Ägyptische Hochkultur im Tübinger Schloss: Die Mastaba des Seschemnefer III. und die ägyptologische Sammlung
Verlaufsplanung mit Materialien
Behandlung des Themas
B 6 Der Sarg des Idi im Museum der Universität Tübingen MUT
© Museum der Universität Tübingen MUT Alte Kulturen
Zeit/ Phase |
Inhalte/ methodische Hinweise |
Material | ||
G | M | E | ||
1. Doppelstunde: Umgang mit dem Tod als Ausgangspunkt der Hochkultur |
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1.1. Einstieg: Orte der Toten | Die Schülerinnen und Schüler setzen sich mit der Frage auseinander, wie wir heute im Vergleich zu den Ägyptern mit unseren Toten umgehen. Als Impuls dienen dazu Bilder von Friedhöfen aus Deutschland im Vergleich zu der Grabanlage in Giza (AB 1). Während der Tod bei den Ägyptern im Zentrum ihres ganzen Denkens und Handelns stand, neigen wir in unserer Gesellschaft eher dazu, Gedanken an den Tod zu verdrängen. Im Vergleich der Bilder sehen die Schülerinnen und Schüler einen separierten Ort mit Grabsteinen, die in der Regel von Hinterbliebenen ausgesucht werden, einen Ort der Trauer; in Ägypten stehen dem monumentale Gebäude für die Ewigkeit gegenüber. Diese werden vom Grabherrn während eines Großteils seines Lebens errichtet. Diese Orte dienen als Ort der Versammlung der Familie und des Treffens mit dem Toten. Aus der Feststellung, dass in Ägypten der Tod das ganze Leben über präsent war und ein Grabherr sein ganzes Leben über an seinem Grab bauen ließ, kommen die Schülerinnen und Schüler zu der Leitfrage: Wie kann in Ägypten der Tod so eine zentrale Bedeutung schon im Leben erhalten? Welche Vorstellung vom Tod hatten die Ägypter? |
AB 1 | ||
1.2 Erarbeitung 1: Der Tod im Leben der Ägypter | Die Schülerinnen und Schüler untersuchen zunächst einen Text des Ägyptologen Jan Assmann, der sich zu der zentralen Rolle des Todes im Leben der Ägypter äußert, um erste Hypothesen aus der Einstiegsphase zu überprüfen (AB 2). Das Arbeitsblatt liegt in zweierlei Form vor (AB 2a, G-Niveau) und (AB 2b, M-+E-Niveau). Beim AB 2a sind schon Hervorhebungen vorgenommen, um die Aufmerksamkeit des Lesenden zu lenken. Der zentrale Arbeitsauftrag lautet: G + M - Untersuche, wie die Vorbereitung auf den Tod das Leben eines Ägypters bestimmt. Formuliere dabei in eigenen Worten. (G-Hervorhebungen) E - Vergleiche die Bedeutung des Todes für die alten Ägypter und für uns heute. Die Ergebnisse dieser Arbeitsphase werden im Plenum ausgewertet. |
AB 2a | AB 2b | AB 2b |
1.3 Erarbeitung 2: Objekte und was sie über die Vorstellung der Ägypter vom Tod aussagen | Anhand von sechs zentralen und drei erweiterten Objekten aus dem Museum der Universität Tübingen untersuchen die Schülerinnen und Schüler nun, wie sich die zentrale Bedeutung des Todes materialisiert. Ausgesucht wurden für diesen Zweck ein Sarg, ein Sargensemble, eine Totenmaske, Ushebti-Figuren, ein Skarabäus und ein Kanopenkasten (AB 3a-e). Zur Binnendifferenzierung werden neben diesen sechs zentralen Objekten noch eine Totenstele, ein Pektoral und eine Figur einer Elefantenspitzmaus angeboten (AB 4a-c). Die Schülerinnen und Schüler beschäftigen sich paarweise mit diesen Objekten unter der Fragestellung, was ihr Objekt über die Jenseitsvorstellungen der Ägypter aussagt. Danach findet eine Präsentation statt (z.B. über Visualizer oder TLP; bei letzterem müssen die Objekte auf Folie kopiert werden). | AB 3a AB 3b AB 3c AB 3d AB 3e AB 3f AB 4a AB 4b AB 4c |
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1.4 Vertiefung: Auswirkungen der Jenseitsvorstellungen auf das Leben der Ägypter | Die Schülerinnen und Schüler vertiefen nun ihre Erkenntnisse an einem oder mehreren selbstgewählten Aspekt(en). Dabei können sie thematisch zwischen der Allgegenwart des Todes (G), der Rolle des Pharao (M), dem Zusammenhang zwischen Totenglauben und Entstehung einer Hochkultur (E) sowie zwischen dem Phänomen wählen, das Jan Assmann als "Resultativität" (E+) bezeichnet (AB 5 mit dortigem Arbeitsauftrag). | AB 5 | AB 5 | AB 5 |
