Alamannen auf der Baar – zwischen römischen Hinterlassenschaften und neuen Einflüssen
Methodenvorschlag
Verlaufsplanung mit Materialien
ausführliche Erläuterung D3
Zeit/ Phase |
Inhalte/ methodische Hinweise |
Material | ||
G | M | E (G8/G9) | ||
1. Doppelstunde | ||||
Einstieg
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In der Einstiegsphase nehmen die Schüler die Rolle des rekonstruierenden Historikers ein, indem sie den Bericht Gregor von Tours zur Schlacht Chlodwigs I. gegen die Alamannen und seine anschließende Taufe als Lückentext bearbeiten. In EA werden die entsprechenden Lücken gefüllt und im UG anschließend verglichen. Bevor die Leitfragen für die kurze Einheit erarbeitet werden, fassen die Schüler mündlich die Inhalte des Quellentextes zusammen. (UG) |
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PA1
ES 2 / UG
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Erarbeitung der Leitfragen – Nennung des Themas der Einheit Die Schüler entwickeln in PA Fragen bzw. Untersuchungsansätze zum Text Gregor von Tours. Möglicher Arbeitsauftrag: Folgende Leitfragen sind zu erwarten:
Die Fragen werden an der Metaplanwand gesammelt. (UG) Anschließend wird das Thema der Einheit an der Metaplanwand notiert: Alamannen auf der Baar - zwischen römischen Hinterlassenschaften und neuen Einflüssen. Im kurzen LV ist es wichtig darauf hinzuweisen, dass es für den Historiker schwierig ist, ein gesichertes Bild von den Alamannen zu bekommen, da sie selbst keine Schriftquellen hinterlassen haben. Die erhaltenen schriftlichen Zeugnisse stammen ausschließlich aus römischen, byzantinischen oder fränkischen Quellen, z. B. Von Ammianus Marcellinus, Agathias von Myrnia und Gregor von Tours. Deshalb ist der Historiker auf archäologische Fundstücke angewiesen, die in dieser Einheit im Mittelpunkt stehen. Als Überleitung zur Arbeitsphase wird der Fundort Wurmlingen bei Tuttlingen genannt. Hier haben erste germanische Siedler Spuren bei und in der römischen Gutshofanlage hinterlassen. |
AB 1a | AB 1b | AB 1c |
Erarbeitungs-phase 1
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Herkunft der Alamannen, Umgang mit römischen Hinterlassenschaften Die Schüler fertigen in PA einen Steckbrief (G-Niveau) zu den neuen germanischen Siedlern in Wurmlingen an. Als Information dient ein Arbeitsblatt, das sowohl darstellenden Text, Bilder und Fundstücke präsentiert. Auf der Grundlage derselben Informationen schreiben Schüler auf M-Niveau (PA) die Erzählung eines alamannischen Siedlers, der über die Vorteile des Siedlungsortes und der Beziehung zu den Römern berichtet. Die Partnerteams, die auf E-Niveau arbeiten, erhalten etwas weniger Informationen. Sie nehmen die Rolle eines Archäologen ein, der rekonstruiert, wie römische Münzen in eine germanische Fundschicht gelangten und weshalb die Nähe zu einer verlassenen römischen Gutshofanlage attraktiv war. Ausgewählte Partnergruppen präsentieren die Ergebnisse (PA, Präs). Es findet ein vertiefendes bzw. zusammenfassendes Gespräch (UG) statt. Hierbei wird der Blick auf die eingangs erarbeiteten Leitfragen gerichtet und geprüft, zu welchen Fragen bereits Antworten gegeben werden können. |
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Erarbeitungs-phase 2 PA 3
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Problematisierung des Verhältnisses zwischen Römern und Alamannen Die Beziehung zwischen Römern und Alamannen wird vertieft und problematisiert. Die Schüler erarbeiten (PA) auf der Grundlage einiger Comic-Bilder, dass die Alamannen einerseits für die Römer arbeiteten und durchaus im Einzelfall Karriere machen konnten. Andererseits bestand jedoch auch die Unsicherheit, ob sie nun Verbündete waren oder nicht. Die Schüler sollten erkennen, dass eine unsichere Zeit der Macht- und Positionskämpfe begonnen hat und sich nun die Frage stellt, wie es für die Alamannen weiter gehen wird. Diese Perspektive soll im UG für die kommende Doppelstunde deutlich werden. Am Ende der ersten Doppelstunde, wird nochmals geprüft, welche Leitfragen bereits beantwortet werden können. Die wichtigsten Ergebnisse werden in einem Tafelanschrieb festgehalten. |
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2. Doppelstunde | ||||
Einstieg
