Ulm wird evangelisch – eine Glaubensentscheidung oder politisches Kalkül?
Methodenvorschlag
Verlaufsplanung mit Materialien
Zeit/ Phase |
Inhalte/ methodische Hinweise |
Material | ||
G | M | E (G8/G9) | ||
1. Doppelstunde: Vorgeschichte zur Reformation in Ulm – Die zögerlichen Anfänge zwischen Gewissen und Gehorsam |
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Impuls |
Lehrkraft schreibt die drei Glaubensgrundsätze von Martin Luther auf die Tafel: - sola fide Gemeinsame Besprechung dieser Grundsätze: - Was bedeuten diese Grundsätze? (ggf. Übersetzung vorgeben) |
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Arbeitsphase 1 |
Variante 1 (Schwerpunkt: Inhalt des Gesuches) Die Lehrkraft teilt AB 1 aus. Nach gemeinsamem Lesen werden die Aufgaben bearbeitet. Die Schüler sollen erkennen, dass der Geist der Reformation auch in Ulm angekommen ist. Im Unterrichtsgespräch soll hervorgehoben werden, dass die Initiative von Seiten der Bürger ausgegangen ist. Offenbar war es für die Bürger eine echte Gewissensfrage, die Konfession zu wechseln. |
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Variante 2 (Schwerpunkt: Methodik Quellenarbeit) Streng genommen ein Bruch im didaktischen Aufbau der Stunde; er kann aber in Kauf genommen werden, wenn die Lehrkraft einmal exemplarisch zeigen möchte, welche Schwierigkeiten sich ergeben, wenn man mit den Originalquellen arbeiten möchte. Zudem besitzt das Original immer eine eigene Anziehungskraft („So sieht das Gesuch in echt aus.“). Hierfür zeigt die Lehrkraft die Abbildung von AB 2 (Auszug aus dem Gesuch) und fordert die Schüler auf, den Text vorzulesen. Das werden sie aller Wahrscheinlichkeit nach nicht können – daraus ergibt sich die Frage nach den Gründen. Nach Austeilen von AB 2 werden die Schüler weitere Gründe finden, warum das Arbeiten selbst mit einer Transliteration eine besondere Herausforderung ist. Evtl. kann man die Schüler auffordern, einen Abschnitt der Transliteration in modernes Deutsch zu übertragen. |
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Überleitung |
Einordnung in den historischen Zusammenhang: Die Schüler sollen erkennen, dass es einen engen Zusammenhang zwischen Reichspolitik und den Ereignissen in Ulm gibt. Dafür fasst die Lehrkraft den Inhalt von AB 3 als kurzen Lehrervortrag zusammen. Das Ergebnis des Bürgerentscheids sollte den Schülern noch vorenthalten werden, damit die Spannung erhalten bleibt. |
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Arbeitsphase 2 |
Diskussion in der Bürgerschaft: Die Schüler sollen die Perspektive der Bürger einnehmen und mögliche Vor- und Nachteile eines Religionswechsels abwägen. |
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Vertiefung oder Hausaufgabe |
Ergebnis des Bürgerentscheids: Bevor die Lehrkraft das Ergebnis des Bürgerentscheids verrät, lässt sie die Schüler die Prozentzahl schätzen. Umso nachdrücklicher wird der hohe Prozentsatz von fast 87% wirken. Dieses Ergebnis muss aber problematisiert werden. Zwar signalisiert das Ergebnis, wie wichtig den Ulmern Vollbürgern die Reformation ist, aber auf der anderen Seite war der Bürgerentscheid keine demokratische Entscheidungsfindung. Zwecks Ergebnissicherung soll AB 3 ausgeteilt werden. Die Aufgaben a-c als Hausaufgabe dienen zur Vertiefung. |
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2. Doppelstunde: Die Umsetzung der Reformation |
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Besprechung der Hausaufgabe | Da die Zusammenhänge ziemlich komplex sind, sollte die Hausaufgabe, insbesondere Aufgaben a) und b), besprochen werden. |
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Impuls |
Einstiegsfragen: - Welche Probleme können sich bei der Umsetzung der Reformation ergeben? |
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Arbeitsphase 1 |
Die Lehrkraft teilt AB 5 aus. Gemeinsames Lesen, Klären von Verständnisfragen. Das gemeinsame Lesen kann als Lesestaffel organisiert werden (z.B. Lesen bis Fehler oder reihum, jeder Schüler einen Satz). Anschließend werden die Aufgaben besprochen. Der Schwerpunkt soll auf den Aufgaben b) und c) liegen. Zu b): Die Motive des Rats für den Konfessionswechsel. Dies soll problematisiert werden. Inwiefern könnte der Ulmer Rat seine neuen Möglichkeiten missbrauchen/positiv nutzen? Zu c): Die Schüler erkennen den engen Zusammenhang zwischen Schwäche des Kaisers und Entfaltung der Reformation. Evtl. könnte man noch die spekulative Frage anhängen, ob sich die Reformation auch ohne die Schwäche des Kaisers hätte durchsetzen können. |
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Überleitung |
Ausgehend vom Grundsatz „sola scriptura“ muss sich der Rat für eine bessere Schulbildung einsetzen. - Wie stellt ihr euch den idealen Lehrer vor? |
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Arbeitsphase 2 |
Die neue Kirchenordnung über das Schulwesen: Die Lehrkraft teilt AB 6a aus. Jeder Schüler liest für sich den Quellentext durch und bearbeitet die Aufgaben a) und b). Die Schüler sollen erkennen, dass an die Lehrer nicht nur fachliche, sondern vor allem auch sittliche Anforderungen gestellt wurden. Unterricht sollte die Schüler zu tugendhaften und gläubigen Christen erziehen. Schule und Religion waren aufs Engste verknüpft. |
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Gegenwartsbezug |
Vergleich Schule damals - heute: Hierbei kann beleuchtet werden, welche Traditionen/Anforderungen an Schüler, Lehrer, Bildungsplan sich bis in die Gegenwart gehalten haben, und welche sich den Zeiten angepasst haben. |
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Abrundung |
Ulm wird evangelisch – Eine Glaubensentscheidung oder politisches Kalkül? Bei dieser Abschlussfrage müssen die Schüler die Inhalte der letzten Arbeitsphasen nochmals reflektieren. Sie werden erkennen, dass die Reformation sowohl von den Bürgern als auch von der Obrigkeit getragen wurde. Die Motive waren z.T. unterschiedlicher Natur. Dass auch politisches Kalkül dahinter steckte, kann mit der Synopse auf AB 7 nochmals verdeutlicht werden. |
AB 7 | AB 7 | AB 7 |
- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Tübingen -
Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
Quelle: https://www.schule-bw.de
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