1.5 Schlussdiskussion im Plenum: Der Tod als Generator der Hochkultur | Die Schülerinnen und Schüler setzen sich mit verschiedenen Thesen auseinander, die die Ergebnisse der Doppelstunde provokativ zuspitzen (AB 6). Dabei positionieren sie sich begründet zu den einzelnen Thesen. Hier bestehen Anknüpfungspunkte weit über das Unterrichtsmodul hinaus. | AB 6 | ||
B 18 Die Südwand der Tübinger Mastaba © Museum der Universität Tübingen MUT Alte Kulturen |
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Zeit/ Phase |
Inhalte/ methodische Hinweise |
Material | ||
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2. Doppelstunde Der Tote zwischen Diesseits und Jenseits im Kreis der Familie: die Mastaba | ||||
2.1 Einstieg: Saxa loquuntur - Bilder zum Sprechen bringen | Die Schülerinnen und Schüler werden erstmals mit den Reliefs der Tübinger Mastaba konfrontiert und dürfen frei Hypothesen aufstellen, was zu erkennen ist und was die Bilder bedeuten könnten | AB 7 | ||
2.2 Information durch die Lehrkraft: | Lage der Mastaba neben den Pyramiden, Mastaba als Grab eines hochrangigen Beamten, Weg der Mastaba nach Tübingen (Informationen auf AB 18 und AB 19) | AB 18 AB 19 |
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2.3 Erarbeitung 1: Untersuchung des Wandschmucks der Mastaba | Die Schülerinnen und Schüler befassen sich mit einer Wand der Mastaba (AB 8a-d) und vergleichen diese Bilder in einem zweiten Schritt mit den Erklärungen (AB 9a-d). Dabei sind die Ost- und Nordwand (G/M-Niveau) weniger komplex als die Süd- und Westwand (E-Niveau) | AB 8a AB 8b AB 9a AB 9b AB 10 |
AB 8c AB 8d AB 9c AB 9d AB 10 |
AB 8c AB 8d AB 9c AB 9d AB 10 |
2.4 Abgleich und Präsentation mit Auswertungsblatt | Die Schülerinnen und Schüler erklären einander die vier Wände der Mastaba, vergleichen ihre Ergebnisse untereinander und tragen die jeweils fünf wichtigsten Informationen in das Auswertungsblatt ein (AB 10). Man kann bei 2.3 und 2.4 die Methode des Gruppenpuzzles anwenden. | AB 10 | ||
2.5 Erarbeitung 2: Hieroglyphen und Details des Wandschmucks | Die Schülerinnen und Schüler können sich nun individuell mit einzelnen Elementen des Wandschmucks der Mastaba auseinandersetzen. Ein vierteiliger Arbeitsaufrag ist so formuliert, dass er für jedes Niveau eine Aktivität bereithält. Dabei kommen die Schülerinnen und Schüler handlungsorientiert mit den ägyptischen Schriftzeichen in Kontakt (AB 11). a. Übertrage alle Zeichen ins Heft (G-E). b. Schreibe deinen Namen (G-E). c. Entziffere den Wandschmuck (M/E). Welches Zeichen kommt sehr häufig vor? d. Male einzelne Hieroglyphen und/oder den Wandschmuck farbig aus (G). |
AB 11 | AB 11 | AB 11 |
2.6 Auswertung: Entzifferte Hieroglyphen | Die Schülerinnen und Schüler stellen sich in Kleingruppen die Ergebnisse der Einzelarbeit vor. Schwierigkeiten beim Verständnis werden anschließend bei Bedarf im Plenum geklärt. | |||
2.7 Integration | Die Scheintür als Schnittstelle zwischen Diesseits und Jenseits Mithilfe von AB 12 wird ein Phänomen des ägyptischen Opferkultes, das auch für die Tübinger Mastaba von großer Bedeutung ist, noch näher beleuchtet: die Scheintür. Sie kann als Symbol für die Durchlässigkeit zwischen Diesseits und Jenseits gelten. Die Schülerinnen und Schüler informieren sich über das Phänomen unter der Aufgabenstellung: Untersuche, warum die Idee der Scheintür zentral für die altägyptischen Jenseitsvorstellungen ist. |
AB 12 | ||
2.8 Vergleich: Christlich-moderne Vorstellungen und die ägyptische Vorstellung vom Tod | In einer abschließenden Reflexion vergleichen die Schülerinnen und Schüler Ähnlichkeiten (Leben nach dem Tod, Elysium/Paradies, Totengedenken, [Idee eines Gerichts]) und Unterschiede (Wiederkehr des Toten, Vorbereitung auf den Tod während des ganzen Lebens, Mitnahme von Materiellem ins Jenseits, Fortleben durch den Sohn) zwischen dem altägyptischen und dem christlichen Glauben. Die Ergebnisse sind je nach Vergleichsaspekt unterschiedlich (z.B. war auch im christlichen Mittelalter die Jenseitsorientierung zentral). |
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- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Tübingen - |
letzte Änderung:
2016-10-07