Mannheims Entwicklung zur modernen Industriestadt – ein Besuch der multimedialen stadtgeschichtlichen Ausstellung im MARCHIVUM

Hintergrund

Bedeutung


Am Beginn des 19.Jahrhunderts schien Mannheim eine Stadt ohne Zukunft zu sein. Um seine bayerische Erbschaft antreten zu können, musste Karl Theodor 1778 die Residenz nach München verlegen, wodurch eine Krise ausgelöst wurde. Hinzu kamen die Zerstörungen in den Revolutionskriegen und die Neuordnungen der politischen Landkarte. Die Kurpfalz wurde Teil des Großherzogtums Baden, wodurch sich Mannheim in einer zuvor nicht gekannten Randlage befand.

Als entscheidend für die weitere strukturelle Entwicklung der Stadt erwies sich hingegen die Wiedereinführung des Neckarstapels sowie die Bestimmung Mannheims als eine der drei ausschließlichen Ein- und Ausladestellen am badischen Rheinufer. Damit wurden entscheidende Voraussetzungen gelegt für den späteren Aufstieg Mannheims zur führenden südwestdeutschen Handelsstadt, der 1840 mit der Anlage des Rheinhafens zusätzliche Dynamik gewann. Hierzu gehörte auch der Beitritt Badens zum Deutschen Zollverein (1835) und damit das Niedersinken der früheren unseligen Zollschranken in dem Innern Deutschlands im allgemeinen und die Liberalisierung der Rheinschifffahrt im besonderen. Hier spielte die Mainzer Rheinschifffahrtsakte (1831) und die Mannheimer Rheinschifffahrtsakte (1868), die den abgabefreien und ungehinderten Transport von Menschen und Waren auf dem Rhein und seinen Nebenflüssen für alle Nationen garantierte eine entscheidende Rolle. Durch die gleichzeitige Veränderung der technischen Rahmenbedingungen, d.h. mit der Durchsetzung des neuen Verkehrsmittel Dampfschiff und die einzigartige Position als End- bzw. Anfangshafen der Großschifffahrt auf dem Rhein gewann Mannheim eine einzigartige Position.

Mannheim wurde 1840 durch den Rheinhafen, sowie die erste badische Eisenbahnlinie von Mannheim nach Heidelberg weiter begünstigt. Gerade die Verbindung von Schiff und Bahn, durch den forcierten Ausbau weiterer Hafenanlagen und die Eröffnung neuer Bahnstrecken (z.B. Mannheim-Basel), verlieh Mannheim die Stellung einer Verteilerzentrale deren Bedeutung bald weit über den süddeutschen Raum hinausreichte.

1865 gründete Friedrich Engelhorn die Badische Anilin- und Soda-Fabrik (BASF), die dann allerdings später nach Ludwigshafen am Rhein verlegt wurde. Aus der Farbenfabrik wurde bis heute das größte Chemieunternehmen der Welt. Der Vorläufer der Straßenbahn, die Pferdeeisenbahn wurde 1878 eröffnet. 1880 wurde von Werner von Siemens der erste elektrische Aufzug in Mannheim vorgestellt. 1886 ließ Carl Benz sein „Veloziped mit Ligroingasmotor“ patentieren und machte am 3. Juli seine erste Probefahrt: die Geburtsstunde des Automobils. 1895 begann Mannheim mit dem Bau des Industriehafens.

Dieser Wandel Mannheims von einem Handels- zu einem Industriezentrum vollzog sich unter einer gewaltigen flächen- und bevölkerungsmäßigen Ausdehnung. Die Gemarkungsfläche der Stadt vergrößerte sich um fast 350 Prozent durch die Eingemeindungen Käfertals (1897), Neckaraus (1899), Feudenheims (1910) sowie Sandhofens und des Rheinau-Gebiets (1913). Zwischen 1867 und 1930 fand eine Verneunfachung der Einwohner von Mannheim und Ludwigshafen, von 42.000 auf 385.000 statt. Der erste Abschnitt der elektrischen Straßenbahn ging 1900 in Betrieb.

1907 feierte Mannheim sein 300-jähriges Stadtjubiläum. Die Kunsthalle wurde eröffnet und der Industriehafen einweiht. Dort siedelten sich eine Reihe wichtiger Unternehmen an und es entsteht eine neue Gesellschaftsschicht. Mannheim wurde zur wichtigsten Industrie- und Handelsstadt des Südwestens.


- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte an der ZSL-Regionalstelle Mannheim  -


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