Die „Geislinger Weiberschlacht“ vom Dezember 1941. Frauen leisten Widerstand gegen die NS-Kindergartenpolitik
Methodenvorschlag
Didaktische Hinweise
Als Einstieg in das Thema wird eine Zeichnung eingeblendet, die das gewaltsame Vorgehen der Gestapo am 2. Dezember 1941 gegen die vor dem Rathaus versammelten Frauen zeigt. Eine Beschreibung erfasst erste Details: Es wird deutlich, dass nur Frauen in Bedrängnis sind, die Männer grob mit ihnen umgehen. Dadurch werden Fragen aufgeworfen, die auf die Ereignisgeschichte hinweisen. Zusätzlich kann ein Ausschnitt der Erinnerungsplakette eingeblendet werden, die Eckdaten angibt – sowie den Titel der Protestaktion: „Weiberschlacht“. An dieser Stelle ist der Begriff Widerstand einzuführen – falls er nicht ohnehin von den SuS kommt – und sind die Leitfragen festzuhalten. Zur Kontextuierung und späteren Bewertung der Aktion setzen sich die SuS in einer ersten Erarbeitungsphase zunächst mit der Sozialgeschichte der Gemeinde Geislingen sowie mit der unmittelbaren Vorgeschichte (frühere Versuche, die Jugend im Ort zu erfassen) auseinander. Nach Besprechung und Ergebnissicherung, die je nach Niveaustufe mehr oder weniger vorstrukturiert ist, wird über einen kurzen Impuls („Kindergebet“) zu den Ereignissen am 1./2. Dezember 1941 hingeführt. In einer zweiten Erarbeitungsphase – als EA, PA oder GA – wird die Chronologie der Ereignisse aus verschiedenen Quellen bzw. einem Darstellungstext erarbeitet.
In der zweiten Doppelstunde erfolgt die Besprechung. Dabei werden die Widerstandsformen vom 1. und 2. Dezember 1941 notiert und Beweggründe der Frauen besprochen. Den Kern der zweiten Doppelstunde bildet der Brief Frida Straubs an den württembergischen Innenminister. Als eine Art Synthese des bisher Erarbeiteten sollen die SuS zunächst selbst einen Brief an den Innenminister verfassen. Hier sollten sie sich auf die Ergebnisse zur Sozialstruktur Geislingens sowie auf die Vorfälle der ersten beiden Dezembertage beziehen. Auch biografische Informationen zu Frida Straub können herangezogen werden. Die Handlungsorientierung ermöglicht es hier den SuS, die Perspektive einer der handelnden Frauen einzunehmen. Die anschließende Textbegegnung kann vergleichend bzw. ergänzend erfolgen. Bei wenig Zeit kann der Brief von Frida Staub auch klassisch in Form einer Quelleninterpretation behandelt werden.
Das „Nachspiel“ der „Geislinger Weiberschlacht“ wird als Input gestaltet. Die Informationen sind aber wichtig für die Bewertung des Widerstands am Ende des Moduls. Außerdem stellt der jahrelange Boykott des NSV-Kindergartens bis zum Kriegsende eine weitere Widerstandshandlung dar, die ebenfalls gewürdigt werden muss. Wer hier mehr Zeit einsetzen möchte, kann den Boykott auch als Rollenspiel behandeln. Z.B. können Mütter, die ihre Kinder nicht in den NSV-Kindergarten schicken, sich mit solchen unterhalten, die ihre Kinder hinschicken (müssen). Oder die Diskussion kann innerhalb einer Familie stattfinden, wo das Für und Wider eines Besuchs abgewogen wird. Auch die Würdigung der widerständigen Tat(en) erfolgt handlungsorientiert.
Das Modul ist für die Sek. I angelegt, kann aber auch in der Sek. II behandelt werden. Diskussionen, Ergebnisse, Reflexionen etc. erfolgen dort auf einem fortgeschrittenen Niveau. Die Materialien können selbstverständlich auch außerhalb des vorgeschlagenen Stundenvorschlags verwendet werden. |
- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Freiburg Tübingen -
Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
Quelle: https://www.schule-bw.de
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