Riegel am Kaiserstuhl - das "Freiburg der Antike"?
Hintergrundinformationen
Bedeutung
Riegel am Kaiserstuhl blickt auf eine mehr als 7000-jährige Siedlungsgeschichte zurück, wobei dem Ort zur Zeit der römischen Besiedlung die größte Bedeutung zukam. Im Laufe des ersten Jahrhunderts nach Christus wurden im heutigen Ortskern zwei Militärlager errichtet, was vor allem auf strategische Gründe zurückzuführen ist: Zum einen bildet die "Riegeler Pforte" an dieser Stelle einen nur 2,5 Kilometer breiten Engpass zwischen Schwarzwald und Kaiserstuhl. Zum anderen kreuzten sich in Riegel mit der aus der Schweiz kommenden Fernroute rheinabwärts und der Querverbindung von der Donau über den Schwarzwald bis nach Gallien zwei für Handel und Militär bedeutende Fernstraßen.
Aus dem Lagervicus, der an das Militärlager angeschlossenen Zivilsiedlung, entwickelte sich gegen Ende des 1. Jahrhunderts eine bedeutende Siedlung urbanen Charakters, die wohl den Hauptort einer civitas - einer Stammesgemeinde mit eigener Selbstverwaltung - bildete. Zahlreiche archäologische Funde wie der teilweise freigelegte Grundriss einer Basilika und die Überreste eines Mithräums verweisen auf die große Bedeutung des Ortes für mehr als 150 Jahre. Heute ist davon auszugehen, dass Riegel innerhalb der 85 errichteten Provinz Germania superior ein bedeutendes Verwaltungszentrum darstellte.
Im Laufe der "Krise" des Römischen Reiches im 3. Jahrhundert ist auch in Riegel ein Niedergang der römischen Siedlung zu erkennen, welcher vermutlich in Zusammenhang mit den zahlreichen Usurpationen und Einfällen germanischer Stämme wie den Alamannen und Iuthungen in den späten 50er-Jahren steht.
Aufgrund der mittelalterlichen und modernen Überbauung hat die römische Besiedlung - abgesehen von dem als Freiluftanlage rekonstruierten Mithräum - keine sichtbaren Spuren im Ortsbild hinterlassen. Moderne archäologische Methoden wie die geophysikalische Prospektion und ausgewählte Funde, beispielsweise der Salbenstempel eines Augenarztes, lassen dennoch ein plastisches Bild der antiken Kleinstadt entstehen. So lässt sich auch aus vereinzelten und bruchstückhaften Funden diejenige Siedlung rekonstruieren, die als "Freiburg der Antike" (Dreier) den wirtschaftlichen und verwaltungspolitischen Mittelpunkt des Breisgaus darstellte.
- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Freiburg -