten lässt. Sollte das Arbeitsblatt erst in dieser Stunde abschließend bearbeitet werden, kann der Einstieg über den Stolperstein für Rosa Heilbrunner erfolgen, die als Adressatin der bekannten Briefe aus der Vorstunde bekannt ist. Ihr Stein enthält keine Angaben, die das Schicksal ihrer Eltern vorwegnehmen würden. |
B 11 | ||
Auswertung II |
Je nach der gewählten Arbeitsform wird die Lösung gemeinsam ausformuliert und festgehalten. Die Ergebnisse illustrieren verschiedene Eskalationsstufen der NS-'Judenpolitik' von der Entrechtung hin zur Ermordung von Menschen, die von den Nationalsozialisten als jüdisch definiert wurden. Hinzuweisen ist hier darauf, dass aufgrund ihrer 'Rasse' verfolgte Menschen wie die Heilbrunners - im Gegensatz zu politischen Gegnern des Regimes - keine auch nur theoretische Möglichkeit hatten, ihr Schicksal durch eigenes Handeln zu beeinflussen. |
AB 2a Lösungen | AB 2b Lösungen | |
Erarbeitung III |
Der Einstieg in diese Erarbeitungsphase kann über die Frage erfolgen, welche Vergehen aus Sicht der Schülerinnen und Schüler eine Gefängnisstrafe von 25 Monaten rechtfertigen würden. Je nach Zeit können Erarbeitung III und IV auch arbeitsteilig - d.h. zeitgleich - erfolgen. SuS aus den beiden Großgruppen stellen ihre Ergebnisse dann entweder im Plenum oder in entsprechend zusammengesetzten Kleingruppen vor. |
AB 4a | AB 4b | |
Auswertung III |
Je nach der gewählten Arbeitsform wird die Lösung gemeinsam ausformuliert und festgehalten. Hier wird einerseits deutlich, wie rechtsstaatliche Prinzipien der Form nach in gewisser Weise weiterhin angewandt wurden ('Normenstaat'), andererseits aber insbesondere das 'Heimtückegesetz' so formuliert war, dass de facto jegliche Kritik am Regime bestraft und Anzeichen von Widerstand mit dieser Androhung schon im Keim erstickt werden konnten ('Gummiparagrafen'). An dieser Stelle bietet sich ein Vergleich des 'Heimtückgegesetzes' mit einschlägigen aktuellen Gesetzen beispielsweise aus Russland an, die ebenso pauschal wie vage jeglische Kritik an der jeweiligen Regierung mit Strafe bedrohen. |
AB 2a Lösungen | AB 2b Lösungen | |
Erarbeitung IV |
Der Einstieg in diese Erarbeitungsphase kann über die Inschrift auf dem Kreuz erfolgen, das im Schwarzwald zwischen Schollach und Urach steht, südöstlich von Furtwangen. Daraus ergibt sich die Frage, was dort im Juli 1944 passierte, und ob es sich dabei um ein weiteres Beispiel für NS-Terror handelt. Die Schülerinnen und Schüler bearbeiten dann in Einzel- oder Partnerarbeit zwei Fragen zum Schicksal der fünf auf dem Kreuz genannten Amerikaner. |
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Auswertung IV |
Je nach der gewählten Arbeitsform wird die Lösung gemeinsam ausformuliert und festgehalten. Deutlich wird hier der Versuch, die Unzulänglichkeit der deutschen Luftabwehr durch die Einschüchterung der alliierten Flieger zu kompensieren. Thematisiert werden kann hier auch der von der NS-Propaganda verwendete Begriff 'Terrorflieger' im Hinblick auf den von den Nationalsozialisten selbst verübten Terror, sei es im Rahmen der eigenen Kriegführung (Warschau, Rotterdam, Coventry, ...), sei es im Umgang mit politischen bzw. 'rassischen' Gegnern. |
AB 2a Lösungen | AB 2b Lösungen | |
Fazit und Problematisierung |
Abschließend können die verschiedenen Formen des NS-Terrors innerhalb Deutschlands gemeinsam festgehalten werden, etwa in Form einer Mindmap. Im Hinblick auf das Thema 'Demokratiefähigkeit' kann hier schließlich mit Bezug auf unsere Gegenwart die Frage angesprochen werden, welchen Faktoren wir es zu verdanken haben, dass Terror der in diesem Modul behandelten Art in der deutschen Politik heute keine Rolle spielt (Rechtsstaatlichkeit, Grundrechte, Verfassungsschutz, ...) |
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- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte an der ZSL-Regionalstelle Freiburg -
Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
Quelle: https://www.schule-bw.de
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