"Dass sich noch Leute finden, welche an uns denken (...)", Zwangsarbeiter in Tuttlingen - Spurensuche -Erinnern - Verantwortung
Methodenvorschlag
Verlaufsplanung mit Materialien
Zeit/ Phase |
Inhalte/ methodische Hinweise |
Material | ||
G | M | E (G8/G9) | ||
1. Doppelstunde | ||||
Einstieg |
Einstieg: Der Fall Boleslaw Prochazka Boleslaw Prochazka wird mit gerade einmal 16 Jahren verhaftet und aus seiner polnischen Heimat nach Deutschland deportiert. Als Zwangsarbeiter wird er auf einem Hof in der Nähe von Tuttlingen eingesetzt. er flieht und wird dann polizeilich erfasst. Die Arbeitskarte wird bei einem zweiten Fluchtversuch in die Schweiz bei den Schweizer Behörden hinterlegt. In PA stellen die Schüler*innen die Informationen zusammen, die aus der Arbeitskarte zu entnehmen sind. Entdeckendes Lernen motiviert und führt zu eigenen Fragen und Gedanken. (Sach-, Rekonstruktions- und Fragekompetenz) Im UG werden die Ergebnisse gesammelt.
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EA1 |
Erarbeitungsphase1: Statistik und Herkunft Im nächsten Arbeitsschritt (PA oder EA) wird deutlich, dass Boleslaw Prochazka einer von vielen Zwangsarbeitern war. Mit AB2 werden die Zahlen und Herkunftsländer der Zwangsarbeiter*innen aus Tuttlingen ermittelt und in einem zweiten Schritt erarbeiten die Schüler*innen die Gesamtzahlen für das Deutsche Reich aus einer interaktiven Karte des Online- Archivs "Zwangsarbeiter". Es wird klassische Methodik mit einer gelenkten Form des WebQuests verknüpft. In dieser Phase des Unterrichts registrieren sie sich für die Online-Anwendung "Lernen mit Interviews 1939 - 1945" und nutzen in reproduktiver Weise die dort bereit gestellten Materialien. (Sach-, Medien-, und Reflexionskompetenz) |
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ES1 EA2 |
Ergebnissicherung 1/ Entwicklung des Themas und Leitfragen (EA2) Die Ergebnisse des Arbeitsauftrags (AB2) werden im UG besprochen. Als Impuls zur Entwicklung des Themas und erster Leitgedanken steht eine Äußerung des ehemaligen Zwangsarbeiters Grigori Masur im Fokus. AB3 kann auch als Folie gezeigt werden, da ein FeV angewandt wird. "Dass sich noch Leute finden, welche an uns denken und uns Gequälte noch mal einladen." (Grigori Masur, anlässlich einer Einladung der Stadt Tuttlingen, die ein Treffen ehemaliger Zwangsarbeiter im Jahr 1995 organisierte). Schüler*innen erkennen Erinnerung, historische Aufarbeitung und die Verantwortung der nachfolgenden Generationen als Aufgabe, die sich aus der Aussage Masurs ergibt. (Reflexions-, Orientierungs- und Empathiekompetenz) |
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EA3
ES2 |
Erarbeitungsphase 3: Eine Ausstellung planen Aus der vorangegangenen Unterrichtsphase kann der Gedanke einer musealen Ausstellung aufgegriffen werden. Es wird das Szenario vorgestellt, die Schüler*innen nehmen die Rolle eines Expertenteams ein, das die Aufgabe hat, eine Ausstellung zum Thema "Zwangsarbeiter in Tuttlingen" zu planen. In dieser Arbeitsphase wird in GA ein erstes Konzept für eine Ausstellung entwickelt. (Methoden-, Frage-, Reflexions- und Orientierungskompetenz) Anschließend präsentiert jede Gruppe die entwickelten Ideen und im Klassenplenum einigt man sich auf eine Leitfrage sowie einzelne Themenbereiche für die Ausstellung. (Präs, UG) Die Themen werden an der Tafel, Metaplanwand o. ä. notiert. An dieser Stelle kann man entscheiden, sich entweder an die Ergebnisse der Schüler*innen zu halten und nur die Materialien (AB9 - AB17) auszugeben, oder die Gruppen vorgegebenen Themenbereichen (AB5 - AB8) zuzuordnen. |
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EA4 |
