Bleiben oder Gehen – die Jugend im Bund Neudeutschland in der Zeit des Nationalsozialismus

Hintergrund

Zeittafel


Ab dem Jahr 1933 sah sich die Gruppe Stuttgart des Bundes Neudeutschland Werbung durch Flugblätter und Plakate der Hitlerjugend, aber auch Verfolgung in Form von Beschimpfungen, Hetzplakaten, Stürmung der Gruppenräume und Diebstahl ausgesetzt.

Im Jahr 1934 eskalierte die Situation, als Hans Dollberg, ein dem Bund Neudeutschland angehörende Gruppenführer, an einem Versammlungsabend ankündigte, dass er die gesamte Gruppe zur Hitlerjugend überführen wollte. Ihm war versprochen worden, dass, wenn alle Jungen geeint überträten, sie die grundsätzliche Struktur ihrer Gruppe innerhalb der Hitlerjugend aufrecht erhalten dürften. Der NS-Kurier berichtete fälschlicherweise am nächsten Morgen, dass der größte Teil der Ortsgruppen mit Dollberg zur Hitlerjugend übergetreten sei. Die mit Dollbergs Beitritt zur HJ erhoffte Sogentwicklung trat aber nicht ein. Anstelle dessen blieb die Mehrheit der Jugend beim Bund Neudeutschland. Abstimmungen zeigten die mangelnde Unterstützung von Dollbergs Einzelbeschluss.

Danach wurden von Seiten des NS-Regimes die Rechte der Jungengruppe nach und nach eingeschränkt: Jugendherbergsausweise und Vergünstigungen auf Bahn und Omnibusse für die Reise waren nicht mehr zu bekommen und die Gruppe zog sich in die Gemeinden zurück. Dort hatten sie allerdings mit Spitzeln zu rechnen. Eine Steigerung fand mit der Diskriminierung durch Lehrer in den Schulen statt, die die Jungen lächerlich machten und benachteiligten. Zusätzlich stellte sich vermehrte Verfolgung ein: die uniformartige Kleidung des Bundes Neudeutschland wurde verboten, ihr Versammlungsraum zerstört, sie mussten Hetzparolen und Prügel im Alltag und auch in der Schule ertragen. Nichtzulassung zum Abitur und Verweis von der Schule für die Jugendlichen und Kündigung des Berufs der Eltern konnten Auswirkungen der Unterdrückung sein.

Die Gruppenbriefe endeten ab Sommer 1934 mit „in Gemeinschaft treu“ und deuteten auf das Interesse der Gruppe, sich möglichst bald neu zusammenzuschließen.

 

Ausschnitt aus dem Tagebuch des Bundes Neudeutschland Stuttgart
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Kurzbeschreibung des Moduls:

Im Juni 1937 wurden die Mitglieder des Bundes flächendeckend in ihren Gymnasien abgeholt und von der Gestapo verhört. In Stuttgart wie auch andernorts hielten Rundbriefe, von einem Mitglied zusammengestellt über die Erlebnisse der Freunde, die Gruppe zusammen.

 


- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte an der ZSL-Regionalstelle Stuttgart -


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