Alamannen auf der Baar – zwischen römischen Hinterlassenschaften und neuen Einflüssen
Hintergrund
Zeittafel
213 n. Chr.
Der römische Kaiser M. Aurelius Antonius (Caracalla) bricht am 11. August von Rom aus zu einem Feldzug gegen Germanen auf, die in späterer Überlieferung mit den Alamannen gleichgesetzt werden.
Ab 233 n. Chr.
gab es immer wieder Germaneneinfälle in römische Gebiete; diese Einfälle sind als Raubzüge zu werten, denn die Germanen zogen sich zurück und wollten nicht auf römischem Gebiet siedeln.
259/60 n. Chr.
In breiter Front überwinden Germanen den obergermanisch-raetischen Limes, dessen Besatzung wegen der innerrömischen Auseinandersetzungen zwischen Kaiser Gallienus und dem Usurpator Postumus erheblich reduziert ist. Postumus brachte die Provinzen in Spanien, Gallien, Britannien, Gebiete am Rhein und den süddeutschen Raum unter seine Kontrolle. Der restliche Teil des Imperiums verblieb in der Hand des Kaisers Gallienus. So entstanden zwei Machtblöcke, die sich in den Folgejahren gegenseitig bekämpften. Gerade der süddeutsche Raum geriet in den Mittelpunkt im Kampf um die Machtsphären. Beide Seiten warben germanische Söldner an. In diese Zeit, in der die Germanen sowohl als Verbündete Roms als auch als Gegner auftreten, fällt die Ankunft neuer Siedler in Wurmlingen. Zwei Münzen, eine des Kaisers Postumus und eine seines Nachfolgers Tetricus, zeigen, dass die neuen Siedler in Wurmlingen nicht dem Gallienus nahe standen, sondern Postumus. Vermutlich sind in dieser Zeit germanische Gruppen gezielt auf dem noch römischen Territorium angesiedelt worden. Gerade die Überwachung der nahe gelegenen Fernstraße dürfte während der kriegerischen Auseinandersetzungen von Interesse gewesen sein. Bei der archäologischen Untersuchung der römischen Gutshofanlage in Wurmlingen im Jahr 1995 zeigte sich, dass die Germanen nicht nur freistehende Holzbauten im Areal der villa rustica errichteten, sondern dass das Badgebäude weiter genutzt wurde.
Germanen errichteten einen zweischiffigen Holzbau innerhalb der Steinmauern des Badgebäudes. Diese gezielte Nutzung antiker Steinbausubstanz ist einzigartig für den süddeutschen Raum.
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Ab 290 n. Chr.
beginnen die Germanen ehemaliges Limesgebiet zu besiedeln.
Zwischen 298 n. Chr. und 451 n. Chr.
treten die Alamannen sowohl als Feinde als auch als Verbündete Roms auf. 298 fallen angeblich 60 000 Alamannen im Kampf gegen Valerius Constantinus I., der seit 293 als Mitkaiser Britannien, Gallien und Spanien verwaltet. 357 siegen Alamannen über den römischen Heermeister Barbatio. Doch noch im selben Jahr ziehen mehrere Alamannenkönige unter der Leitung von Chnodomarius und Serapio gegen die Römer in die Schlacht von Straßburg und werden vernichtend von Caesar Julianus geschlagen. 358 kommt es zu einem Friedensvertrag zwischen den Alamannenkönigen Suomarius und Hortarius mit Caesar Julianus. 359 überschreitet Caesar Julianus nochmals den Rhein und schließt mit weiteren Alamannenkönigen Friedensverträge. Bereits 378 wird deutlich, dass die Franken unter römischer Führung stark werden. In einer Schlacht bei Horburg im Elsaß (Argentovaria) werden die vom Lentienserkönig Priarius angeführten Alamannen durch das von den Franken angeführte römische Heer vernichtend geschlagen. 392 schließt Fl. Eugenius, der von Kaiser Theodosius I. nicht als Mitkaiser anerkannt wird, mit Alamannen einen Bündnisvertrag ab. 411 wird mit Unterstützung der Franken, Burgundern und Alamannen Fl. Iovinus zum Kaiser ausgerufen. 443 können sich die Alamannen über den Rhein hinweg ausdehnen.
451 n. Chr.
wird die wechselhafte Beziehung zwischen Römern und Alamannen besonders deutlich. In der Schlacht auf den Katalaunischen Feldern kämpfen Alamannen auf Seiten des Hunnenkönigs Attila und wohl auch auf römischer Seite.
454/55 n. Chr.
Mit dem Niedergang des weströmischen Reiches beginnt die Zeit der größten Freiheit und Ausdehnung der Alamannen.
496/97 n. Chr.
In der Schlacht von Zülpich gegen die Franken, deren König Chlodwig I. im Verlauf des Kampfes angeblich seine Taufe gelobt, unterwerfen sich die Alamannen, nachdem ihr (namentlich nicht genannter) König gefallen ist.
506/07 n. Chr.
Aus einem Brief Theoderichs des Großen an den Frankenkönig Chlodwig I. kann auf eine weitere Niederlage von Alamannen gegen Franken geschlossen werden. Der Ostgotenkönig nimmt einen Teil der Alamannen unter seinen Schutz.
537 n. Chr.
Der Ostgotenkönig Witigis überlässt dem Frankenkönig Theudebert I. unter anderem Churrätien und das Protektorat über „die Alamannen und andere benachbarte Stämme“. Damit befinden sich alle Alamannen unter fränkischer Herrschaft. Die Funde aus Oberflacht (570 n. Chr.) und Trossingen (580 n. Chr.) fallen also in eine Zeit, in der die Alamannen unter fränkischem Einfluss stehen.
Eine gewisse Autonomie haben die Alamannen innerhalb des fränkischen Reiches, da sie eigene Herzöge vorweisen, die über das eigene Herzogtum bestimmen. In den Folgejahren ist das Verhältnis zu den Franken durch Machtkämpfe charakterisiert.
B 3: Rekonstruktionszeichnung „Aufbahrung eines Toten“, nach dem „Sängergrab“ von Trossingen, Grab 58, |
746 n. Chr.
unterliegen die Alamannen endgültig der Macht der Franken. Der Karolinger Karlmann schlägt einen letzten Aufstand in Alamannien nieder und hält bei Cannstatt eine Versammlung ab, auf der die Verantwortlichen bestraft werden. Das alamannische Herzogtum erlischt.
- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Freiburg -