Erarbeitungsphase 4: Recherche - Aufarbeitung der Themenbereiche In Gruppen recherchieren und bearbeiten die Schüler*innen einen Themenbereich zur Ausstellung. Während auf G- und M-Niveau konkrete Arbeitsfragen als Hilfe dienen, arbeiten Schüler*innen auf E-Niveau, oder in der Oberstufe selbstständig. Die Materialien (AB9 - AB17) sind nicht einem Themenbereich zugeschrieben, die Schüler*innen haben eine forschende Aufgabe, indem sie das Material prüfen und entscheiden, welche Inhalte für den zugeteilten Themenbereich relevant sind. (Sach-, Methoden-, Reflexions- und Orientierungskompetenz) Insgesamt sind für diese Arbeitsphase 90 Minuten vorgesehen, die Arbeit wird in der folgenden Doppelstunde fortgesetzt. |
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2. Doppelstunde | ||||
Einstieg |
Einstieg: Kurzer Bericht der Gruppen über die Zwischenergebnisse Die Gruppen berichten kurz über die Zwischenergebnisse. Im Plenum können inhaltliche und methodische Fragen besprochen werden. (UG) (Methoden- und Reflexionskompetenz) |
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EA5 |
Erarbeitungsphase 5: Fortsetzung Recherche und Vorbereitung der Ausstellung Die Gruppen arbeiten an ihrem Thema für die Ausstellung weiter. Hierfür sind 45 Minuten vorgesehen. (Sach-, Methoden-, Reflexions- und Orientierungskompetenz). |
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ES3 |
Ergebnissicherung 3: Präsentation der Ausstellung Nun wird die Ausstellung zu "Zwangsarbeiter in Tuttlingen" präsentiert. Jede Gruppe stellt den jeweiligen Themenbereich vor. (Methodenkompetenz) (GA) Auf G-Niveau wird die Ausstellung innerhalb der Klasse präsentiert. Für das M-Niveau wäre es denkbar die Präsentation zusätzlich aufzunehmen und auf der Schulhomepage zu veröffentlichen (Medienkompetenz), das ist natürlich auch für das E-Niveau möglich. Sollte die Einheit in der Oberstufe eingesetzt werden, könnten die Schülerinnen und Schüler Führungen für Mittelstufenklassen anbieten. |
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EA6
ES4 |
Erarbeitungsphase 6: Verfassen eines Zeitungsartikels zur Vernissage der Ausstellung Als Journalisten schreiben die Schülerinnen und Schüler (EA) einen Artikel zur Ausstellung. Inhalte, Themen und Intention der Ausstellung werden in eigenen Worten zusammengefasst (Sach- und Reflexionskompetenz). Auf M-Niveau wird zusätzlich über die Bedeutung der Erinnerung reflektiert und auf E-Niveau wird die Leitfrage nach der Widersprüchlichkeit zur NS-Ideologie diskutiert. (Sach-, Reflexions- und Orientierungskompetenz) Sollte die Einheit in der Oberstufe durchgeführt werden, kann bei der Aufgabenstellung auf die konkreten Fragen verzichtet werden, die Nennung des Titels für den Artikel genügt. Ergebnissicherung 4: Vertiefung Einige Artikel werden vorgelesen. Im Plenum können weitere Gedanken, Ergänzungen oder Kritik zu den Ergebnissen besprochen werden. (UG) |
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Problema- tisierung |
Was nehme ich aus der Unterrichtseinheit mit? Am Ende der Unterrichtseinheit stehen nicht Fakten und historische Zusammenhänge im Zentrum, sondern der Blick richtet sich auf die Individuen, auf die missachtete Menschenwürde gegenüber ehemaliger Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter im NS-Regime. Deshalb überlegen die Schülerinnen und -schüler ganz individuell (EA), was sie bewegt. Unterschiede zwischen Diktatur und Demokratie werden deutlich. Auf E-Niveau wird darüber reflektiert, was die Unterrichtseinheit mit dem ersten Artikel unseres Grundgesetzes zu tun hat. In dieser Phase werden vor allem die Empathiefähigkeit, die Reflexionskompetenz sowie die Orientierungskompetenz gefördert. Die Ergebnisse der Einzelarbeit werden im Plenum besprochen (UG). |
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- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Freiburg -
Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
Quelle: https://www.schule-bw.de
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