Verfolgung vor der Haustür – Gottlob, Marie, Anton, Helene, Eugen, Wilhelm und Olga
Hintergrund
Bedeutung
Schorndorf war in den 1930er Jahren mit seinen knapp 9.000 Einwohnern eine typische kleine protestantische Stadt mit bäuerlich geprägtem Umland, wie es sie in Württemberg zahlreich gab.
1933 waren 3.604 Menschen erwerbstätig. 2.017 (56%) arbeiteten in der Industrie und im Handwerk, 88% davon in Kleinbetrieben mit weniger als sechs Beschäftigen. 485 Menschen (13,5%) waren in der Landwirtschaft hauptberuflich tätig, nebenberuflich waren es weit mehr. 1.102 Menschen – 30 % der Beschäftigten – arbeiteten im Handel- und Dienstleistungsbereich. 10,2% (366) waren als Arbeitslose gemeldet.
Bei den Wahlen zum Reichstag am 6. November 1932 wählten 1.245 Schorndorferinnen und Schorndorfer die NSDAP, was einem Wahlanteil von 30,0% (im Reich 33,1%) entsprach. Am 5. März 1933 gaben von den 4.822 Wählern 1.977 (40,9%) der NSDAP ihre Stimme. In Württemberg erreichte die NSDAP 41,9 Prozent und im Reich 43,9 Prozent. (Quelle: Barbara Hammerschmitt, Schorndorf in der Zeit des Nationalsozialismus, Heimatblätter 15, Schorndorf 2000, S. 263)
So typisch wie das Wahlverhalten und das Alltagsleben der Menschen in Schorndorf vor und während der NS-Diktatur war, so exemplarisch waren die Schicksale derjenigen, die nicht zur „Volksgemeinschaft“ gehörten.
Längsschnittartig werden einige dieser Schicksale, die in der zwölfjährigen NS-Gewaltherrschaft aus unterschiedlichen Gründen aus der „Volksgemeinschaft“ ausgeschlossen, verfolgt und ermordet wurden, vorgestellt und ihre Einsatzmöglichkeiten im Unterricht erörtert.
B 2 „Wer nicht zur Volksgemeinschaft gehörte, der …?“ Fotocollage 1.Reihe: Gottlob Kamm, Heinrich Talmon-Groß vor und während seiner Inhaftierung |
- 1933/34: Frühe Verfolgung der politischen Gegner
Gemeinderat Gottlob Kamm, SPD und Heinrich Talmon-Groß - 1935/36: Diskriminierung und Verfolgung aus rassischen Gründen
Antijüdische Hetze gegen Eugen Bacher (DDP), Inhaber eines Musikgeschäfts
und gegen die jüdische Familie Anspach, die ein Spielwaren- und Haushaltsgeschäft
mit Stoff- und Modeartikeln am Marktplatz führte - 1936-45: Diskriminierung, Verfolgung und Ermordung aus rassischen Gründen
Das Schicksal der Sinti-Familie Guttenberger, die seit 1935 in Schorndorf lebte - 1940: Verfolgung und Ermordung von Kranken und Behinderten
„Euthanasie“-Verbrechen an Helene Krötz (Urbach) und Marie Fetzer - 1940-45: Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in Schorndorf
Adam Berski, Polen, Olga Domaskino, Russland, Dytschwa Natalya, Russland - 1943-45: Denunziation und Verfolgung eines Angehörigen der Wehrmacht
Der Glasermeister Wilhelm Bauer im Konzentrationslager
- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte an der ZSL-Regionalstelle Stuttgart -
Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
Quelle: https://www.schule-bw.de
Bitte beachten Sie eventuell abweichende Lizenzangaben bei den eingebundenen Bildern und anderen Dateien.