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Die Schüler sehen einen Ausschnitt der Trossinger Leier (B1), sie können noch nicht erkennen, woher der Ausschnitt stammt, die Bildunterschrift sollte verdeckt sein. Der Impuls „Beschreibt, was auf dem Foto zu sehen ist.“ soll die Schüler in offener Weise dazu auffordern die Darstellung zu beschreiben. (UG) Anschließend darf spekuliert werden, was das für eine Szene sein könnte, die dargestellt ist. Nun wird die Leier im Gesamten präsentiert (B12) und die Schüler stellen Vermutungen an, was ihnen hier gezeigt wird.(UG) Nach Spekulationen sollte in einer ganz kurzen Lehrerinformation das Musikinstrument Leier vorgestellt werden. Als Überleitung wird im LV berichtet, dass das Musikinstrument im Winter 2001/2002 in Trossingen in einem alamannischen Grab entdeckt wurde. Die Leitfrage der zweiten Doppelstunde wird an der Tafel notiert, „Was erzählen Gräberfunde aus Trossingen und Oberflacht über das Leben der Alamannen?“ |
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Erarbeitungs-phase 1 EA 1/ GA1 |
Auswertung von archäologischen Funden aus Oberflacht und Trossingen Die Schüler schlüpfen in die Rolle des auswertenden Archäologen. In Kleingruppen beschäftigt sich eine Hälfte der Klasse mit einem Baumsarggrab aus Oberflacht und die andere Hälfte mit den Funden aus dem „Leiergrab“ in Trossingen. Am Ende der GA sollen Informationstafeln (Plakate) einer Ausstellung dem jeweils anderen Teil der Klasse präsentiert werden. Hierzu sind die Abbildungen der Funde als Farbkopien bereit zu halten, so dass die Plakate ansprechend gestaltet werden können. Den Schülern sollte Internetzugang möglich sein, um ein Klangbeispiel der Trossinger Leier anzuhören. Die Schüler, die auf E-Niveau zum Grabfund von Oberflacht arbeiten haben zudem eine Rechercheaufgabe zu erledigen. Da davon auszugehen ist, dass die Gruppen auf unterschiedlichen Niveaustufen arbeiten, ergänzen sich die Ergebnisplakate. |
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Erarbeitungs-phase 2 EA2/EA
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Zusammenführung und Vertiefung der Ergebnisse In EA nehmen die Schüler nochmals die Rolle des Archäologen bzw. Historikers ein, der nun eine Bilanz zieht und die Ergebnisse mit den anfangs gestellten Leitfragen vergleicht und die Fragen gegebenenfalls beantwortet. Die Schüler dürfen die erarbeiteten Plakate benutzen und sich dazu im Klassenzimmer bewegen. Der byzantinische Schriftsteller Agathias spricht in seinen Historiae eindeutig an, dass die Alamannen ein zusammengewürfeltes Volk seien und sich mehr und mehr dem Einfluss der Franken ergeben. Der entsprechende Ausschnitt aus Agathias Werk soll in die Beantwortung der Leitfragen mit einbezogen werden. Auf E-Niveau beurteilen die Schüler die Position des Schriftstellers. |
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Vertiefung EA3/PA
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Problematisierung: In PA überlegen die Schüler, was von den Alamannen geblieben ist. Welche Spuren sind heute zu entdecken? Es ist zu erwarten, dass die Schüler die archäologischen Überreste nennen und deren Ausstellung im Museum. Ebenso ist es möglich, dass sie alemannischen Dialekt, die schwäbisch-alemannische Fasnet, die französische Bezeichnung für Deutschland “Allemagne“ und eventuell Vereinsbezeichnungen, z.B. Gesangverein Alemannia e. V. und Straßennamen aufführen. Die in PA gesammelten Aspekte werden im UG gesammelt und an der Tafel notiert. Nun muss kritisch hinterfragt werden, was tatsächlich direkte Verbindung zu jenen Alamannen hat, die in der ausgehenden Antike im Limesgebiet ankamen und im Frühmittelalter ins Frankenreich integriert wurden. (UG) Es ist zu erwarten, dass die Schüler zur Schlussfolgerung gelangen, dass z. B. der alemannische Dialekt wohl kaum etwas mit der Sprache der völkerwanderungszeitlichen Alamannen zu tun haben kann. Ein kurzer Lehrervortrag erläutert, dass das Bild einer kontinuierlich sich entwickelnden Kultur von den Alamannen des Frühmittelalters eine Fiktion ist, die sich, wie die genannten Begrifflichkeiten zeigen, jedoch lange aufrecht erhalten hat. Der Schriftsteller Johann Peter Hebel hat im 19. Jahrhundert diese Fiktion geprägt, er glaubte die Alemannen wiederentdeckt zu haben. Als zusätzliche Information kann den Schülern Hebels Porträt gezeigt werden. |
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- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Freiburg -